: Wie Tiere überwintern
27.12.2022 | 17:36 Uhr
Tiere haben unterschiedliche Strategien entwickelt, um den Winter zu überstehen - mit teils erstaunlichen Folgen für ihren Organismus. Die Überwinterungsmethoden im Überblick.Wenn es draußen ungemütlich wird, beginnt für die Wildtiere eine harte Zeit: Sie finden nur noch wenig zu fressen, brauchen gleichzeitig aber mehr Energie, um nicht auszukühlen. Um gut durch den Winter zu kommen, haben sie verschiedene Strategien entwickelt:
Der klassische "Winterschlaf" ...
... ist eine der bekanntesten Methoden, wie Tiere die kalten Monate überstehen. So senken etwa Murmeltier, Siebenschläfer, Igel und Fledermaus dafür laut Naturschutzbund Deutschland ihre Körpertemperatur drastisch ab, die Körperfunktionen kommen praktisch zum Erliegen. Der Begriff "Winterschlaf" ist deshalb irreführend.
Die Tiere schlafen nicht. Sie sind in einer Art physiologischem Nahtodzustand.
In regelmäßigen Abständen müssen die Tiere den Winterschlaf deshalb unterbrechen und in einen echten Schlaf wechseln, um Nervenzellen mit Sauerstoff zu versorgen und Stoffwechselprodukte zu entfernen, sagt Klaus Hackländer von der Deutschen Wildtier Stiftung.
Winterruhe ...
... halten Braunbär, Eichhörnchen oder Dachs. Das heißt, sie fahren ihren Stoffwechsel nicht so stark herunter. Die meisten sind zwischendurch aktiv und gehen auf Nahrungssuche, erläutert Wildtierbiologe Hackländer.
Der Braunbär verbringt mehrere Monate schlafend und lebt in der Zeit nur von seinen Fettreserven.
Interessant ist, dass sich seine Muskelmasse und die Knochen trotz der langen Ruhephase nicht abbauen.
Vorräte horten ...
... für schlechte Zeiten, ist die Strategie anderer Tiere. Ein Beispiel ist der Tannenhäher, der sich von den Samen der Zirbelkiefer ernährt. Tausende Verstecke legt er über den Winter an - und trägt damit zur Ausbreitung der Zirbel bei.
Denn die Zirbelzapfen öffnen sich nicht von selbst. Die Samen brauchen den Tannenhäher, der sie aus dem Zapfen befreit und oft kilometerweit verbreitet. In den Verstecken, die er über den Winter vergisst oder die nicht geleert werden, können diese keimen.
Diät ...
... halten müssen Rehe, Hirsche und Wildschweine. Sie sind darauf angewiesen, im Winter Futter zu finden, erläutert die Biologin Angelika Nelson vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz im bayerischen Hilpoltstein.
Da aber oft weniger Futter vorhanden ist, nutzt zum Beispiel das Rehwild einen Trick:
Der Pansen schrumpft um 30 Prozent des Volumens.
Ernährungsumstellung ...
... ist für andere Tiere die Strategie zum Überwintern. Dafür müssen sie ihren Verdauungstrakt anpassen. Die Bartmeise frisst normalerweise Insekten, im Winter aber die harten Schilfsamen. Dazu baue sie ihren Magen sozusagen in eine Getreidemühle um, erläutert Franke. Die Bartmeise picke viele kleine Steinchen auf, gleichzeitig verdicke sich die Magenwand. "Im Frühjahr baut sich der Magen dann wieder um."
Ähnlich sei es beim Auerhahn, der sich im Winter von schwer verdaulichen Fichtennadeln ernähre. Er vergrößere seinen Blinddarm, weil ihm die darin befindlichen Mikroorganismen bei der Verdauung helfen.
Schrumpfen ...
... hilft Tieren mit weniger Nahrung auszukommen. Gerade kleine Tiere müssen bei Kälte mehr Energie aufbringen, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Spitzmäuse, Maulwürfe und Wiesel schrumpfen deshalb, um überlebenswichtige Energie zu sparen.
Die Waldspitzmaus etwa reduziert ihr Gewicht im Winter um fast ein Fünftel.
Es wird Kalzium aus den Knochen gezogen und deshalb werden diese elastischer. Wir sehen eine reversible Osteoporose.
Denn im Frühjahr wachsen die Tiere wieder.
Natürlichen Frostschutz ...
... entwickeln Tiere, die auch im Wasser leben. Amphibien wie Frösche graben sich im Winter im Boden ein oder suchen sich einen anderen geschützten Platz. Bei Temperaturen unter null Grad fielen sie in eine Winterstarre, sagt die Biologin Nelson.
Als wechselwarme Tiere hänge ihre Körpertemperatur von der Außentemperatur ab.
Bei unter null Grad besteht deshalb die Gefahr, dass die Flüssigkeit in den Zellen und Zellzwischenräumen gefriert.
Das verhinderten die Amphibien mithilfe von Glyzerin, das wie ein Frostschutzmittel wirke.
Vogelzug ...
... ist eine ebenfalls sehr bekannte Überwinterungsstrategie. Die Kurzstreckenzieher reisten in der kalten Jahreszeit in den Mittelmeerraum, die Langstreckenzieher bis nach Afrika südlich der Sahara, sagt Nelson.
Quelle: Von Irena Güttel, dpa