: Migranten springen von Rettungsschiff

07.11.2022 | 19:06 Uhr
Die Situation auf Rettungsschiffen im Hafen von Catania wird zunehmend prekär: Rund 250 Migranten harren weiter aus, dürfen nicht an Land. Drei von ihnen sprangen nun ins Wasser.
Italien, Catania: Drei Migranten sind vom Rettungsschiff Geo Barens im Hafen von Catania ins Meer gesprungen.Quelle: Orietta Scardino/epa
Im Hafen der süditalienischen Stadt Catania spitzt sich die Lage auf zwei Seenotrettungsschiffen mit mehr als 250 Flüchtlingen an Bord zu. Am Montagnachmittag sprangen drei Migranten vom Schiff "Geo Barents" ins Hafenbecken der sizilianischen Stadt, um aufs Festland zu kommen. Einer der drei Männer hatte offenbar versucht, die beiden anderen Männer nach ihrem Sprung ins Meer zu retten. Sie wurden von der Küstenwache aus dem Wasser geholt. Medienberichten zufolge blieben sie unverletzt.
Italiens neue Regierung unter der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni geht hart gegen Migranten vor. Sie will private Seenotretter von Einsätzen im zentralen Mittelmeer abhalten. Die "Geo Barents" der Organisation Ärzte ohne Grenzen hatte ebenso wie die "Humanity 1" der deutschen Organisation SOS Humanity nach längerer Wartezeit in Catania anlegen dürfen. Dann aber erlaubten die Behörden nur einem Teil der Geretteten, an Land zu gehen.

Lage an Bord immer schwieriger

Die Lage derer, die nach Einschätzung der Behörden nicht verletzt oder fragil sind und deswegen auf den Schiffen bleiben mussten, wird nach Angaben von Helfern immer schwieriger. Viele der an Bord ausharrenden Menschen leiden nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen an "infektiösen Hautkrankheiten" und unter großem psychologischen Stress.
"Seit heute Morgen hatten wir mehrere Panikattacken auf dem Schiff", berichtete Riccardo Gatti von Ärzte ohne Grenzen der Nachrichtenagentur Ansa. Die Möglichkeiten zur Behandlung von erkrankten Migranten auf dem Schiff seien begrenzt.
Italien hatte zuletzt 144 Kindern und Kranken gestattet, das Rettungsschiff "Humanity 1" zu verlassen. 35 Männer mussten aber an Bord bleiben. Auf der "Geo Barents" waren am Montagmittag noch 214 Menschen. Sie riefen um Hilfe, wie am Hafenkai zu hören war.

Kapitän widersetzt sich Anordnung der Behörden

SOS Humanity kündigte an, rechtliche Schritte gegen die italienische Regierung einzuleiten. "Humanity 1"-Kapitän Joachim Ebeling widersetzte sich der Aufforderung der Behörden, den Hafen zu verlassen. Alle Überlebenden hätten das Recht, in einem sicheren Hafen von Bord zu gehen, sagte Ebeling am Montag zu Journalisten. Er werde mit den Menschen an Bord nirgendwo hinfahren.
Italiens neue Regierung unter Führung der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat einen restriktiven Kurs im Umgang mit Bootsflüchtlingen angekündigt. Zwei weitere Schiffe warten seit Tagen vor Italiens Küste auf die Erlaubnis, ihre Geretteten von Bord zu lassen. Einem von ihnen, der "Rise Above" der Hilfsorganisation Mission Lifeline, wurde Berichten zufolge inzwischen ein Hafen zugewiesen.
Quelle: dpa, AFP

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