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: Oxfam: "Unhaltbare" Zustände im Spargelanbau

22.05.2023 | 15:24 Uhr
Mangelnde Versicherung, wenig Geld, horrende Mieten: Eine Studie von Oxfam klagt schlechte Arbeitsbedingungen für Saisonkräfte im Spargelanbau an. Bauernvertreter widersprechen.
Spargelernte: Knochenjob mit wenig Lohn? Oxfam kritisiert die Arbeitsbedinungen für Saisonkräfte. (Symbolbild)Quelle: dpa
Die Arbeitsbedingungen für Saisonarbeitskräfte im Spargelanbau sind in Deutschland laut einer Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam teilweise "unhaltbar". Eine Oxfam-Sprecherin sagte:
Löhne werden systematisch gedrückt.
Oxfam-Sprecherin
Viele Arbeiter seien zudem mit einer "kaum durchschaubaren Kombination aus Stunden- und Akkordlöhnen" konfrontiert und berichteten von "schwer oder gar nicht erreichbaren Zielvorgaben", so die Sprecherin. Zuvor hatte der RBB über die Oxfam-Studie berichtet.

Oxfam: Saisonkräfte zahlen teils horrende Mieten

"Das sind keine Einzelfälle", sagte Benjamin Luig von der Initiative Faire Landarbeit, die an der Studie beteiligt war. Beschäftigte klagten regelmäßig über falsche Angaben bei der Arbeitszeiterfassung, wodurch sie mehr arbeiten müssten, aber nicht mehr bezahlt bekämen.
Hinzu kommt laut der Oxfam-Sprecherin das Problem hoher Lohnabzüge durch überhöhte Mieten für Gemeinschaftsunterkünfte. "Für eine Baracke ohne Küche verlangt einer der Betriebe 40 Euro pro Quadratmeter. Die durchschnittliche Kaltmiete in der Münchner Innenstadt liegt bei 23 Euro", sagte Steffen Vogel, Oxfam-Referent für globale Lieferketten und Menschenrechte im Agrarsektor.

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04.04.2023 | 07:23 min

Einzelfälle? Spargelbauern wehren sich

Der Darstellung von Oxfam widersprach der Verband der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer (Vosba) am Montag. Die Studie spiegele Einzelfälle wider, sagte Geschäftsführer Frank Saalfeld. Sie beziehe sich in ihren Aussagen häufig auf einen einzigen Betrieb aus dem Spreewald - das "schwarze Schaf" sei bereits vom Verband ausgeschlossen worden.
Mindestlohnzahlungen und Krankenversicherung für Saisonkräfte seien für die Betriebe verpflichtend, führte Saalfeld aus. Der überwiegende Teil halte sich auch dran. Die Standards seien um Welten besser als in Spanien und Italien, betonte Saalfeld.
Auch bei den branchenüblichen kurzen Kündigungsfristen relativiert Saalfeld: Erkrankte Mitarbeiter würden nicht einfach vor die Tür gesetzt werden, stattdessen finde man gemeinsam Lösungen. Nichtsdestotrotz sei es so, dass beispielsweise bei vereinbarten zehn Arbeitstagen eine Kündigungsfrist von vier Wochen an der Realität vorbeiginge.
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Auch Bauernverband widerspricht Oxfam-Bericht

Gegen viele der Aussagen von Oxfam wehrte sich auch der Deutsche Bauernverband. "Saisonarbeiter erhalten in Deutschland mindestens einen Stundenlohn von 12 Euro, häufig sogar deutlich mehr", sagte der stellvertretende Generalsekretär Udo Hemmerling.
Zudem böten die Versicherungen den Saisonarbeitskräften eine gute Absicherung, "insbesondere auch bei schweren Erkrankungen und privaten Unfällen". Häufig arbeiteten Saisonarbeitskräfte seit vielen Jahren im gleichen Betrieb.
Würden sie in diesen Betrieben keine guten Arbeitsbedingungen vorfinden und schlecht vergütet werden, hätten sie sicher längst den Arbeitsplatz gewechselt.
Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands
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11.06.2022 | 05:19 min

Oxfam sieht Verantwortung bei Supermärkten

Oxfam sieht die Verantwortung für die Arbeitsbedingungen auch bei den deutschen Supermärkten, die für Spargel "ruinös niedrige Preise" zahlten. "Den Preisdruck geben die Betriebe nach unten weiter: an die Arbeiter auf den Feldern", sagte ein Oxfam-Referent. Oxfam fordert deshalb, dass der Einkauf unter Produktionskosten verboten wird.
Das Bundesarbeitsministerium prüft aktuell nach eigener Aussage, ob die Vorfälle systematischer Natur sind und gegebenenfalls eine Verschärfung der gesetzlichen Regelungen erforderlich ist.
Grundlage der Oxfam-Studie sind nach Angaben der Entwicklungsorganisation eigene Recherchen und ein Bericht des PECO-Instituts, für den Arbeiter bei vier Betrieben interviewt wurden.
Quelle: dpa

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