: Londoner Polizei "rassistisch und homophob"

21.03.2023 | 15:12 Uhr
Der eine ein Serienvergewaltiger, der andere ein Mörder - die Londonder Polizei kommt aus den Skandalen nicht raus. Jetzt steht die ganze Behörde auf dem Prüfstand.
Untersuchungsbericht prangert Rassismus und Sexismus bei der Londoner Polizei an.Quelle: dpa
Tief sitzender Hass auf Homosexuelle, institutioneller Rassismus sowie weit verbreitete Frauenfeindlichkeit: Ein neuer Untersuchungsbericht hat schonungslos eine verrohte Kultur in der Londoner Polizei aufgedeckt.
Die Metropolitan Police (Met) habe dabei versagt, Frauen vor Sexualstraftätern in Uniform zu beschützen, urteilte Louise Casey, die mit dem Report beauftragt worden war. Casey, die als unabhängiges Mitglied im Oberhaus sitzt, sagte:
Es ist nicht unsere Aufgabe als Öffentlichkeit, uns vor der Polizei zu schützen. Es ist die Aufgabe der Polizei, uns Bürger zu schützen.
Casey, unabhängiges Mitglied im Oberhaus
"Viel zu viele Londoner haben das Vertrauen in die Polizei verloren", sagte Casey.

Casey: Weit verbreitetes Mobbing in der Behörde

Der 363 Seiten lange Bericht sei drastisch, hart und schonungslos, sagte Casey. So gebe es weit verbreitetes Mobbing in der Behörde. "Beamtinnen und weibliche Beschäftigte sehen sich routinemäßig mit Sexismus und Frauenfeindlichkeit konfrontiert", heißt es darin.
"Die Met hat ihre weiblichen Angestellten oder Mitglieder der Öffentlichkeit weder vor Tätern in der Polizei, die häusliche Gewalt anwenden, noch vor denen geschützt, die ihre Position für sexuelle Zwecke missbrauchen." Es gebe zudem rassistische Beamte und Beschäftigte sowie "tief sitzende Homophobie", urteilte Casey.

Londoner Polizei kommt nicht aus der Krise

Seit Jahren kommt die Met nicht aus der Krise. Sinnbildlich steht der Fall Sarah Everard. Dass ein Polizist die 33-Jährige im März 2021 unter Einsatz seines Dienstausweises entführte sowie anschließend vergewaltigte und ermordete, hat das Ansehen der Bobbys - so der freundliche Spitzname der britischen Schutzpolizisten, mit denen Touristen gerne posieren - zutiefst erschüttert.
Doch auch nach der Verurteilung des Täters zu lebenslanger Haft treten immer neue Skandale zutage. Erst im Februar wurde ein Beamter, der in derselben Einheit diente wie der Everard-Mörder, zu jahrzehntelanger Haft verurteilt.
Er hatte über einen Zeitraum von fast 20 Jahren ein Dutzend Frauen immer wieder vergewaltigt und missbraucht. Der Mörder sowie der Serienvergewaltiger in Uniform sind beileibe keine Einzelfälle, wie Aufklärerin Casey deutlich machte.

Viele Ermittlungen in Reihen der Polizei

Auf die Frage, ob es in der Met noch mehr kriminelle Beamte geben könnte, antwortete die ehemalige Regierungsbeschäftigte: "Ich kann Ihnen nicht ausreichend versichern, dass dies nicht der Fall ist." Erst am Montag wurde bekannt, dass mehr als 100 Polizisten, gegen die wegen sexuellen Fehlverhaltens ermittelt wird, regulär im Dienst sind.
Quelle: dpa, AFP

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