: Das steckt hinter den Mai-Traditionen

30.04.2023 | 14:28 Uhr
Große Feuer, geschmückte Maibäume oder Arbeiterprotest - der Beginn des Monats Mai wird mit vielen Traditionen begangen. Das steckt dahinter.
Die Ankunft des Frühlings wird vielerorts mit Feuern gefeiert.Quelle: imago
Kein Monat wird wohl von so vielen Festen und Bräuchen begleitet wie der Mai. Oft steht der Maibaum im Mittelpunkt. Auch die Hexen tanzen. Die Gewerkschaften rufen am Tag der Arbeit zu Demonstrationen auf. Ein Überblick.

Warum ist der 1. Mai der Tag der Arbeit?

Für Gewerkschaften und Sozialisten ist der 1. Mai ein ganz besonderes Datum. Erstmals 1890 wurde er als "Protest- und Gedenktag" mit Massenstreiks und Massendemonstrationen international begangen. Ein Jahr zuvor hatten Gewerkschaften und Arbeiterparteien auf dem Zweiten Internationalen Arbeiterkongress in Paris beschlossen zu einer internationalen Demonstration aufzurufen.
Anlass war das Gedenken an die Opfer eines großen Arbeiteraufstandes in den USA 1886 am 1. Mai. Zentrale Forderungen waren der Acht-Stunden-Tag, außerdem höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Der 1. Mai entwickelte sich seitdem zum Symboltag des Klassenkampfes.

Seit wann gibt es den "Tag der Arbeit" in Deutschland?

Im Oktober 1890 beschloss die SPD, den 1. Mai auch im Deutschen Reich zum Tag der Arbeiterbewegung zu machen. Fortan kam es alljährlich an diesem Datum zu Streiks und Demonstrationen. Arbeitgeber reagierten mit Aussperrungen und Entlassungen.
1919 entschied die Weimarer Nationalversammlung, den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag der Arbeiterbewegung zu erheben - allerdings nur einmalig.
Das änderten die Nationalsozialisten 1933: Um die Gewerkschaften zu entmachten und die Arbeiter für den neuen Staat zu gewinnen, machten sie den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag - der allerdings nicht die internationale Solidarität der Arbeiter feierte, sondern zum "Tag der nationalen Arbeit" umgedeutet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestätigte der Alliierte Kontrollrat 1946 den Tag als Feiertag

Woher kommt der Brauch des Maibaums?

Im Rheinland und anderen Regionen Deutschlands stellen junge Männer - in Schaltjahren auch junge Frauen - am Haus ihrer Angebeteten bunt verzierte Birkenstämme auf. Damit verbunden werden teilweise anarchische Streiche.
In vielen Regionen Deutschlands werden außerdem riesige Maibäume auf Markt- und Dorfplätzen errichtet. Die Bäume gelten als Symbole des Frühlings, des neu erwachten Lebens und der Fruchtbarkeit. Seit dem 17. Jahrhundert wurde das Maibaumstellen Teil einer dörflichen Partnervermittlung. Dabei wurden die unverheirateten jungen Frauen des Ortes den Junggesellen für eine bestimmte Zeit als "Leihgabe" übergeben.

Warum wird die Nacht zum 1. Mai auch als Walpurgisnacht bezeichnet?

Das hängt mit der in der katholischen Kirche als heilig verehrten Nonne Walburga zusammen. Die aus England stammende und 779 oder 780 gestorbene Heidenheimer Äbtissin wurde durch Papst Hadrian II. (867 bis 872) heiliggesprochen. Ihre Gebeine wurden an einem 1. Mai nach Eichstätt gebracht. Walburga gilt auch als Patronin für das Gedeihen der Feldfrüchte; sie wird gegen Hungersnot und Missernte, Hundebiss, Tollwut, Pest, Seuchen, Husten, Augenleiden und Sturm angerufen.

Was hat Walburga mit dem Hexenbrauchtum zu tun?

Eigentlich gar nichts. Beide Traditionen haben sich irgendwann verbunden. Seine Wurzel hat das Hexenbrauchtum in vorchristlichen Frühjahrsbräuchen, bei denen die Ankunft des Frühlings mit nächtlichen Freudenfeuern gefeiert wurde.
Nach altem Volksglauben vertreiben in dieser Nacht die germanischen Götter Wotan und Freya die Winter-Dämonen und zeugen den Frühling. Richtig populär wurde die Walpurgisnacht durch Goethes "Faust". Darin überredet Mephisto Faust, an einer Hexenfeier auf dem Brocken im Harz teilzunehmen.

Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug ... Wie war das nochmal? Wir erklären Goethes Klassiker in 90 Sekunden.

05.10.2017 | 01:52 min
Die erste organisierte Walpurgisfeier auf dem Brocken ist aus dem Jahr 1896 überliefert. Aber auch in Sachsen und anderen Regionen ist das Brauchtum lebendig. Hunderte Hexenfeuer lodern traditionell etwa in der sorbischen Oberlausitz.
Quelle: Christoph Arens, KNA

Thema

Mehr zum Thema