: Petfluencer - Leid für Likes?

von Andrea Zimmermann
19.05.2024 | 13:40 Uhr
Tiere sorgen auf Social Media für Millionen Klicks. Für sogenannte Petfluencer ein gutes Geschäft. Doch zu welchem Preis für Hund, Katze und Co.?

Igel mit Hut, Hunde in Kostümen und Geparden auf dem Sofa sorgen für Klicks auf Social Media.

19.05.2024 | 28:37 min
Die Deutschen sind tierverrückt: 2023 lebten 34,3 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Vögel in Haushalten in Deutschland. Hinzu kamen zahlreiche Fische und Terrarientiere. Mehr als sieben Milliarden Euro setzt der Haustiermarkt jährlich um.
Die Unternehmen bewerben ihre Produkte gerne auf Social Media. Hier kommen die sogenannten Petfluencer ins Spiel: Für sie geht es um lukrative Werbedeals. Die Bezeichnung Petfluencer setzt sich aus "Pet" - also Haustier - und "Influencer" zusammen.

Hunderhalter*innen in Niedersachsen müssen einen "Hundeführerschein" haben, der zeigt, dass sie ihren Hund im Griff haben.

07.05.2024 | 03:08 min

Petfluencer mit großem Marktwert

Petfluencer aus den USA sind die Superstars der internationalen Szene. Einer von ihnen ist der Pomeranian "Jiffpom" mit mehr als neun Millionen Followern. Der Zwergspitz trat schon in einem Musikvideo von Katy Perry auf und hat seine eigene Modekollektion. Das alles zahlt sich aus. Schätzungen zufolge kann seine Besitzerin mit einem Instagram-Post bis zu 45.000 US-Dollar verdienen. Der Marktwert des kleinen Hundes liegt bei 25 Millionen Dollar.

Social-Media-Trends, die Tierleid auslösen können

Die Welttierschutzgesellschaft e.V. warnt: Werden Hunden kleine Herzen oder Glitzer-Pailletten auf die Schnauze geklebt, besteht die Gefahr des Einatmens dieser Kleinteile - mit möglicherweise ernsthaften Folgen. Werden Katzen künstlich aufgerichtet und mit Accessoires um den Körper zum "Bauchtanz" vorgeführt, ist dies eine unnatürliche Situation, auf die das Tier verängstigt reagiert.

Auch andere Verkleidungen wie Sonnenbrillen und bewegungseinschränkende Tücher im Kopfbereich oder das (ungesicherte) Sitzen im Vorderbereich eines fahrenden Autos sind keine unterhaltsamen Inhalte für Social Media, sondern eine potenzielle Gefahr für die Tiere.

Stunts und Challenges: Hunde auf Skateboards können sich den Rücken brechen, Katzen, die beim Fressen erschreckt werden, leiden oft unter einem Trauma. Solche Aktionen schädigen nachhaltig das Verhältnis zwischen Tieren und Menschen, so die Medizinische Kleintierklinik der LMU München.

Auch in Deutschland wächst der Markt für Petfluencing. Doch es gibt kritische Stimmen, die das Tierwohl in Gefahr sehen. Die Welttierschutzgesellschaft e.V. mit Sitz in Berlin untersuchte 50 der reichweitenstärksten Petfluencer-Profile aus dem deutschsprachigen Raum auf mögliches Tierleid.

Tierärztin Judith Schönenstein zeigt Erste-Hilfe-Maßnahmen für verletzte Haustiere.

03.07.2023 | 08:05 min
Die Tierschützerin Wiebke Plasse stellte fest:
Bei mehr als zwei Dritteln der Profile fanden wir kritische Inhalte. Dabei kritisieren wir vor allem die Haltung von Wildtieren als Haustiere und Qualzuchten.
Wiebke Plasse, Tierschützerin
"24 Profile stellen Rassen dar, die Ausprägungen für Defektmerkmale aufweisen, die für die betroffenen Tiere oder ihre Nachkommen lebenslange Schmerzen, Qualen und Leid zur Folge haben können. Bei weiteren sechs Profilen, die zum Beispiel Nacktkatzen oder Katzen der Rassen Bengal oder Scottish Fold darstellen, handelt es sich um eindeutige Defektzuchten."
Quelle: ZDF

Tierleid auf Social Media - wer trägt die Verantwortung?

Neben den Qualzuchten gibt es auf Social Media oft auch vermenschlichte Inszenierungen mit Verkleidungen, die eine Gefahr für die Tiere darstellen oder verhindern, dass sie sich artgerecht verhalten können. Besonders schlimm sei es, wenn es sich dabei um Wildtiere handelt, so Wiebke Plasse.

Die Tierliebe in Deutschland ist groß, aber immer mehr Hunde sind wegen ihres täglichen Leidens durch die Qualzucht im Tierheim.

25.04.2024 | 02:44 min
Sie sieht vor allem die Halter der Tiere in der Verantwortung, aber auch die Follower, die mit ihren Likes und Kommentaren den Algorithmus beeinflussen und dafür sorgen, dass mehr Menschen die Beiträge sehen.
Die Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok müssen zur Verantwortung gezogen werden, denn über sie werden diese tierschutzgefährdenden Inhalte verbreitet.
Wiebke Plasse, Tierschützerin

"Privatzoos" ermöglichen Umgehen von Regeln in VAE

In Dubai gibt es einen gefährlichen Trend: Dort werden Löwen, Tiger und Geparden für Social-Media-Posts benutzt. Das Halten von wilden Tieren in Privatwohnungen ist zwar seit 2016 in den Vereinigten Arabischen Emiraten verboten, doch wer einen Privatzoo anmeldet, kann diese Tierschutzregelungen umgehen.

Blutkonserven können in manchen Situationen auch für Tiere überlebenswichtig sein. Einmal im Monat veranstaltet die Tierklinik Frank in Freiburg deshalb einen Blutspendetag für Hunde und Katzen.

27.12.2023 | 01:46 min
Kinda Jabi von der Tierschutzorganisation ifaw setzt sich für die Rechte der Tiere auf Social Media ein: "Wir kontrollieren die Halter*innen der Tiere und zeigen Verstöße gegen den Tierschutz an. Häufig werden die Tiere mit Beruhigungsmitteln betäubt, damit sie vor der Kamera stillhalten und bei einem Selfie die Menschen nicht attackieren." Es gehe bei der Arbeit von ifaw vor allem um Aufklärung. "Damit haben wir schon viele Menschen in den Vereinigten Arabischen Emiraten erreicht. Das ist eine erfreuliche Entwicklung."

Sendehinweis planet e

Das ZDF zeigt die planet-e-Doku "Tiere auf Instagram - Leid für Likes?" am Sonntag, 19. Mai 2024, um 15.45 Uhr im TV. Sie ist jederzeit in der ZDFmediathek sowie in diesem ZDFheute-Beitrag zu sehen.

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