: Offenbar mehr Mücken mit West-Nil-Virus

06.05.2023 | 16:16 Uhr
Anlass zur Panik bestehe nicht, aber auch in Deutschland tragen immer mehr Stechmücken das West-Nil-Virus mit sich, sagt Virologe Drosten.
Virologe Christian Drosten (Archivbild)Quelle: epa
In Deutschland breitet sich nach Worten des Berliner Virologen Christian Drosten das West-Nil-Virus aus. "Die Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint aktuell zu steigen", sagte er den Funke-Medien. Die Mücken kämen inzwischen in Berlin und in weiten Teilen Ostdeutschlands vor. In den vergangenen Jahren habe es bereits erste Krankheitsfälle in Berlin gegeben.
Anlass zur Panik bestehe aber nicht, sagte Drosten. Er empfehle jedoch, sich die Fakten anzuschauen. Das West-Nil-Virus könne eine Gehirnentzündung auslösen. Studien zeigten, dass in neu befallenen Gebieten die Rate der schweren Erkrankungen bei eins zu 1.000 Infizierten liege, "aber schwere Verläufe können zu bleibenden Behinderungen führen", so Drosten.

Was ist das West-Nil-Virus und welche Symptome gibt es?

Das Virus wird hauptsächlich von Stechmücken zwischen Wildvögeln übertragen. Die Mücken können es aber auch an Säugetiere und den Menschen weitergeben. Die meisten Infektionen verlaufen unauffällig. Etwa 20 Prozent der Infizierten leiden aber unter grippe-ähnlichen Symptomen, die drei bis sechs Tage andauern. Wie bei der Grippe beginnt das West-Nil-Fieber abrupt mit Fieber, Schüttelfrost und Kopf- sowie Rückenschmerzen. Schwerere Erkrankungen tauchen selten auf, führen dann aber häufig zu schweren Spätfolgen.

Quelle: Robert-Koch-Institut

Wo kommt das West-Nil-Virus vor?

Das West-Nil-Virus kommt auf allen Kontinenten vor, aber in unterschiedlichem Ausmaß. Durch Zugvögel gelangte das Virus aus den Tropen auch nach Europa. In Südeuropa kommt es im Sommer schon länger vor, vor allem Südfrankreich, Nord-Italien, Griechenland und weite Teile des Balkans. Aber auch weiter nördlich in Zentraleuropa gibt es Fälle. 2019 wurden erstmals in Deutschland mit dem West-Nil-Virus infizierte Menschen registriert.

Quelle: Robert-Koch-Institut

Drosten: Klimawandel mitverantwortlich für Ausbreitung

Drosten machte deutlich, dass er die Entwicklung auch auf den Klimawandel zurückführt. Das West-Nil-Virus sei über Zugvögel aus tropischen Breiten eingeführt worden.
Man weiß, dass [das Virus] inzwischen hier überwintert, wohl auch weil es nicht mehr kalt genug wird.
Virologe Christian Drosten
Möglicherweise werde es demnächst einen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus geben, stellte Drosten in Aussicht. "Die Forschung dazu läuft." Der Virologe wies darauf hin, dass es für eine eng verwandte Erkrankung bereits einen Impfstoff gebe: für die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Vor gut drei Jahren erfasste das Robert Koch-Institut erstmals Infektionen mit dem West-Nil-Virus bei Menschen in Deutschland, die auf eine Übertragung durch heimische Mücken zurückgingen.
Quelle: AFP, EPD, dpa

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