: Weitere Todesopfer von Sektenkult gefunden

14.05.2023 | 11:00 Uhr
Sie sollten fasten, "um Jesus zu begegnen", predigte ein Pastor in Kenia seinen Anhängern. Viele hungerten sich zu Tode. Inzwischen wurden mehr als 200 Tote entdeckt.
In Kenia ist nach dem Fund von weiteren Leichen die Zahl der Todesopfer eines extremen Sektenkults auf über 200 gestiegen. Nahe der Küstenstadt Malindi im Süden des Landes seien am Samstag in einem Wald weitere 22 leblose Körper gefunden worden, teilte Regionalkommissarin Rhoda Onyancha mit. Damit stieg die Gesamtzahl der Opfer auf 201.
Polizeiangaben zufolge sind die meisten davon gestorbene Anhänger der Sekte von Paul Nthenge Mackenzie. Dieser soll den bisherigen Ermittlungen zufolge seine Anhänger dazu aufgefordert haben, zu fasten, "um Jesus zu begegnen".

Verdacht auf Organhandel

In dem Waldgebiet nahe Malindi sind seit April 50 Massengräber mit mutmaßlichen Anhängern der christlichen Sekte "Internationale Kirche der guten Nachricht" entdeckt worden. Den bisherigen Ermittlungen zufolge hatte sich ein Großteil der Opfer auf Geheiß von Sektenführer Mackenzie zu Tode gehungert. Einige Opfer wurden demnach aber auch erwürgt, totgeprügelt oder erstickt. Unter ihnen waren demnach mehrere Kinder.
Die Zahl der Opfer einer "Hungersekte" in der Küstenregion des Landes ist auf mehr als 200 gestiegen. (Archivbild)Quelle: Reuters
Auch dem Verdacht auf Organhandel wird nachgegangen, weil einigen Opfern Organe fehlten. Bei der Suchaktion wurden auch dutzende Überlebende gerettet, mehr als 600 Menschen werden Onyancha zufolge vermisst. Der Kommissarin zufolge wurden bisher 26 Menschen im Zusammenhang mit dem "Massaker im Wald von Shakahola" festgenommen.

Verantwortlicher Pastor vor Gericht

Der Pastor wurde bereits im April festgenommen. Gegen ihn wird wegen Straftaten mit Terrorbezug ermittelt. Er sitzt derzeit in Untersuchungshaft und war mit einem Antrag auf Freilassung auf Kaution gescheitert.
Die Polizei hatte im April 15 abgemagerte Gemeindemitglieder von dem mehr als 320 Hektar großen Grundstück des Pastors an der kenianischen Küste gerettet. Vier von ihnen starben, nachdem sie in ein Krankenhaus gebracht worden waren. Der Pastor hatte erklärt, er habe seine Kirche 2019 geschlossen und sei auf sein Anwesen in einem Waldgebiet gezogen, um dort Ackerbau zu betreiben.
Angesichts des Massakers ist in Kenia eine Debatte über Regeln für die Religionsausübung entbrannt. In dem überwiegend christlichen Land existieren nach offiziellen Angaben 4.000 unterschiedliche religiöse Strömungen, die sich als "Kirchen" bezeichnen.
Quelle: AFP, AP

Mehr zu Kenia