: USA: Debatte um Bücherverbot lockt Leser

16.11.2023 | 11:29 Uhr
In den USA wollen konservative Elternverbände und Politiker zunehmend Bücher über Rassismus und LGBTQ+-Themen verbieten. Gleichzeitig werden betroffene Werke immer beliebter.
In Bibliotheken und Schulen in den USA verschwinden einzelne WerkeQuelle: dpa
In den USA wollen Elternverbände und konservative Politiker zunehmend Einfluss darauf nehmen, welche Bücher in den Schulen gelesen werden und welche nicht. Ihr Protest richtet sich gegen Werke, die beispielsweise Rassismus oder LGBTQ+-Inhalte thematisieren und als "anstößig" bezeichnet werden. Es geht dabei auch gegen renommierte Autorinnen und Autoren wie Margaret Atwood, Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison oder Angie Thomas ("The Hate U Give").
Schulen und Bibliotheken nehmen Bücher aus den Regalen, Kritiker sprechen von Zensur. Im Schuljahr 2022/23 seien 3.362 Fälle bekannt geworden, in denen an Schulen der Zugang zu Büchern verboten oder beschränkt worden sei, 33 Prozent mehr als im Jahr davor, teilte der Autorenverband "PEN America" mit. Es gehe um mehr als 1.500 Buchtitel.

Rassismus, Diversität, Gleichberechtigung, sexuelle Orientierung: In den USA wird darüber gestritten, wie solche Themen an Schulen und Hochschulen vermittelt werden.

26.04.2023 | 06:15 min

Werke von Autorinnen, PoC und LGBTQ+-Personen betroffen

Besonders häufig würden Werke von Autorinnen, People of Color oder LGBTQ+-Personen angegriffen. Die treibende Kraft dahinter stamme aus dem konservativen Spektrum, sagte PEN-Expertin Kasey Meehan, auch von Menschen mit christlich-nationalistischen Ansichten.
Betroffen sind ebenso öffentliche Büchereien. Laut Bibliotheksverband "American Libraries Association" sind von Januar bis September dieses Jahres 1.915 Versuche bekannt geworden, bestimmte Bücher zu verbieten, 20 Prozent mehr als im selben Zeitraum 2022.

Verbotene Bücher erfreuen sich wachsender Beliebtheit

Experten und Expertinnen von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh (US-Staat Pennsylvania) kamen im Juni 2023 in einer Studie zu dem Ergebnis, dass die Zirkulation "verbotener" Bücher in öffentlichen Büchereien um etwa zwölf Prozent gestiegen sei.
Kasey Meehan von PEN America erklärte, Bücher, die als verboten gälten, fänden wegen der Kampagne gegen sie eine größere Leserschaft. Dazu könnte auch Grammy-Preisträgerin Pink beitragen: Sie kündigte gemeinsam mit dem PEN an, unter Konzertbesuchern ihrer aktuellen Tour Bücher zu verteilen, die in einigen Schulen verboten seien. Eines der Werke: Amanda Gormans Gedicht "The Hill We Climb" - vorgetragen zur Amtseinführung von Joe Biden 2021.
Quelle: epd

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