Der Vulkanausbruch in Island am Sonntagmorgen hat schwere Schäden im evakuierten Ort Grindavík angerichtet. Noch immer ist die Lage angespannt, da der Lavastrom nicht zum Erliegen kommt.
15.01.2024 | 01:39 min
Die Situation für den isländischen Fischerort Grindavik wird immer dramatischer: Mehrere Häuser wurden bereits von einem Lavastrom erfasst und zerstört, nachdem das flüssige Gestein bei der fünften Eruption im Südwesten der Nordatlantik-Insel seit 2021 erstmals auch den evakuierten Küstenort erreicht hatte. Am Sonntagabend sprudelte weiterhin glutrote Lava aus zwei länglichen Erdrissen.
Rotglühende Lava-Fontänen und Lavamassen
Das Video einer
Drohne, die über der Stadt kreist, zeigt rotglühende Lava-Fontänen und Lavamassen, die sich in Richtung Häuser schieben. Da der Ort bereits evakuiert worden war, sind keine Menschen in unmittelbarer Gefahr, teilten die Behörden mit.
Islands Präsident Guðni Th. Jóhannesson dankte in einer Fernsehansprache an die Nation den Menschen, die den Bewohnern von Grindavik ihre Hilfe angeboten hätten. Auch den Einsatzkräften und Wissenschaftlern, die weiter am Schutz des Ortes arbeiten, dankte er.
Wir Isländer machen das gemeinsam. Wir werden nicht aufgeben.
Guðni Th. Jóhannesson, isländischer PräsidentExperten fliegen mit Helikoptern über die isländische Stadt Grindavik, um die Lage dort nach dem Vulkanausbruch einzuschätzen, so ZDF-Korrespondent Henner Hebestreit.
15.01.2024 | 01:22 min
Erste Häuser zerstört, kein warmes Wasser, kein Strom
Zuvor hatten die Behörden erst am frühen Sonntagmorgen und dann noch mal am Mittag gleich mehrere Ausbrüche von Lava aus neu entstandenen Erdspalten
nördlich der Stadt gemeldet. Das Magma des ersten Ausbruchs wurde bisher größtenteils von Schutzwällen aufgehalten, die Lava des zweiten Ausbruchs bahnt sich seitdem unerbittlich ihren Weg in Richtung der Häuser.
"Wir verlieren die Hoffnung nie", berichtet ZDF-Mitarbeiterin Margret Palsdottir, die aus Grindavik stammt. Für die Betroffenen sei die Situation "sehr, sehr schwierig".
14.01.2024 | 00:40 min
Drei Häuser sind nach Angaben des Zivilschutzes bislang abgebrannt oder von Lava bedeckt worden, in dem gesamten Ort gibt es kein warmes Wasser und keinen Strom. Der Chef des Zivilschutzes, Víðir Reynisson, spricht vom "schwersten Vulkanausbruch in Island seit Januar 1973".
Die Erdspalten hätten sich zuletzt nicht verändert, teilt das isländische Wetteramt mit. Es gebe derzeit auch keine Anzeichen dafür, dass sich weitere Risse öffnen. Laut Lovísa Mjöll Guðmundsdóttir, Expertin für Naturgefahren beim isländischen Wetteramt, scheint sich die Lage zu stabilisieren. Die Lava fließe aber immer noch in Richtung des Ortes und richte dort große Schäden an, sagt sie dem staatlichen Fernsehsender "Ruv".
Die kleine Hafenstadt Grindavik, im äußersten Südwesten von Island.Quelle: ZDF
Helfer arbeiten am Schutzwall, um Lava umzuleiten
Der Sender "Ruv" teilte bei X ein Video, auf dem Helfer Baufahrzeuge vor der Lava in Sicherheit bringen, die für den Bau des Schutzwalls verwendet worden waren. Bei der Aktion war die Hitze bereits so groß, dass die Scheiben bei einer Maschine barsten.
