: Reservistenverband befürwortet Wehrpflicht

16.02.2023 | 06:55 Uhr
Der Reservistenverband der Bundeswehr sieht bei der Aufstockung der Truppen nur eine Möglichkeit: die Wehrpflicht. Verteidigungsminister Pistorius hatte die Debatte neu angestoßen.
Für die Verteidigung der Bundesrepublik benötigt die Bundeswehr eine aktive Truppe von 350.000 Soldaten sowie etwa 1,2 Millionen Reservisten.Quelle: dpa
Der Reservistenverband der Bundeswehr sieht für die Aufstockung der Truppen nur eine Möglichkeit: Die Rückkehr zur Wehrpflicht. Verbandschef Patrick Sensburg sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", die ureigenste Aufgabe der Bundeswehr sei die Landesverteidigung. "Das erfordert anderes Material und viel mehr Personal." Dies sei nur durch eine Wehrpflicht zu erreichen. Auch der Mangel an Material war zuletzt ein Thema.
Am Mittwoch hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sich für eine Debatte zur allgemeinen Dienstpflicht ausgesprochen. Dabei wolle er aber auch die jüngere Generation zu Wort kommen lassen.

Der Ukraine-Krieg hat schlagartig gezeigt, wie wichtig eine gut ausgestattete Bundeswehr ist. Dazu gehören auch ausgebildete Reservisten für den Heimatschutz.

02.08.2022 | 01:03 min
Realistisch betrachtet würden für die Verteidigung der Bundesrepublik eine aktive Truppe von 350.000 Soldaten sowie etwa 1,2 Millionen Reservisten benötigt, legte Sensburg dar. Derzeit habe Deutschland aber nicht einmal 200.000 Soldaten und 30.000 Reservisten, die regelmäßig übten. "Es wird ohne Wehrpflicht meiner Meinung nach also nicht gehen", schloss der Präsident des Reservistenverbands.
Deshalb brauchen wir die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland.
Patrick Sensburg, Reservistenverband

Guttenberg setzte Wehrpflicht 2011 aus

Die Wehrpflicht war 2011 unter dem damaligen CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ausgesetzt worden, was in der Praxis einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleichkam. Der russische Angriff auf die Ukraine hat zuletzt wiederholt Debatten über eine Wiedereinführung ausgelöst.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, lehnt eine Wiedereinführung der Wehrpflicht nach altem Muster ab, ist aber für einen Pflichtdienst neuer Prägung offen.
Die Wehrpflicht, wie wir sie am Ende hatten, mit sechs Monaten Dienstzeit nur für Männer - das ist antiquiert.
Eberhard Zorn, Generalinspekteur der Bundeswehr
"Auch Massenstreitkräfte mit einer Wehrpflicht für einen ganzen Jahrgang, das bekommen wir in unserer Struktur und mit unserem Etat nicht mehr hin", ergänzt er weiter.

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Generalinspekteur Zorn: Pflichtzeit für alle sozialen Dienste

Aus militärischer Sicht möglich und sinnvoll ist aus Zorns Sicht dagegen ein Jahr Dienstzeit für Frauen und Männer. "Wenn also politisch entschieden würde - was ich derzeit nicht sehe -, dass es wieder einen Pflichtdienst geben soll, dann sollte dieser nicht nur für die Bundeswehr gelten, sondern für alle sozialen Dienste in der Zivilgesellschaft", sagte Zorn der "Welt".
Ich könnte dabei jährlich 10.000 junge Menschen gewinnbringend in unser System integrieren.
Eberhard Zorn, Generalinspekteur der Bundeswehr
Zugleich übte Zorn Kritik am derzeit stark individualisierten Freiwilligenwehrdienst der Bundeswehr. Der Freiwilligendienst mit unterschiedlichen Verpflichtungszeiten von wenigen Monaten bis zu zwei Jahren habe nur einen begrenzten Nutzen für die Truppe, sagte er.

Deutsche bei Rückkehr zu Wehrpflicht gespalten

In der Bevölkerung in Deutschland gibt es nach einer aktuellen Umfrage keine Mehrheit für eine allgemeine Wehrpflicht von Männern und Frauen. In der Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Katar sprachen sich 46 Prozent der Befragten dafür aus, 50 Prozent dagegen, wie die Organisation Greenpeace als Auftraggeber am Donnerstag mitteilte.
Im Osten war die Zustimmung dabei geringer als im Westen. Greenpeace wollte vor der Münchner Sicherheitskonferenz ein Meinungsbild einholen.
Quelle: AFP, dpa

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