Madonna rockt in London die BühneQuelle: Reuters
"I'm not a quitter!" (Ich gebe nicht auf!), ruft Madonna in die Menge von knapp 20.000 Menschen in der Londoner Veranstaltungshalle O2. Die US-Popikone hat am Samstag mit einem Konzert in der britischen Hauptstadt den Auftakt zu ihrer Welttournee "The Celebration Tour" gegeben.
Es ist gleich in zweifacher Hinsicht eine Jubiläumstour. Denn die Ausnahmekünstlerin ist in diesem Jahr 65 geworden und es ist mittlerweile 40 Jahre her, dass sie mit dem Song "Holiday" ihren großen Durchbruch schaffte.
Trotz Herausforderungen überzeugt sie mit Energie und Talent auf der Bühne
Doch die "Queen of Pop" hatte in diesem Jahr mit Rückschlägen zu kämpfen. Den eigentlich für den Sommer geplanten Tournee-Auftakt in Kanada musste sie
wegen einer schweren bakteriellen Infektion verschieben. "Ich dachte nicht, dass ich es schaffen würde", sagt sie im Rückblick darauf. Doch sie hat es geschafft. Und anders als einige Kommentatoren bereits prophezeiten, sieht es nicht danach aus, als wäre Madonna am Ende ihrer Bühnenkarriere angelangt.
Zwar kämpft sie während der Show zeitweise mit technischen Problemen, doch so wie sie mit ihren Background-Tänzern über die Bühne wirbelt, wird klar: Madonna kann immer noch tanzen, Madonna kann immer noch singen und Madonna kann immer noch sexy sein.
Madonna - Skandale, Starallüren und unzählige verkaufte Platten: ZDFinfo blickt auf die Person hinter dem Superstar.
07.09.2020 | 44:43 min
Madonnas Performance: Aufwendigen Inszenierungen und persönlicher Nähe zur Musik
Anfang des Jahres hatte ihr Aussehen bei der Verleihung des Grammy-Awards mit stark geschwollenen Wangen, Stirn und Lippen noch Besorgnis ausgelöst. In London scheint sie wieder ganz die Alte: lange Beine, wasserstoffblondes Haar und die bekannten Gesichtszüge. Doch der Mensch Madonna, der immer wieder über Startschwierigkeiten als Künstlerin, ihre Eltern, ihre Kinder und auch über den
Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern spricht, wirkt verletzlicher als früher.
Aufwendige Kostüme, die sich an früheren Outfits orientieren sowie kunstvolle Choreographien machen die Show zu einem Fest für die Augen. Madonna schwebt mal in einem riesigen Bilderrahmen meterhoch über den Zuschauern, mal lässt sie sich in einen Berg scheinbar nackter Leiber sinken.
Riesige Projektionsflächen und dreidimensionale, bewegliche Elemente verwandeln den Raum innerhalb von Sekunden: Bei dem Hit "Like A Prayer" von 1989 sieht die Bühne aus wie eine Mischung aus mittelalterlichem Altargemälde und Sado-Maso-Verlies. Live-Musik gibt es bei der Show allerdings kaum. Lediglich ein paar Mal wird Madonna von Instrumenten begleitet, wie beim Song "Bad Girl", bei dem ihre Tochter Mercy am Flügel sitzt. Mehrmals greift Madonna selbst zur Gitarre. Doch eine Band ist nicht unter der 200-köpfigen Tournee-Crew.
Musikalische Ikone mit über 330 Millionen verkauften Tonträgern
Mit rund 330 Millionen verkauften Tonträgern wird sie als kommerziell erfolgreichste Sängerin überhaupt geführt. Den Durchbruch schaffte sie 1983 mit dem Hit "Holiday". Schon ein Jahr später katapultierte sie "Like A Virgin" an die Spitze der Charts. Viele weitere Hits, rund ein Dutzend Alben und zahlreiche Auszeichnungen folgten.
Immer wieder sah es so aus, als neige sich ihre Karriere dem Ende zu, doch dann erfand sie sich wieder neu. Über die Jahrzehnte machte sie sich immer wieder neue Musikrichtungen zu eigen. Dafür setzte sie auf Kooperationen mit jüngeren Künstlern aus verschiedenen Genres. Vom Dance-Pop ihrer früheren Jahre wandte sie sich mit der Zeit stärker dem Elektro zu und lieh sich Elemente aus
Hip-Hop und Latin-Pop.
Musikerin, Mutter, Milliardärin
Mit über 300 Millionen verkauften Tonträgern und geschätzt einer Milliarde Dollar Vermögen ist Madonna eine der erfolgreichsten Künstlerinnen aller Zeiten.
Quelle: apDurchbruch mit 25
Geboren wurde Madonna Ciccone am 16. August 1958 in Michigan. Nach der High School ging sie nach New York, arbeitete als Kellnerin, Tänzerin und schrieb mit "Everybody" ihren ersten Hit.