Helfer arbeiteten den gesamten Sonntag daran, die Barrieren vor dem Ort zu verstärken und zu erweitern, um die Lava umzuleiten. Laut der zuständigen Polizei haben sich die Barrieren auch bereits bewährt.
Bewohner Reynir Berg Jónsson dagegen ist desillusioniert. Er sagte dem Sender "Ruv":
Wir schauen es uns einfach nur auf den Kameras an und können gar nichts anderes tun.
Reynir Berg Jónsson, Bewohner von GrindavikOffenbar hatten sich den Tag über auch immer wieder Schaulustige in der Gegend versammelt. Der Direktor des Zivilschutzes rief die Menschen auf, sich von der Gegend fernzuhalten. "Wir retten, was zu retten ist. Aber wir mussten auch immer wieder Zivilisten wegschicken - die Zeit hätten wie besser nutzen können."
Mindestens drei Häuser in Grindavik fielen der Lava bereits zum Opfer.Quelle: dpa
Ministerpräsidentin: Schwarzer Tag für ganz Island
Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir erklärte bei "Ruv", dass das ganze Land in Gedanken bei den Bewohnern der Stadt sei. Dies sei ein schwarzer Tag für Grindavík und ganz Island.
Die Nation werde den Bewohnern auch weiterhin beistehen. Sie kündigte auch psychologische Unterstützung und eine Verbesserung der Situation für die Menschen an, die derzeit in Notunterkünften ausharren.
Wochenlange Erdbeben gingen den Ausbrüchen voran
Der
Vulkanausbruch ist der fünfte in Island innerhalb von zwei Jahren. Zuletzt war am 18. Dezember nach wochenlangen Erdbeben nahe des südwestlich der Hauptstadt Reykjavik gelegenen Fischerstädtchens schon einmal ein Vulkan ausgebrochen.
Fischerstädtchen auf Island von Lava bedroht
In der Nähe des kleinen Orts Grindavik im Südwesten Islands ist erneut ein Vulkan ausgebrochen. "Lava fließt ein paar Hundert Meter nördlich der Stadt", beschreibt es eine Meteorologin.
Quelle: AFPGlutrotes Lavameer
Bereits wenige Stunden nach Ausbruch hatte sich ein regelrechtes Lavameer in dem Gebiet gebildet, das glutrot in der Morgendämmerung leuchtete.
Quelle: ReutersErdspalte könnte noch weiter wachsen
Die Lava sprudelt aus einem länglichen Erdspalt. Es ist jedoch noch unklar, ob er bereits seine volle Größe erreicht hat.
Quelle: AFPBevölkerung ist geflohen
Bagger versuchen eine Schutzwand aufzubauen, um die Lava daran zu hindern, das Zentrum von Grindavik zu erreichen. Die Bevölkerung wurde bereits evakuiert.
Quelle: AFPZweiter Ausbruch innerhalb kurzer Zeit
Zuerst bebte am Sonntagmorgen die Erde, um 8 Uhr brach dann der Vulkan aus. Es ist der zweite Ausbruch innerhalb eines Monats auf der Halbinsel südwestlich von Reykjavik.
Quelle: Reuters
Die Einwohner von Grindavik mussten damals ihre Häuser vorsorglich verlassen. Nachdem sich die Lage wieder beruhigt hatte, durften sie seitdem für kurze Zeit zurückkehren. Dann das Erdbeben und der Alarm heute Nacht: Mit Sirenen wurden die Bewohner der Stadt geweckt, berichtet ZDF-Mitarbeiterin Margret Palsdottir. Die meisten hätten jedoch schon ihre Koffer fertig gepackt, weil sie mit der Evakuierung rechneten.
Palsdottir ist den Tränen nah. Viele Häuser seien auch wegen der Erdbeben schon kaputt, berichtet sie. Die Situation sei traurig und schwierig für alle. Aber sie sagt auch: "Wir verlieren die Hoffnung nie."
Dunja Hayali erklärt in 3D, warum dort so oft Vulkane ausbrechen.
19.12.2023 | 01:09 min
Quelle: AFP, dpa, ZDF, AP