: Feinstaub macht Waldbrand-Rauch gefährlich

14.06.2023 | 06:22 Uhr
Wälder stehen zurzeit in mehreren Regionen in Flammen - das bedeutet zum einen eine unmittelbare Gefahr für Anwohner. Zum anderen bringt der Rauch andere Risiken mit sich.
In Mecklenburg-Vorpommern kämpft die Feuerwehr gegen zwei große Feuer. Doch auch in anderen Regionen, wie hier im hessischen Hochtaunuskreis, brennt es.Quelle: dpa
Die wesentliche Gesundheitsgefahr von Waldbrand-Rauch entsteht laut Umweltbundesamt (Uba) durch eine Belastung mit Feinstaub. Besonders sehr kleinen Partikeln (PM 2,5) komme eine hohe gesundheitliche Bedeutung zu, weil sie sehr tief in die Lunge eindringen und dort Schäden verursachen könnten, teilte das Umweltbundesamt (Uba) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Diese betreffen vor allen Dingen die Lunge, aber auch das Herz-Kreislaufsystem.
Mitteilung des Umweltbundesamtes
Sehr feine Partikel könnten auch in das Blut übergehen und so prinzipiell alle Organe erreichen.
ZDFheute Infografik
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Feinstaub kann Krankheiten auslösen

Insgesamt führe Feinstaub zu einer erhöhten Sterblichkeit, erklärte Deutschlands zentrale Umweltbehörde weiter. Die Partikel lösten Entzündungen und Stress in den Zellen des menschlichen Körpers aus.
Hält dies über einen längeren Zeitraum an, kann es zu Erkrankungen führen.
Statement Umweltbundesamt

Bei den Löscharbeiten der Waldbrände in Lübtheen würden den 300 Feuerwehrleuten die "Erfahrungen aus dem Jahr 2019" und Investitionen des Landes helfen, so ZDF-Reporterin Susanne Seidl.

14.06.2023 | 02:42 min
Eine kurzfristige, also Stunden oder Tage andauernde hohe Belastung führe unter anderem zu Bluthochdruck und Krankenhaus- und Notfalleinweisungen, meist aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen.

Was bewirkt Feinstaub?

Als Feinstaub werden winzige Schadstoff-Partikel bezeichnet. Je nach Größe dringen die Teilchen unterschiedlich tief in den menschlichen Stoffwechsel ein. Ultrafeine Partikel mit weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser können sich in Bronchien und Lungenbläschen festsetzen und sogar ins Blut übergehen.

Kurzfristig können Asthma-Attacken und Husten auftreten, auf lange Sicht kann Feinstaub etwa auch chronische Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs, Bluthochdruck, Schlaganfälle oder Herzinfarkte auslösen.

Quelle: dpa

Methan und Stickstoffdioxide können entstehen

Je nach Art des Brandes können nach Uba-Angaben bei Waldbränden noch viele weitere Schadstoffe wie Methan und Stickstoffdioxide entstehen und verbreitet werden. Die Belastung hänge etwa davon ab, ob die Umgebung schadstoffbelastet ist oder nicht und ob etwa neben Wald auch noch Häuser, Lagerhallen, Maschinen, Autos oder Munition brennen. Auch Dioxine und Schwermetalle wie Quecksilber und Blei könnten, angelagert an Feinstaubpartikel, im Rauch enthalten sein.
Hohe Luftverschmutzung durch Waldbrände ist dem Uba zufolge teils auch in größerer Entfernung zum Brandherd messbar. Das Uba schreibt weiter:
Verschiedene Studien deuten auf Zusammenhänge zwischen Atemwegsreizungen, verminderter Lungenfunktion, Verschlechterung vorbestehender Krankheiten wie Asthma oder chronisch-obstruktiver Bronchitis (COPD) oder vermehrten Herzinfarkten in Waldbrandgebieten hin.
Statement Umweltbundesamt

Wo brennt es aktuell in Deutschlands Wäldern?

Lübtheen/Hagenow

Quelle: dpa
Nach einer ruhigen Nacht in den Waldbrandgebieten in Südwestmecklenburg hat sich die Lage so weit stabilisiert, dass die Einwohner der am Montag evakuierten Ortschaft Volzrade bei Lübtheen am Nachmittag in ihre Häuser zurückkehren können. Ab 14.00 Uhr sei die Evakuierung aufgehoben, sagte der zuständige Landrat Stefan Sternberg (SPD). Derzeit gebe es keine Explosionen im Brandgebiet, was für eine Abkühlung der Fläche spreche. Der Boden zwischen dem Waldbrandgebiet und dem Ort - rund 500 Meter - sei gut gewässert, so dass keine Gefahr für den Ort mehr bestehe.

Volzrade hat rund 160 Einwohner. Die vom Waldbrand betroffene Fläche auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen sei bei 100 Hektar geblieben. Es gebe derzeit keine offenen Flammen mehr. Das Konzept der bis zu 60 Meter breiten Brandschneisen und deren Bewässerung funktioniere. Die Bewässerung soll am Mittwoch fortgesetzt werden. Die Schneisen waren nach dem verheerenden Großbrand auf dem schwer munitionsbelasteten einstigen Militärgelände 2019 mit fast 1.000 Hektar betroffener Fläche angelegt worden.

In der Viezer Heide bei Hagenow - ebenfalls ein munitionsbelastetes Areal - hatte am Dienstag ein Panzer der Bundeswehr eine breite Schneise um das Feuer freigeschoben. Dort hat sich die Lage nach Sternbergs Worten so weit stabilisiert, dass das Gebiet voraussichtlich am Abend an die Stadt und die anderen Eigentümer übergeben werden könne. Bei Hagenow hatte der Waldbrand eine Fläche von 47 Hektar erfasst.