Quelle: ZDFErfolgreich provoziert
Singen kann sie - Selbstvermarktung auch. Seit mehr als drei Jahrzehnten gelingt es Madonna, durchgängig erfolgreich zu sein. Polarisierende Auftritte scheut sie nie.
Quelle: ap"Blond Ambition World Tour"
Der Vatikan empfahl 1990, Konzerte der "Blond Ambition World Tour" zu boykottieren. 2006 lud Madonna den Papst - erfolglos - zum Konzert ein und ließ sich mit Dornenkrone ans Kreuz nageln.
Quelle: dpaSex sells
Unter dem subtilen Titel "SEX" brachte Madonna 1992 einen Bildband heraus, der sich - wie das gerade erschienene Album "Erotica" - vor allem mit BDSM-Sexpraktiken und Fetischismus befasste.
Quelle: apKontroverse Inszenierung
Immer wieder sorgt die Amerikanerin für Aufsehen, präsentiert sich mit Waffen und denkt auch schon öffentlich darüber nach, das Weiße Haus mit Präsident Trump in die Luft zu jagen.
Quelle: dpaSolidarisch mit Homosexuellen
Auf der Bühne präsentiert sich Madonna auch immer wieder politisch - solidarisiert sich mit Lesben und Schwulen, wie hier beim Kuss mit Sängerin Christina Aguilera...
Quelle: reutersGetanzte Botschaften
...oder beim "Vogue" - einem Tanzstil aus der New Yorker Schwulenszene, den sie mit ihrem gleichnamigen Song 1990 weltberühmt machte.
Quelle: apSean Penn und Madonna (1990)
Weniger erfolgreich als ihre musikalische Karriere verliefen Madonnas Ehen. Ihre erst Ehe mit Sean Penn wurde nach vier Jahren 1989 geschieden...
Quelle: imagoMadonna und Guy Ritchie (2008)
...seit 2000 war sie mit dem britischen Regisseur Guy Ritchie verheiratet. Im gleichen Jahr kam der gemeinsame Sohn Rocco zur Welt. Acht Jahre später wurde auch diese Ehe geschieden.
Quelle: reutersAlleinerziehende Mutter
Neben ihren zwei leiblichen Kindern Lourdes (1996) und Rocco (2000) hat die Sängerin vier weitere Kinder: David, Mercy, Estere und Stelle, die sie zwischen 2006 und 2017 aus Malawi adoptierte.
Quelle: reutersImmer wieder neu
Freiheitsstatue in Ehno? Madonna ist auch mit 60 immer gut für crazy Outfits und Skandale - die Pop-Ikone bei den MTV-Awards 2018.
Quelle: imagoKrass transformiert
Glatt, prall, aufgespritzt? Mit krass verändertem Gesicht zeigt sich Madonna bei den Grammys im Februar 2023 - und tritt eine Debatte über Altersdiskriminierung und Frauenfeindlichkeit los.
Quelle: AFP
Zwischen Musik und Skandalen - ein Blick auf ihre provokante Künstlerreise
Mit ihren aufwendig produzierten Shows und Musikvideos, die teils eindeutige Gesten und erotische Elemente enthielten, löste sie öfter Skandale aus. Für Aufregung sorgte etwa das Video von "Like A Prayer" aus dem Jahr 1989, in dem sie die lebensgroße Statue eines schwarzen Jesus mit einer zärtlichen Berührung an der Wange zum Leben erweckt.
Dass Madonna es immer noch liebt, zu provozieren, bewies sie kürzlich mit dem Video zur Ankündigung der Tour. In großer Runde spielt sie darin das Partyspiel "Pflicht oder Wahrheit" mit frivolen Aufgaben, die den Teilnehmern gestellt werden. Am Tisch sitzen Promis wie US-Comedian Amy Schumer, Schauspieler Jack Black, Rapper Lil Wayne und Regisseur Judd Apatow.
Der Clip ist eine Anspielung auf die Doku "Truth or Dare" aus dem Jahr 1991 über ihre Tourneen - die ebenfalls als anstößig galt. In der letzten Runde ist Madonna selbst dran. Sie wählt "Pflicht" und bekommt als Aufgabe gestellt, auf Welttournee zu gehen mit den größten Hits aus 40 Jahren Karriere. "Denkt ihr, die Leute werden zu diesen Shows kommen?", fragt sie mit gespieltem Ernst in die Runde.
Dass daran kein Zweifel sein kann, zeigt die große Ticket-Nachfrage nach der "Celebration Tour". Die sechs Konzerte in London und viele weitere in Europa sind längst ausverkauft. Geplant sind auch Auftritte in Kanada, den
USA und Mexiko.