: Letzte Aktivisten haben Lützerath verlassen

16.01.2023 | 20:54 Uhr
Mit der freiwilligen Tunnelräumung durch die letzten beiden Aktivisten hat der Protest in Lützerath geendet. Bald soll laut RWE auch der "Rückbau" des Dorfes abgeschlossen sein.

Die Räumung von Lützerath ist beendet.

16.01.2023 | 02:01 min
Die Erde unter Lützerath beheimatet viele Geschichten. Die eine ist schon lange bekannt: Unter der Siedlung ist Braunkohle zu finden, weshalb sie schon bald gänzlich abgebaggert werden soll. Eine andere, noch nicht so alte Erzählung, kommt am Montagmittag um 12:48 Uhr hinzu, als zwei Männer wieder ins Tageslicht blicken. Sie werden hier "Pinky" und "Brain" genannt.
Die beiden Vermummten haben tagelang in einem Tunnel im Erdreich von Lützerath ausgeharrt - auf engem Raum und mit dem Ziel, die Räumung des Weilers zu verhindern. An diesem Tag aber verlassen sie den Schacht, für manche Beobachter durchaus unerwartet.

RWE: Abriss von Lützerath bald abgeschlossen

Mit der Presse sprechen wollen sie allerdings zunächst nicht. Wie geht es ihnen? Wohin gehen sie? Und war das nicht wahnsinnig gefährlich? All diese Fragen bleiben zunächst unbeantwortet.
Eine Antwort, wie das Ganze einzuordnen ist, gibt Minuten später dann der Energiekonzern RWE. Die letzten Aktivisten hätten damit die ehemalige Siedlung verlassen, teilt er mit. Die Räumung sei beendet. Und der "Rückbau" von Lützerath werde "in den kommenden Tagen" abgeschlossen. Es scheint, dass bald alle Lützerath-Geschichten an ihr Ende gelangen werden.

Kohle unter Lützerath soll abgebaut werden

Rückblende: Mitte der vergangenen Woche hatte die Räumung des kleinen Dorfes begonnen, das am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler in Nordrhein-Westfalen liegt. RWE soll so ermöglicht werden, die darunter liegende Braunkohle abzubaggern. Das wurde politisch so entschieden. Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten hielten das Dorf allerdings besetzt und wollten es verteidigen.
Hunderte wurden in den folgenden Tagen von der Polizei weggebracht oder gingen freiwillig. Am Donnerstag, als die Räumung schon weit fortgeschritten war, tauchte plötzlich ein Video auf Youtube auf. Zwei Vermummte, sie nennen sich "Pinky" und "Brain", gaben darin an, dass sie sich in einen Tunnel unter Lützerath zurückgezogen hätten.

Einsatzkräfte warnten vor Gefahren der Tunnelbesetzung

Irgendwann waren sie nach RWE-Angaben wirklich die letzten verbliebenen Aktivisten im Dorf. Einsatzkräfte schätzten die Situation als durchaus kritisch ein. Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach schaute sich selbst den Schacht an und sagte danach, sein Eindruck sei, dass die Konstruktion nicht sicher sei.
Am Montag aber, so erzählt es RWE, verlassen die beiden den Unterschlupf freiwillig. Man sei "erleichtert", dass die "lebensbedrohliche Situation" auf diese Weise habe beendet werden können.
Tweet des ZDF-Landesstudios NRW

Aktivisten: Durch Lützerath-Protest viel gewonnen

Auch eine Sprecherin der Aktivisten-Initiative "Lützerath Lebt" sagt, dass die beiden freiwillig gegangen seien. Als bedrohlich skizziert sie die Situation unter der Erde allerdings nicht: Es sei den beiden "gut" gegangen, die Sauerstoff-Werte seien "entsprechend" gewesen. "Sie haben diesen Tunnel sicher gebaut und sich sehr, sehr gut vorbereitet auf diese Situation", sagt sie.
Was das bedeute? Nun, die Räumung sei zu Ende. Die Aktivisten hätten nun "vielleicht verloren" - zugleich sei aus ihrer Sicht aber auch viel gewonnen worden. Nämlich in der Debatte um Kohle und Klima. "Lützerath - alle Leute in Deutschland haben davon gehört", sagt sie. Für sie ist diese Geschichte erkennbar noch nicht zu Ende. Womöglich folgt eine Fortsetzung.
Quelle: dpa, Gregor Bauernfeind und Jonas-Erik Schmidt

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