Pirmasens

Der Löscheinsatz zur Bekämpfung eines Waldbrands nahe Pirmasens geht weiter: Derzeit seien die Flammen auch aufgrund der nächtlichen Temperaturen unter Kontrolle, sagte ein Feuerwehrsprecher am Mittwochmorgen. Die Einsatzkräfte seien bemüht, das Gebiet weiter zu bewässern, damit die steigenden Temperaturen und der Sonnenschein bei Tage nicht wieder zu größeren Feuern führen.

Der Brand war aus noch ungeklärten Gründen ausgebrochen und hatte sich ab Dienstagnachmittag rasch ausgebreitet. Erschwert wurden die Löscharbeiten von starkem Wind und wegen möglicher Munition und Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden.

Taunusgipfel Altkönig/Hessen

Am dritten Tag seit Ausbruch eines Waldbrands am dritthöchsten Taunusgipfel - dem Altkönig - ist ein Ende des Feuerwehreinsatzes nicht abzusehen. "Das wird noch eine Weile dauern", sagte Kreissprecher Alexander Wächtershäuser am Mittwoch. Die Einsatzkräfte müssten jeden Stein umdrehen, um festzustellen, ob dort noch Glutnester sind. Rund 200 Kräfte seien im Einsatz. Sie hätten den Brand zwar unter Kontrolle, müssten ein neues Aufflammen des Feuers aber verhindern.

Die Einsatzbedingungen der Löschteams sind in dem steilen und steinigen Gelände schwierig. Zu den Herausforderungen gehören etwa stürzende Bäume, herunterfallendes Totholz sowie die tiefe Humusschicht unter den Steinen. Wie es am Montagnachmittag zu dem Brand kam, der mittlerweile eine Fläche von vier bis fünf Hektar Wald erfasst hat, ist weiterhin unbekannt. Die Polizei ermittelt. Brandstiftung wird nicht ausgeschlossen: Im Zuge des Einsatzes seien viele illegale Grillplätze gefunden worden, hatte es am Dienstag geheißen. Zudem sei erst vor einer Woche etwa 200 Meter von der jetzigen Brandstelle entfernt ein kleiner Brand entstanden.

Jüterbog

Das Feuer im Waldbrandgebiet Jüterbog südlich von Berlin flammte am Montagabend indes erneut auf. Wie die Leiterin des Jüterboger Ordnungsamts, Christiane Lindner-Klopsch, am Dienstag sagte, brannten ungefähr zwei Hektar, die noch mehrere Hundert Meter von einem Schutzstreifen am Rande des Brandgebiets entfernt lagen. Erst wenn das Feuer auf die Schutzstreifen zulaufe, könne von dort aus gelöscht werden.

Das Brandgebiet selbst können die Feuerwehrkräfte nicht betreten, weil auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz noch viel Munition im Boden steckt. Das Feuer in Jüterbog war Ende Mai erstmals ausgebrochen. Nachdem zwischenzeitlich eine Großschadenslage ausgerufen worden war, wurde diese am Sonntag wieder aufgehoben.

Quelle: dpa

Akute Rauchvergiftungen durch Waldbrände selten

Zudem gebe es Hinweise darauf, dass Waldbrände, die Schwangere in den späteren Monaten der Schwangerschaft erleben, bei Neugeborenen etwa zu einem niedrigeren Geburtsgewicht und Frühgeburt führen könnten.
Akute gesundheitliche Wirkungen sind laut Uba abhängig davon, wie lange die Belastung anhält und wie hoch sie ausfällt. Akute Rauchvergiftungen seien eher selten, weil sich Partikel und Gase bei solchen Bränden eher schnell in der Atmosphäre verteilten. Werde heiße Luft eingeatmet, könne es zu Verbrennungen vor allem der oberen Atemwege kommen.

So hat sich die Zahl der Waldbrände verändert

In den Jahren 2018, 2019 und 2020 hat Deutschland die meisten Waldbrände seit 2010 in Deutschland verzeichnet.

2018: 1.708 Brände auf einer Gesamtfläche von 2.349 Hektar

2019: 1.523 Brände auf einer Gesamtfläche von 2.711 Hektar

2020: 1.360 Brände auf einer Gesamtfläche von 368 Hektar

2021: 548 Waldbrände auf 148 Hektar

Daten für 2022 will das BMEL voraussichtlich ab Mitte/Ende Juli vorlegen. Aktuellere Zahlen gibt es bereits auf europäischer Ebene - wenn auch nur für große Waldbrände, die jeweils auf einer Fläche von mindestens 30 Hektar wüteten. Nach Angaben der EU-Datenbank Copernicus gab es 2022 insgesamt 32 solcher Großbrände in Deutschland. Den Flammen zum Opfer fielen dabei insgesamt knapp 4.300 Hektar.

Obwohl nur große Brände aufgelistet sind, ist das etwa ein Drittel mehr Fläche als alle Waldbrände im Jahr 2019 (2.711 Hektar). 2023 sind es demnach bisher bereits drei Feuer dieser Kategorie mit einer Ausdehnung von 739 Hektar.

Quelle: dpa

Verschiedene eingeatmete Schadstoffe könnten zu lokalen Entzündungsreaktionen mit Gewebeschwellungen führen, so dass Atmung und Lungenfunktion deutlich eingeschränkt sein könnten. Eine häufige Todesursache sei das Einatmen giftiger Gase wie Kohlenmonoxid. Je weiter man vom brennenden Bereich entfernt sei, desto unwahrscheinlicher würden akute gesundheitliche Wirkungen.
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Quelle: dpa

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