: So wurden rund 35 Tonnen Kokain abgefangen

17.06.2024 | 17:31 Uhr
Der bislang größte Kokainfund in Deutschland: Mehr als 35 Tonnen wurden sichergestellt. Die Ermittler berichten nun, wie dieser Schlag gegen die Organisierte Kriminalität gelang.

35 Tonnen Kokain wurden 2023 im Hamburger Hafen beschlagnahmt. Jetzt gelang offenbar der Schlag gegen Drogenbanden dahinter. Die Pressekonferenz der Ermittler bei ZDFheute live.

17.06.2024 | 57:02 min
Nach dem bislang größten Schlag gegen den internationalen Kokainhandel in einem deutschen Ermittlungsverfahren haben die Sicherheitsbehörden am Montag nähere Angaben zu den Dimensionen und Hintergründen des Falls gemacht.
Bei der bereits im vergangenen Jahr abgefangenen Drogenmenge habe es sich um 35,5 Tonnen im Straßenverkaufswert von etwa 2,6 Milliarden Euro gehandelt, teilten Vertreter von Staatsanwaltschaft, Polizei und Zoll in Düsseldorf mit. Rund 24,5 Tonnen Kokain wurden den Angaben zufolge in Seefrachtcontainern im Hamburger Hafen beschlagnahmt.

Kokainfund: Kolumbianische Behörden gaben Hinweis

Ausgelöst wurden die Ermittlungen demnach durch Hinweise von kolumbianischen Behörden. Fahnder des Zolls und des Landeskriminalamts in Baden-Württemberg identifizierten anschließend insgesamt neun Frachtcontainer und ließen diese abfangen. Acht Verdächtige im Alter von 30 bis 54 Jahren sollen hinter dem Schmuggel stecken. 
Sie sollen mit weiteren, noch unbekannten Mittätern eine Vielzahl von Scheinfirmen gegründet haben, um darüber Kokain aus Südamerika zu schmuggeln. Die Mittäter halten sich laut Behörden wohl in der Türkei auf. Zu den Verdächtigen in dem Verfahren gehören nach Angaben der Ermittler unter anderem zwei Geschäftsleute aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

Organisierte Kriminalität sei grenzüberschreitend koordiniert, so Prof. Arndt Sinn. Hätten Ermittler international zusammengearbeitet, sei das bisher immer erfolgreich gewesen.

17.06.2024 | 09:13 min
Nordrhein-Westfalens Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) sprach von einem "Coup" der deutschen Sicherheitsbehörden. Die Beschlagnahmung und Vernichtung einer derart großen Kokainmenge sei ein "präziser Kinnhaken, der den Drogenbossen wehtut". Es handle sich um die bislang größte "Gesamtsicherstellungsmenge" von Kokain in einem von deutschen Behörden geführten Ermittlungsverfahren, betonte der Leiter des Zollkriminalamts, Tino Ingelmann.

"Neue Dimension der Zufuhr von Kokain"

Drogenkartelle organisieren den Schmuggel von Kokain aus südamerikanischen Anbauländern wie Kolumbien und Peru inzwischen hauptsächlich in Containern über den normalen Seefrachtverkehr. Europäische Häfen wie Rotterdam in den Niederlanden, Antwerpen in Belgien sowie Hamburg gelten als Einfallstore. Erst im Februar gründeten mehrere EU-Staaten, darunter Deutschland, eine gemeinsame Allianz gegen den zunehmenden Kokainschmuggel über ihre Häfen.

Jan Reinecke vom Bund Deutscher Kriminalbeamter warnt vor der Organisierten Kriminalität im Hamburger Hafen. Bei den Sicherheitsmaßnahmen gebe es einen wahnsinnigen Nachholbedarf.

17.06.2024 | 14:19 min
Deutschland stehe "vor einer neuen Dimension der Zufuhr von Kokain", sagte der Leiter des Zollfahndungsamts in Stuttgart, Ronald Lenz. Im aktuellen Fall hätten die Hinweise aus Kolumbien zu einem Geschäftsmann aus Mannheim geführt, der einen verdächtigen Container habe importieren wollen. Davon ausgehend sei dann ein Netz von rund hundert Briefkastenfirmen entdeckt worden, über das der Versand weiterer Schmuggelcontainer organisiert wurde.
Neun dieser zur Tarnung unter anderem mit Obst beladenen Container wurden nach Angaben der Ermittler zwischen April und September jeweils mit großen Mengen Kokain abgefangen. Der größte Einzelfund war demnach eine Lieferung von zwölfeinhalb Tonnen im Hamburger Hafen.
Quelle: AFP, dpa

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