: Treibhausgase so niedrig wie seit den 50ern

04.01.2024 | 08:17 Uhr
In Deutschland wurden 2023 so wenig Treibhausgase wie seit sieben Jahrzehnten nicht mehr ausgestoßen. Das liegt aber nicht nur an klimafreundlichen Alternativen.
Weniger Emissionen - das liege auch am Schwächeln der Industrie, sagt Agora EnergiewendeQuelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild
Deutschland hat nach vorläufigen Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende im vergangenen Jahr so wenig Treibhausgase produziert wie seit sieben Jahrzehnten nicht mehr. Demnach ist der CO2-Ausstoß gegenüber 2022 um 73 Millionen Tonnen auf insgesamt 673 Millionen Tonnen gesunken, was einem Rückgang von 46 Prozent im Vergleich zu 1990 entspreche.
Das geht aus einer Studie mit dem Titel "Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2023" hervor.
Die Emissionen haben 2023 den tiefsten Stand seit den 1950er Jahren erreicht. Gleichzeitig handelt es sich um den größten Rückgang von Jahr zu Jahr in diesem Zeitraum.
Simon Müller, Deutschland-Direktor von Agora
Für die Zeit vor der Wiedervereinigung haben die Autoren Daten zum Ausstoß an Treibhausgasen aus der Bundesrepublik und der DDR zusammengerechnet. Allerdings: Einen dauerhaften Erfolg für den Klimaschutz stellt das Rekordjahr nach Analyse der Fachleute nicht dar.

Eine Studie der Denkfabrik Agora Energiewende zeigt: Der Ausstoß an Treibhausgasen ist so gering, wie seit 70 Jahren nicht mehr. Frank Bethmann berichtet, wo der Haken ist.

04.01.2024 | 01:16 min

Deshalb sind die Treibhausgase gesunken

Nur rund 15 Prozent des Rückgangs führen die Studienautoren auf dauerhafte Einsparungen zum Beispiel durch den Ausbau erneuerbarer Energien, eine effizientere Nutzung von Energie und dem Umstieg auf klimafreundlichere Brennstoffe zurück. Etwa die Hälfte geht demnach auf kurzfristige Effekte wie den geringeren Stromverbrauch zurück.
Die niedrigeren Emissionen liegen auch am Schwächeln der deutschen Industrie, insbesondere die Produktion der energieintensiven Industrie brach ein. "Der krisenbedingte Produktionseinbruch schwächt den Industriestandort Deutschland. Wenn in der Folge Emissionen lediglich ins Ausland verlagert werden, ist auch für das Klima nichts gewonnen", betonte Müller.
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Hauptgrund für die bessere Klimabilanz ist laut Agora aber, dass im vergangenen Jahr weniger Strom aus dem klimaschädlichen Verbrennen von Kohle gewonnen wurde.
Die Emissionen aus der Stromerzeugung sanken demnach um 46 Millionen auf 177 Millionen Tonnen CO2 und haben sich damit im Vergleich zu 1990 mehr als halbiert. CO2 oder Kohlendioxid umfasst hier wie üblich andere Treibhausgase, die zur besseren Vergleichbarkeit in CO2 umgerechnet wurden.
Dass wiederum weniger Kohle verstromt wurde, habe am preisbedingten Rückgang beim Stromverbrauch um 3,9 Prozent gegenüber 2022 gelegen. Infolge der Ukraine-Krise waren die Energiepreise gestiegen. Europaweit habe es außerdem ein starkes Jahr für Strom aus erneuerbaren Energien gegeben, so die Studienautoren. Zudem legten die erneuerbaren Energien auch in Deutschland zu.

Die Klimaschutzpolitik der Bundesregierung ist rechtswidrig, urteilt ein Gericht. Die Ampel muss Sofortprogramme für mehr Klimaschutz im Verkehr und bei Gebäuden auflegen.

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Gebäude und Verkehr verfehlen Ziele deutlich

Agora geht davon aus, dass der Gebäudesektor zum vierten Mal in Folge sein Klimaziel nicht geschafft hat. Die Emissionen hier sanken den Berechnungen zufolge nur um 3 Millionen auf 109 Millionen Tonnen CO2, was am geringeren Heizbedarf wegen milder Witterung gelegen habe. Der Sektor liegt damit 8 Millionen Tonnen über dem nötigen Pfad zur Erreichung des Ziels für 2030.
Der Verkehrssektor hat demnach zum dritten Mal in Folge das im Klimaschutzgesetz festgelegte Ziel verfehlt. Hier sind die Emissionen laut Agora ebenfalls um 3 Millionen auf 145 Millionen Tonnen CO2 gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das sind 12 Millionen Tonnen über dem aktuellen Zielpfad. Der Anteil von Elektroautos an den Neuzulassungen stagnierte.
Quelle: dpa

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