: Telefonzellen: Keine Münzzahlung mehr

21.11.2022 | 17:15 Uhr
Das Handy macht Telefonzellen schon länger überflüssig. Ab heute deaktiviert die Telekom die Münzzahlung. Und das komplette Aus für Telefonsäulen und -häuschen ist schon besiegelt.
Telefonzellen waren enge Häuschen, in denen es unangenehm roch, oft geradezu stank - nach modrigem Telefonbuchpapier, nach Schweiß, Zigarettenqualm, gar Urin.
Manchmal fiel auch das Münzgeld durch den Apparat oder es neigte sich viel zu rasch dem Ende - und vor der Tür warteten ungeduldig Mitbürger. Das alles sind Erinnerungen aus einer längst vergangenen Zeit. Den meisten Leuten unter 30 sind sie fremd.

Ende der Telefonzellen in Deutschland besiegelt

Am 21. November wird an den bundesweit noch rund 12.000 verbliebenen Fernsprechern die Münzzahlung "deaktiviert", wie die Telekom in Bonn mitteilt.
Ab Ende Januar wird dann auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Telekommunikationsdienst an den Telefonsäulen beziehungsweise -häuschen eingestellt.
Telekom

Ära der Telefonzellen begann 1881

Begonnen hatte die Ära der Telefonzellen 1881 in Berlin mit dem ersten "Fernsprechkiosk". Früher stachen Deutschlands gelbe Telefonzellen von der Bundespost (die es von 1947 bis 1994 gab) aus dem Stadt- oder Landschaftsbild heraus. 
Der Höhepunkt ihrer Zahl war Mitte der 90er Jahre erreicht, als allein die Telekom als Nachfolgerin der Bundespost mehr als 160.000 Telefone betrieb, die nicht nur in Einkaufsstraßen oder an Bahnhöfen standen, sondern auch in reinen Wohngebieten oder am Waldrand.
Jahrzehntelang stand "Fasse dich kurz!" als Aufforderung an den Häuschen - ergänzt oft durch den Hinweis "Nimm Rücksicht auf Wartende". In der DDR war dies noch länger der Fall, weil dort das private Festnetztelefon weniger schnell zum Massenphänomen wurde.

2021: "Keine Verpflichtung zum Betrieb öffentlicher Telefone" mehr

So wie das Handy für viele die Fotokamera, den Wecker und einige andere Extra-Geräte überflüssig machte, so ließ das Mobiltelefon auch das festinstallierte Telefon in der Öffentlichkeit obsolet werden.
Mobil immer erreichbar - so einfach ist es nicht. Handynetze schneiden nicht immer gleich gut ab:
Bis die letzten Telefon-Stelen endgültig abgebaut sind, wird wohl das Jahr 2025 angebrochen sein, wie es von der Telekom heißt. Wirtschaftlich rentabel waren die Säulen längst nicht mehr.
Außerdem sind sie laut Telekom Stromfresser: "Im Schnitt sind es zwischen 500 und 1.250 Kilowattstunden im Jahr". Seit der Änderung des Telekommunikationsgesetzes Ende 2021 gebe es zudem keine "Verpflichtung zum Betrieb öffentlicher Telefone" mehr. Selbst für Notrufe seien sie irrelevant. Auch da habe der Mobilfunk übernommen.

Gelbe und Magenta-farbene Häuschen als Nostalgie-Objekt

Nostalgiker können in Frankfurt am Main im Museum für Kommunikation weit mehr als 50 Objekte rund um die öffentliche Telefonie ansehen.
Wie steht es um die Digitalisierung in Deutschland? Immer wieder zeigt sich: Es geht nur langsam voran:
Zahlreiche umfunktionierte Telefonzellen - sei es als Bücherschrank, Eiskiosk, Mini-Tonstudio oder gar Duschkabine - sind deutschlandweit im Einsatz. Ausrangierte Telefonzellen gibt es etwa bei Ebay oder auch bei der Telekom selbst zu kaufen.
Eine Telekom-Sprecherin sagt, es gebe ein zentrales Lager in der Nähe von Potsdam. Die gelben Zellen von einst seien längst ausverkauft, einige der etwa 300 Kilogramm schweren Grau-Magenta-Farbenen gebe es noch zur Selbstabholung. Preis: ungefähr 500 Euro.
Quelle: dpa

Mehr zum Thema Mobilfunk