: EU holt diplomatisches Personal aus Haiti

11.03.2024 | 15:10 Uhr
Die anhaltende schwere Bandengewalt in Haiti sorgt für einen Ausnahmezustand. Die EU und das Auswärtige Amt ziehen ihr Personal aus der Hauptstadt Port-au-Prince ab.
Banden kontrollierten laut UN bereits einen Großteil der Hauptstadt Port-au-Prince.Quelle: Imago
Die Europäische Union (EU) hat ihr gesamtes diplomatisches Personal aus Haiti evakuiert. Alle verbleibenden ausländischen EU-Mitarbeiter der Delegation haben das Land am Sonntagmorgen vorsorglich verlassen, sagte EU-Sprecher Peter Stano. Er begründete den Schritt mit der "erheblichen Verschlechterung der Sicherheitslage" in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince.
Die EU-Delegation nimmt ihre Kernaufgaben weiterhin aus der Ferne wahr. Die wichtigsten Mitarbeiter werden zurückkehren, sobald es die Lage erlaubt.
Peter Stano, EU-Sprecher für Außen- und Sicherheitspolitik
Am Vortag hatte bereits das Auswärtige Amt erklärt, dass der deutsche Botschafter und der Ständige Vertreter aus dem Karibikstaat in die Dominikanische Republik ausgereist seien. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin bezeichnete die Lage in Haiti am Montag als "sehr angespannt", die Zustände seien "furchtbar".

In Haiti herrscht Chaos und Anarchie. Kriminelle Banden terrorisieren die Menschen und greifen nun auch Regierungsgebäude an.

09.03.2024 | 01:13 min

Karibikstaaten beraten zu Gewalteskalation

Auch das US-Militär flog am Wochenende nicht essenzielle Mitarbeiter der US-Botschaft aus und verstärkte die Sicherheitsvorkehrungen, wie das US-Regionalkommando Southcom mitteilte.
Angesichts der Gewalteskalation treffen sich am Montag Gesandte maßgeblicher Staaten, um über die Krise zu beraten. Die Karibische Gemeinschaft (Caricom) hat Gesandte der USA, Frankreichs, Kanadas und der Vereinten Nationen zu einem Treffen in Jamaika eingeladen, um "Ordnung zu schaffen und das Vertrauen in das haitianische Volk wiederherzustellen", wie der Vizepräsident Guyanas, Bharrat Jagdeo, betonte.
Kriminelle haben das Land übernommen. Es gibt keine Regierung.
Bharrat Jagdeo, Vizepräsident Guyanas

In Haiti eskaliert die Bandengewalt weiter. Laut Landesmedien wurden in der Hauptstadt Port-au-Prince mehrere Regierungsgebäude angegriffen, darunter das Innenministerium.

09.03.2024 | 01:28 min

Banden fordern Rücktritt des Regierungschefs

Seit Tagen greifen in Haiti bewaffnete Banden - die laut UN bereits etwa 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince kontrollierten - Polizeistationen, Gefängnisse und Gerichte an. Am Freitagabend (Ortszeit) wurde nach Medienberichten rund um den Präsidentenpalast heftig geschossen.
Am Hafen von Port-au-Prince kam es zu Plünderungen. Nach einem Bericht des Portals "AyiboPost" zeigte die notorisch unterbesetzte Polizei kaum noch Präsenz in den Straßen der Hauptstadt.

Erpressung, Entführung, Mord: im Karibikstaat Haiti terrorisieren 70 Banden die Bevölkerung und stürzen das von Armut geplagte Land ins Chaos. Die Polizei ist machtlos.

21.12.2021 | 42:49 min

Regierungschef im Ausland

Die Gewalt war in Abwesenheit von Haitis Regierungschef Ariel Henry eskaliert, während dieser sich auf einer Auslandsreise in Kenia befand. Die Banden im Land fordern den Rücktritt Henrys, der eigentlich Anfang Februar aus dem Amt hätte scheiden sollen. Henry hatte sich stattdessen Ende Februar mit der Opposition darauf verständigt, bis zur Abhaltung von Neuwahlen "innerhalb von zwölf Monaten" gemeinsam zu regieren.
Am Dienstag reiste Henry nach Puerto Rico, nachdem ihm die Dominikanische Republik keine Landeerlaubnis erteilt hatte. Beide internationale Flughäfen in Haiti sind geschlossen.

Haitis Hauptstadt brennt: Dort eskaliert die Bandengewalt, ein Bürgerkrieg droht. Rufe nach internationaler Hilfe werden lauter: Die USA aber planen derzeit keine Einmischung.

09.03.2024 | 01:52 min

Tausende Häftlinge aus Gefängnissen befreit

Die zwei wichtigsten bewaffneten Gruppen des Landes hatten sich zusammengeschlossen und drohen mit einem Bürgerkrieg. Sie befreiten zuvor mehr als 4.500 Häftlinge aus zwei Gefängnissen.
Wie viele Menschen bislang der Gewalt zum Opfer fielen, ist bislang unklar. Die "Washington Post" berichtete von Leichen auf offener Straße, die wegen der Sicherheitslage nicht bestattet werden konnten und stattdessen verbrannt wurden.
Quelle: AFP, dpa

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