: Warum Kenia für Scholz "Klimachampion" ist

05.05.2023 | 15:54 Uhr
In Ostafrika macht der Kanzler Halt in Kenia. Das Land gilt als Energiewende-Vorreiter und mischt beim grünem Wasserstoff weit vorne mit - ein Rezept gegen Energiemangel.

Bundeskanzler Scholz ist im Rahmen seiner Ostafrikareise von Kenias Präsident Ruto in Nairobi empfangen worden. Zentrales Thema des Treffens war der Ausbau erneuerbarer Energien.

05.05.2023 | 00:22 min
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Kenia am zweiten Tag seiner Afrika-Reise für seine Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel gedankt. "Kenia ist ein inspirierender Klimachampion", sagte Scholz am Freitag nach einem Treffen mit William Ruto, dem Präsidenten des ostafrikanischen Landes. Gerade in die Entwicklung von grünem Wasserstoff setzen die Deutschen große Hoffnung als Gegenmittel gegen den Energiemangel. Kenia mit seinen riesigen Flächen und leichtem Zugang zu Wind- und Sonnenergie könnte hier zu einem der zentralen Produzenten werden.
Kenia will schon ab 2030 allen Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Staatschef Ruto unterstrich denn auch seinen Einsatz für den Klimaschutz mit der Ankündigung, dem internationalen Klimaclub beitreten zu wollen.
Die Besichtigung des Geothermiekraftwerks in Olkaria ist ein Highlight der Reise:

Kenia ist Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien.

05.05.2023 | 02:38 min

Kenia will Klimaclub beitreten

Die Staatengruppe demokratischer Wirtschaftsmächte (G7) hatte den Club Ende 2022 ins Leben gerufen. Dabei wollen besonders ehrgeizige Länder im Kampf gegen die Erderwärmung zusammenarbeiten. Scholz hatte den Klimaclub zu Beginn der deutschen G7-Präsidentschaft 2022 angestoßen.
In Nairobi sagte der kenianische Staatschef William Ruto, sein Land wolle dabei "eine federführende Rolle übernehmen". Scholz sagte, er sei "ganz besonders froh", dass sich Kenia bereit erklärt habe, im "Klimaclub mitzuarbeiten".
Auf der Weltklimakonferenz war 2022 ein Klimafonds beschlossen und das 1,5-Grad-Limit bestätigt worden:

Kenia fordert mehr Unterstützung

Ruto forderte gleichzeitig auch mehr Engagement von den Industriestaaten bei der Unterstützung Afrikas im Kampf gegen den Klimawandel. Für die Klimafinanzierung müssten sie mehr Geld bereitstellen und neben Geldern für Klimaanpassung und Kompensationen für Klimakatastrophen auch Investitionen in nachhaltige Wirtschaftsprojekte fördern.
Damit können wir unser Potenzial für grünes Wachstum freisetzen.
William Ruto, Präsident Kenia
Es sei unfair, sagte Ruto bereits Ende April in Nairobi, dass entwickelte Länder weiterhin ihre Industrie mit fossilen Energien antreiben.

Kenia als Vorreiter

Kenia ist der größte Handelspartner Deutschlands in Ostafrika. Die Bundesregierung sieht Potenzial für eine "Energie- und Klimapartnerschaft". Das Land gilt als Vorreiter der Energiewende und gewinnt je nach Schätzung zwischen 80 und 92 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen. Damit liegt das ostafrikanische Land weltweit im oberen Drittel.
Erdwärme, auch Geothermie genannt, ist schon jetzt die größte Energiequelle in Kenia. Grün, verlässlich, wetterunabhängig. Potenziell könnten mit Erdwärme in Kenia etwa zehn Gigawatt produziert werden, bisher wird nur rund ein Zehntel davon genutzt.
Wie werden wir in Zukunft heizen?

Rutos Ziel: Bis 2030 komplette Energiegewinnung klimafreundlich

Wenn es nach Präsident William Ruto geht, dann soll bis 2030 die komplette Energiegewinnung klimafreundlich sein. Neben Erdwärme wird auch durch Wasserkraft nachhaltig Energie gewonnen, doch deren Verfügbarkeit nimmt aufgrund der immer häufiger werdenden Dürren in Ostafrika kontinuierlich ab.
Ausgebaut wird dafür die Windkraft. 2018 wurde im Norden des Landes in der Region Turkana die größte Windfarm auf dem Kontinent eröffnet.
Das Potenzial des afrikanischen Kontinents für die Produktion erneuerbarer Energien ist 50 Mal so groß wie der prognostizierte globale Energiebedarf 2040.
William Ruto, bei seinem Deutschland-Besuch im März

Wasserstoff-Technologie noch nicht marktreif

Auch grüner Wasserstoff ist ein Thema in Kenia, womit sich ein Teil der Delegation des Kanzlers während des Besuchs beschäftigt, gemeinsam mit kenianischen Wirtschaftsvertreterinnen und -vertretern.
Die Technologie ist zwar noch nicht marktreif. Aber beide Länder hoffen, mit dem Durchbruch der Wasserstofftechnologie bald auch einen Durchbruch beim Aufbau klimaneutraler Industrien schaffen zu können.
Bis 2050 soll die Nordsee zum größten Energielieferanten Europas werden:

Kritik am schnellen Ausbau

Menschenrechtler warnen jedoch davor, dass beim schnellen Ausbau auch nachhaltiger Energien die lokale Bevölkerung nicht genug in die Entscheidungsprozesse eingebunden und im schlimmsten Fall einfach vertrieben und enteignet wird. Gegen die Windkraftanlage in Turkana hatte eine Gruppe geklagt und Recht bekommen, doch am Ende drehen sich die Turbinen weiter.
Die Zahlen müssen allerdings im Kontext betrachtet werden. Kenia produziert laut der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien rund 12 Gigawattstunden (GWh) Strom, das deutlich stärker industrialisierte Deutschland fast 50 Mal so viel.
Darum besucht der Bundeskanzler Ostafrika:
Quelle: dpa, AFP, epd

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