: Terrorverdächtiger aus Haft entlassen

30.01.2023 | 20:32 Uhr
Einer der beiden Brüder, die mutmaßlich einen Giftstoff-Anschlag in Castrop-Rauxel planten, ist wieder auf freiem Fuß. Er wurde am Montag aus der Haft entlassen.
Die beiden Brüder wurden am 8. Januar von Spezialkräften in Castrop-Rauxel festgenommen (Archivbild).Quelle: WTVnews/dpa
Nach zwei Festnahmen wegen Terrorverdachts in Castrop-Rauxel ist einer der beiden Männer am Montag wieder aus der Haft entlassen worden. Nach Angaben der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft sieht das Amtsgericht Dortmund derzeit keinen dringenden Tatverdacht gegen einen der beiden Männer.
Der Haftbefehl gegen den 32-Jährigen wurde aufgehoben. "Die Ermittlungen aber laufen natürlich weiter", sagte Oberstaatsanwalt Holger Heming am Montagabend. Zu möglichen Rechtsmitteln wollte sich der Sprecher nach der Entscheidung des Amtsgerichts vorerst nicht äußern.
Zuvor hatte der Spiegel über die Entlassung aus der Haft berichtet. Der Generalstaatsanwalt wirft den in der Nacht zum 8. Januar festgenommenen Männern im Alter von 32 und 25 Jahren vor, sie hätten versucht, an Cyanid und Rizin zu kommen, um Menschen zu ermorden.

Was ist Rizin?

Rizin ist ein Pflanzengift, das beim Rizinusbaum (Ricinus communis) vor allem in den Samen enthalten ist. Gewonnen wird es nach Auspressen des Öls aus dem Rückstand der Samen. Besonders giftig ist es bei Injektion oder Inhalation.

Zu den Symptomen zählen Übelkeit und Erbrechen, Muskelschmerzen, Leber- und Nierenschäden sowie Kreislaufversagen, bei Inhalation Auswirkungen in den Atemwegen wie Lungenödeme. Behandelt werden im Vergiftungsfall die Symptome, spezifische Therapiemöglichkeiten gibt es bisher nicht. Laut Robert-Koch-Institut ist es in der Kriegswaffenliste unter "Biologische Waffen" aufgeführt.

Was ist Cyanid?

Cyanide - vor allem das als Zyankali bekannte Kaliumcyanid - werden schon seit langer Zeit für gezielte Vergiftungen verwendet. Sie wirken nicht nur beim Verschlucken, sondern auch nach Einatmen über die Lunge. Die Atemgifte wirken sehr schnell, die Opfer sterben an Atemlähmung.

Cyanide werden auch in der Industrie, unter anderem zur Härtung von Stahl, eingesetzt. Cyanverbindungen führen immer wieder zu Massensterben von Wasserlebewesen, wenn sie etwa aus Bergwerken in Gewässer gelangen. Zu Vergiftungen beim Menschen kann es etwa nach dem Verzehr von Bittermandeln oder Aprikosenkernen kommen. Es gibt auch ungiftige Cyanide, die unter anderem als Lebensmittelzusatz verwendet werden.

Wie gefährlich kann Rizin als Waffe sein?

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Wie gefährlich Rizin ist, haben Ermittlungen vor vier Jahren in Köln gezeigt: In einem 15-stöckigen Gebäude in der Hochhaussiedlung Chorweiler hatten ein Tunesier und seine deutsche Frau die Chemikalie hergestellt und Testexplosionen ausgelöst. Ein ausländischer Geheimdienst schöpfte wegen der Online-Käufe großer Mengen Rizinus-Samen Verdacht und gab einen Tipp.

Beide wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Ein Gutachten ergab: Rein rechnerisch hätten durch die Giftmenge 13.500 Menschen sterben können.

Quelle: dpa

Polizei findet keine Giftstoffe

Die Giftstoffe wurden nicht gefunden, dafür aber "Kleinstmengen chemischer und biologischer Substanzen", sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU). Der Haftprüfungstermin für den jüngeren Bruder ist noch nicht abgeschlossen.
Quelle: dpa

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