: Proteste nach Flut in Libyen

19.09.2023 | 15:45 Uhr
Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen haben Hunderte in der Hafenstadt Darna gegen die Behörden protestiert. Hilfsorganisationen warnen vor Krankheitsausbrüchen.

Die Versorgungslage in Libyen ist alarmierend, vor allem in der zerstörten Hafenstadt Darna. Bei vielen schlägt die Verzweiflung in Wut um.

19.09.2023 | 01:31 min
Während Rettungsteams in der von Überschwemmungen zerstörten Hafenstadt Darna in Libyen wegen der prekären Trinkwasserversorgung Alarm schlagen, entlädt sich unter den verzweifelten Überlebenden Wut auf die politische Führungsriege.
Hunderte aufgebrachte Menschen forderten vor einer Moschee im Zentrum der verwüsteten Hafenstadt, dass die Verantwortlichen der Katastrophe zur Rechenschaft gezogen werden, wie Aufnahmen des libyschen TV-Senders Al-Masar am Montag zeigten.
In Folge des Sturms "Daniel" waren zwei Dämme in Darna gebrochen. Den Behörden wird vorgeworfen, diese nicht ordnungsgemäß instand gehalten und somit zum Ausmaß der Katastrophe beigetragen zu haben. Der Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.

Hilfsorganisation: Kinder durch verschmutztes Wasser erkrankt

Laut Augenzeugen sollen Demonstranten versucht haben, das Haus des zur Zeit suspendierten Bürgermeisters Abdel-Moneim al-Gheithy in Brand zu setzen. Durch die schweren Überschwemmungen sind die Wasserquellen in der Katastrophenregion stark mit Abwässern verunreinigt. Tausende Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr.
Die Angst vor der Cholera ist in den zerstörten libyschen Städten groß (Video):

Eine Woche nach der Katastrophe droht die Gefahr von Seuchen.

16.09.2023 | 01:33 min
Die Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) warnte eindringlich vor einer sich "rasch ausweitenden Gesundheitskrise", vor allem in Darna. Dutzende Kinder seien bereits wegen verschmutzten Wassers erkrankt, hieß es.
  • Nach den schweren Überschwemmungen in Libyen sind die Menschen dort auf Hilfe angewiesen. Hier können Sie spenden: Spendenaufruf für Libyen

UN besorgt über Risiko von Krankheitsausbrüchen

Auch die Vereinten Nationen zeigten sich besorgt über die Zustände im Osten des Bürgerkriegslandes. Insbesondere verunreinigtes Wasser und mangelnde sanitäre Einrichtungen erhöhten das Risiko von Krankheitsausbrüchen, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung von UNSMIL, der UN-Mission in Libyen.
Quelle: ZDF
Teams der Vereinten Nationen arbeiteten daran, eine "zweite verheerende Krise in der Region" und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Die EU sagte Libyen weitere 5,2 Millionen Euro für humanitäre Hilfe zu. Auch die USA stellen weitere elf Millionen Dollar (zehn Mio Euro) bereit.

IOM: Migranten in Libyen besonders stark von Flut betroffen

Von der Katastrophe sind auch viele Migranten betroffen. Vor den Überschwemmungen lebten Tausende von ihnen allein in Darna. Die UN-Organisation für Migration (IOM) geht davon aus, dass die Zahl der Toten unter den Migranten besonders hoch sein werde, da sie in sehr niedrig gelegenen Gebieten angesiedelt gewesen seien, wie die Organisation dem britischen Sender BBC mitteilte.
Die Flutkatastrophe in Libyen in Bildern:

Zerstörungen, Tote und Vermisste

Schlammlawinen, Trümmer und tausende Tote: Nach den katastrophalen Überschwemmungen in Libyen wird das Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Bei Darna brachen Dämme, Stadtteile wurden weggeschwemmt.

Quelle: dpa

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bis Ende vergangener Woche rund 4.000 Todesopfer identifiziert. Die IOM geht davon aus, dass sich darunter allein rund 400 Migranten befanden. Diese Zahlen dürften mit der andauernden Bergung weiterer Leichen noch steigen.

Zehntausende durch Überschwemmungen obdachlos

Die Regierung im betroffenen Osten Libyens bezifferte die Zahl der offiziell registrierten Toten mit Stand vom Montagabend auf 3.338. Zehntausende von Menschen wurden durch die Katastrophe obdachlos. Das UN-Nothilfebüros (OCHA) spricht allerdings allein in der stark zerstörten Hafenstadt Darna von rund 11.300 Toten. Weitere 10.100 Menschen würden nach diesen Angaben noch vermisst.
Die internationale Hilfe für Libyen ist angelaufen (Video):

Die UN befürchten, dass weitere Dämme im Katastrophengebiet brechen könnten.

18.09.2023 | 00:22 min
Libyen ist faktisch zweigeteilt. Das Bürgerkriegsland hat im Westen eine Regierung, die international anerkannt ist. Im Osten, wo der Sturm "Daniel" besonders großen Schaden angerichtet hat, herrscht eine andere Regierung, die international nicht anerkannt ist. Die faktische Teilung erschwert die Rettungseinsätze.
Quelle: dpa

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