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: Tripper und Co. wieder auf dem Vormarsch

von Michaela Waldow
15.01.2023 | 15:01 Uhr
Sexuelle Infektionen bis 2030 stark einzudämmen, ist ein Ziel der Vereinten Nationen. Doch die Infektionszahlen sind weiterhin zu hoch - auch in Deutschland sind sie gestiegen.
Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten nehmen zu.Quelle: Imago
Sexuell übertragbare Krankheiten bis 2030 so einzudämmen, dass sie keine Gefahr mehr darstellen, ist eines der Nachhaltigkeitsziele der UN. Bei den HIV-Neuinfektionen ist es bislang gelungen, dass sich die Zahlen dank Aufklärung, frühen Therapien und Prophylaxe auf einem stabilen Niveau befinden.
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Während sich also die HIV-Infektionszahlen stabilisiert haben, nahmen die Fälle anderer sexuell übertragbarer Infektionen wie Syphilis, Gonorrhö (Tripper), Hepatitis B und Chlamydien hingegen stark zu.
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Mehr als 500.000 Menschen stecken sich jedes Jahr in Europa und Großbritannien mit einer Geschlechtskrankheit an. Bei den 15 bis 49-Jährigen stiegen die Syphilis-Fälle Vergleich von 2010 zu 2019 um 87 Prozent, Gonorrhö-Fälle nahmen in dieser Altersgruppe sogar von rund 35.000 auf 118.000 zu. Darin sind die Zahlen von Deutschland nicht mal enthalten, da Tripper in Deutschland (mit Ausnahme in Sachsen) nicht meldepflichtig ist.
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In Deutschland waren die Zahlen der Syphilis-Infektionen 2019 auf dem Höhepunkt, 8.000 Fälle wurden beim Gesundheitsamt gemeldet (2010 waren es rund 3.000), sank bis 2022 wieder auf knapp 5.800. Die mit Abstand höchsten Inzidenzen wurden auch 2022 wieder wie die Jahre zuvor in den Ballungsgebieten Berlin und Hamburg registriert.

Hepatitis-B-Fälle gestiegen

Die Zahl der gemeldeten Hepatits-B-Fälle ist dafür seit 2021 sprunghaft gestiegen. Das hängt aber nicht unbedingt mit einem rasanten Anstieg der tatsächlichen Ansteckungen, sondern mit mehr entdeckten symptomlosen Infektionen zusammen. Denn: Seit Oktober 2021 kann in der Vorsorgeuntersuchung kostenlos ab 35 Jahren ein Test auf Hepatitis B und C mitgemacht werden. Die Dunkelziffer liegt trotzdem wohl weit höher.
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Weltweit jeder vierte Mensch ist inzwischen mit einer Geschlechtskrankheit infiziert. Bei den jüngeren sexuell Aktiven sind besonders Chlamydien weit verbreitet, die WHO geht insgesamt von jährlich weltweit 127 Millionen Neuinfektionen aus. Die Zahlen für Deutschland können nur geschätzt werden, denn außer in Sachsen ist auch diese Infektion nicht meldepflichtig. Das Robert Koch-Institut schätzt die Zahl auf rund 300.000 Neuinfektionen im Jahr.

Die häufigsten Geschlechtskrankheiten:

Chlamydien

Chlamydien-Infektionen gehören zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten weltweit. Die Infektion mit dem bakteriellen Erreger führen vor allem zu Entzündungen der Harnröhre, des Genitaltrakts und des Enddarms. Sie verläuft meistens unbemerkt oder nur mit leichten Symptomen. Sie kann bei Männern und Frauen zu Unfruchtbarkeit führen.

Gonorrhö

Die Gonorrhö, umgangssprachlich als Tripper bezeichnet, wird durch Gonokokken, einem bakteriellen Erreger, verursacht. Sie ist laut Schätzung der WHO mit ca. weltweit 87 Millionen Erkrankungsfällen pro Jahr die dritthäufigste sexuell übertragbare Infektion, die häufig symptomlos, dennoch ansteckend verläuft. Unbehandelt kann sich die Infektion ausweiten und zu Unfruchtbarkeit führen.

Hepatitis B

Eine durch Viren ausgelöste Leberentzündung, die meistens bei ungeschütztem Sex übertragen wird. Etwa fünf bis zehn Prozent der Infizierten entwickeln ohne Behandlung eine chronische Leberentzündung und das Risiko der Entstehung von Leberkrebs steigt.

Syphilis

Syphilis wird durch bakterielle Erreger verursacht, am häufigsten durch sexuelle Kontakte übertragen und gehört zu den weit verbreiteten Infektionskrankheiten. Eine unbehandelte Syphilis entwickelt bei circa einem Drittel der Infizierten im Spätstadium Nerven- und Organschäden sowie anderen Komplikationen.
Über eine Million Menschen stecken sich weltweit täglich mit einer Geschlechtskrankheit an. Meistens verlaufen die Infektionen symptomlos, weshalb sie unerkannt bleiben und daher unwissend weiterverbreitet werden. Unbehandelt können sie aber ernste Folgen haben, können zu Unfruchtbarkeit, Leberzirrhose, Krebs, Schwangerschaftskomplikationen oder anderen Organschäden führen. Die WHO spricht daher von einer stillen Epidemie.
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Die WHO empfiehlt zur Erreichung der 2030-Ziele Maßnahmen wie Aufklärung, Prävention, Testmöglichkeiten und Therapien zur Eindämmung der Geschlechtskrankheiten. Vorbeugend gibt es zum Beispiel gegen Hepatitis B eine Impfung. Das Risiko einer Ansteckung beim Sex lässt sich zwar nicht vollständig verhindern, Kondome aber können das Risiko deutlich senken.
Sollte man sich trotzdem infiziert haben, könnten regelmäßige Tests auch die symptomlosen Infektionen erkennen, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Und in der Anfangsphase sind die Krankheiten zudem mit frühzeitig einsetzenden Therapien meistens gut behandel - oder sogar heilbar.