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: Kampfjet-Manöver bringt Luftraum ans Limit

von Oliver Klein
31.03.2023 | 18:53 Uhr
Air Defender wird das bisher größte Kampfjet-Manöver der Nato überhaupt - mit massiven Auswirkungen auf den Flugverkehr. Was ist geplant, welche Auswirkungen sind zu erwarten?
Die Nato-Luftwaffenübung wird auch starke Auswirkungen auf den zivilen Luftverkehr haben.Quelle: dpa
Im Juni startet ein gigantisches Kampfjet-Manöver der Nato: Air Defender. Es wird über vielen Regionen Deutschlands zu sehen sein, elf Tage lang wird dafür der Luftraum zum Teil gesperrt. Das hat Auswirkungen auf den gesamten zivilen Flugverkehr. ZDFheute klärt die wichtigsten Fragen.

Was genau ist geplant?

Air Defender wird die bisher größte Luftoperationsübung seit Bestehen der Nato. Laut Bundeswehr werden mehr als 200 Kampfjets und andere militärische Luftfahrzeuge an dem Manöver teilnehmen, dazu bis zu 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 22 Nationen. "Air Defender soll die Luftstreitkräfte der Nato und deren Verbündeten in einer Übung vereinen und zusammenführen", schreibt die Bundeswehr auf ihrer Webseite
Unter der Führung der Luftwaffe sollen Luftkriegsoperationen trainiert werden, unter anderem die Verlegung von Truppen aus den USA nach Europa. Das Manöver ist auch als ein Signal der Nato in Richtung Moskau zu verstehen: Das Manöver werde zeigen, "dass die alliierten Luftstreitkräfte das Bündnisgebiet jederzeit schlagkräftig verteidigen können", heißt es in einem Informationsschreiben des "Zentrums Luftoperationen" der Luftwaffe.
Die "Zeitenwende" erfordert auch wieder verstärkte militärische Übungstätigkeiten, um Sicherheit zu gewährleisten und somit unsere Freiheit und die unserer Bündnispartner zu wahren.
Informationsschreiben der Bundeswehr

Es ist ein Balanceakt - den Krieg in der Ukraine beenden und sich gleichzeitig auf das Schlimmste vorbereiten, den Einsatz von Atomwaffen durch Putin.

17.10.2022 | 02:35 min

Wo werden die Übungen stattfinden?

Die drei Hauptstandorte für das Manöver sind die Luftwaffenstützpunkte Hohn (Schleswig-Holstein), Wunstorf (Niedersachsen) und Lechfeld (Bayern). Zwei weitere Standorte liegen in den Niederlanden und Tschechien. Insgesamt wird es laut Bundeswehr drei Übungslufträume geben:
  • Luftraum Nord - Schleswig Holstein, Niedersachsen: Ausgehend von den Bundeswehr-Flugplätzen in Wunstorf und vor allem von Jagel und Hohn aus ist der größte Übungsluftraum entlang der Nordseeküste und über der Nordsee.
  • Luftraum Ost - Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg, Sachsen: Ein weiterer Übungsluftraum befindet sich von der Ostsee bis nach Sachsen. Hier wird der Luftwaffenstützpunkt Laage genutzt.
  • Luftraum Süd - Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland: In einem Korridor zwischen dem bayerischen Fliegerhorst in Lechfeld und Spangdahlem in Rheinland-Pfalz befindet sich ein dritter Übungsraum.

Wann sind die Übungen?

Die Manöver sollen vom 12. bis 23. Juni 2023 stattfinden, jeweils zwischen 11 und 19 Uhr. Aber: Die jeweiligen Lufträume sollen laut einem Bundeswehrsprecher immer nur für jeweils zwei Stunden aktiviert werden, nie den ganzen Tag:
  • Luftraum Ost: 11 - 13 Uhr
  • Luftraum Süd: 14 - 16 Uhr
  • Luftraum Nord: 17 - 19 Uhr.
Nachts und am Wochenende soll es keine Übungen geben, erklärte der Sprecher auf Nachfrage von ZDFheute.

Welche Auswirkungen hat das auf den zivilen Luftverkehr?

In den Übungsgebieten sind alle Flüge, die nichts mit dem Manöver zu tun haben, verboten - selbst Modellflugzeuge und Drohnen dürfen nicht abheben. Ausnahmen gibt es für Polizei- und Rettungseinsätze. Auswirkungen auf den zivilen Flugverkehr sind unvermeidlich, erklärt Ute Otterbein, Sprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen.
Das wird die Flugpläne ordentlich durcheinanderbringen.
Ute Otterbein, Deutsche Flugsicherung
Denn: Passagiermaschinen müssen die Übungsgebiete umfliegen. "Insgesamt müssen die Fluggesellschaften mit verlängerten Flugwegen und voraussichtlich erheblichem Delay rechnen", so Otterbein.
Wie schlimm es einzelne deutschen Flughäfen betrifft, lässt sich derzeit noch nicht absehen. Klar ist aber: Kommt ein Flugzeug aufgrund eines Umweges zu spät am Ziel an, kann es in der Regel auch nicht pünktlich weiterfliegen. Die DFS hat in einer Simulation berechnet, dass die Auswirkungen des Manövers "erheblich" sein werden - das ganze System sei sehr eng getaktet und reagiere empfindlich, selbst auf kleine Störungen. Zwei weitere Simulationen sollen im April folgen.

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