: Haustür verwechselt - Teenager angeschossen

18.04.2023 | 06:06 Uhr
Neuer Vorfall von Waffengewalt in den USA: In Kansas City klingelt ein 16-jähriger Schwarzer an der falschen Haustür, daraufhin schießt ihm ein 84-Jähriger in den Kopf.
Nach den Schüssen auf einen Teenager wurde gegen den 84-jährigen Verdächtigen Anklage erhoben.Quelle: AP
In Kansas City muss sich ein weißer 84-Jähriger für Schüsse auf einen schwarzen Jugendlichen verantworten, der aus Versehen bei ihm an der Tür geklingelt hatte. Er sehe eine gewisse ""rassistische Komponente" hinter dem Vorgehen des alten Mannes, der zwei Mal auf den 16-jährigen Ralph Yarl gefeuert habe, erklärte Staatsanwalt Zachary Thompson am Montag (Ortszeit) vor Reportern.
Ein rassistisch Motiv werde ihm in der Anklageschrift aber nicht zur Last gelegt.
In der größten Stadt des Staats Missouri und im Rest der USA löste der Fall einen Aufschrei aus, Bürgerrechtler und Spitzenpolitiker - darunter Präsident Joe Biden - schalteten sich ein und forderten Gerechtigkeit für Yarl.

Teenager wollte Bruder abholen, irrte sich in der Tür

Der als Ausnahmeschüler beschriebene Teenager habe am vergangenen Donnerstagabend (Ortszeit) in einer bürgerlichen Gegend im Norden von Kansas City seine jüngeren Brüder abholen sollen, sich jedoch in der Tür geirrt, schrieb seine Tante Faith Spoonmore auf der Webseite GoFundMe, wo für ihren Neffen Geld für dessen Behandlungskosten gesammelt wurde.
Der Hausbewohner ging an die Tür und schoss Yarl in die Stirn und in den rechten Arm, wie es in einem Ermittlungsbericht hieß. Ehe der 84-Jährige feuerte, wechselte er kein Wort mit dem Jugendlichen.
Als Yarl sich aufgerappelt habe und weggerannt sei, habe der Mann ihm noch hinterhergerufen, dass er "nicht hierherkommen soll".

Viele Kinder und Jugendliche in den USA fühlen sich in ihren Klassenzimmern nicht mehr sicher.

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Verdächtiger in Gewahrsam genommen

Der Verdächtige war nach der Tat zunächst für 24 Stunden in Gewahrsam genommen, dann aber wieder freigelassen worden. Laut der "Washington Post" sagte er der Polizei, dass die Schüsse das Letzte gewesen seien, was er habe tun wollen - er sei aber sehr erschrocken gewesen wegen der Größe des Teenagers, seines eigenen Alters und seiner Unfähigkeit, sich zu verteidigen.
Er habe geglaubt, sich vor einer körperlichen Auseinandersetzung schützen zu müssen. Den Angaben zufolge sei er sichtlich aufgebracht gewesen und habe wiederholt seine Sorge um das Opfer geäußert.

In den USA ist Waffengewalt an der Tagesordnung. Die Folge: 2021 gab es mehr als 20.000 Tote. Tendenz steigend.

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Yarl suchte Hilfe in der Nachbarschaft

Yarl sei zu "mehreren" Häusern geeilt und habe um Hilfe gebeten, bis sich jemand gefunden habe, der die Polizei alarmiert habe, hieß es weiter.
Die Bürgerrechtsanwälte Ben Crump und Lee Merritt, die die Familie des Jungen vertreten, teilten mit, Präsident Biden habe sich bei ihren Mandanten gemeldet und "Gebete für Ralphs Gesundheit und für Gerechtigkeit" angeboten.
US-Vizepräsidentin Kamala Harris drückte dem 16-Jährigen und seiner Familie auf Twitter ihr Mitgefühl aus:
Kein Kind sollte jemals in der Angst leben, erschossen zu werden, weil es an der falschen Tür klingelt.
Kamala Harris, US-Vizepräsidentin
Tweet von Kamala Harris

Proteste in Kansas City

Der Teenager erholt sich nach US-Medienberichten von der Verletzung. Der erneute Fall von Waffengewalt in den USA löste Proteste in Kansas City aus. Hunderte Menschen gingen laut CNN in der an den Bundesstaat Kansas grenzenden Stadt auf die Straße.
Quelle: AP, dpa

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