: Über 2.400 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle

05.12.2023 | 08:37 Uhr
Öl, Gas und Kohle sollen der Vergangenheit angehören. Doch auf der COP28 sind Lobbyisten fossiler Energieträger so präsent wie nie, wie eine Datenanalyse von Aktivisten zeigt.
Laut "Kick Big Polluters Out" sind auf der COP28 mehr Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas als Vertreter der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten. Quelle: Reuters
Auf der Weltklimakonferenz in Dubai sind nach einer Datenanalyse von Aktivisten mindestens 2.456 Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas offiziell akkreditiert - vier Mal mehr als auf dem Treffen in Ägypten im vergangenen Jahr.
Die Auswertung wurde am Dienstag von der Koalition "Kick Big Polluters Out" veröffentlicht, die unter anderem von Global Witness, Transparency International, Greenpeace und dem Climate Action Network getragen wird. Ausgewertet wurden öffentlich zugängliche Daten des UN-Klimasekretariats UNFCC.

Aktivisten kritisieren Lobbyisten auf Klimakonferenz

Der Analyse zufolge haben die Lobbyisten mehr Zugangspässe erhalten als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten. Somalia, der Tschad, Niger, Guinea-Bissau, Mikronesien, Tonga, Eritrea sowie der Sudan, Liberia und die Salomonen stellen demnach zusammen lediglich 1.509 Delegierte.

Auf der UN-Klimakonferenz wird zum ersten Mal über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels diskutiert.

03.12.2023 | 00:24 min
David Tong von Oil Change International prangerte an, dass die fossile Industrie und ihre Unterstützer in vielen Regierungen weiter Milliarden in klimaschädliche Geschäfte investierten - mit desaströsen Folgen für Mensch und Planet. Daher sei für ihn klar:
Lobbyisten für Kohle, Gas und Öl müssen rausgeworfen werden aus der COP28.
David Tong, Oil Change International

Rekord bei Teilnehmerzahl bei Klimakonferenz

Alexia Leclercq von der Initiative Start:Empowerment sagte, niemand glaube ernsthaft, dass Shell, Chevron oder ExxonMobil ihre Lobbyisten nach Dubai schickten, nur um die Konferenz passiv zu beobachten. "Die vergiftete Präsenz der großen Verschmutzer hat uns jahrelang abgelenkt und daran gehindert, Wege zu finden, damit fossile Energieträger im Boden bleiben."

Auf der Klimakonferenz in Dubai diskutieren Andreas Stamm, Katrin Eigendorf und Golineh Atai darüber, warum ausgerechnet in einem Erdölstaat über die Energiewende gesprochen wird.

03.12.2023 | 33:10 min
Insgesamt hat die UN nach eigenen Angaben für das zweiwöchige Treffen in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Rekordzahl von rund 97.000 Teilnehmern registriert.
Laut der Analyse waren im vergangenen Jahr in Scharm-el-Scheich 636 Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas unterwegs. In Glasgow 2021 seien es 503 gewesen.

"Es wäre ein sehr großer Erfolg, wenn die Weltgemeinschaft sich endlich von der fossilen Energiewirtschaft verabschieden würde", sagt Korrespondent Andreas Stamm in Dubai.

02.12.2023 | 03:41 min

Klimaforscher: Einfluss fossiler Lobby nicht überraschend

Einer der führenden deutschen Klimaforscher Ottmar Edenhofer ist vom Einfluss fossiler Lobbyisten auf der bislang größten Klimakonferenz aller Zeiten nicht überrascht: "Wir müssen den Großteil der fossilen Ressourcen und Reserven an Kohle, Öl und Gas in Boden lassen, was ja im Kern bedeutet, dass die Vermögen von Öl, Kohle und Gas entwertet werden", sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur.
Dass das nicht einfach so hingenommen wird, sondern dass die dann versuchen, sich dagegen zu wehren - damit musste man rechnen.
Ottmar Edenhofer, Klimaforscher
Die fossile Industrie sei ein gewaltiger Machtfaktor und ein großer Wirtschaftsfaktor, so Edenhofer. Er sieht es als entscheidend an, dass die Preise für die Nutzung klimaschädlicher Energieträger steigen, damit diese unrentabel werden.

Auf der Klimakonferenz seien Aktivisten präsent, so ZDF-Klima-Experte Andreas Stamm. In Dubai sei die Versammlungsfreiheit nicht gegeben, auch wenn sie in der Verfassung steht.

01.12.2023 | 05:08 min

Frankreich, Italien und EU haben laut Auswertung Öl- und Gas-Lobbyisten dabei

Der Mitteilung der "Kick Big Polluters Out" zufolge hat etwa Frankreich Vertreter der Energiekonzerne TotalEnergies und EDF als Teil der Delegation akkreditiert, ebenso handhabt es demnach Italien mit dem Ölkonzern ENI. Und die Europäische Union habe Angestellte von den Ölkonzernen BP, ENI und ExxonMobil dabei.
Gezählt wurden für die Auswertung nur Delegierte, die offen ihre Verbindungen zu Interessen im Bereich der fossilen Brennstoffe darlegen. Zum Abgleich stützten sich die Autoren ausschließlich auf öffentliche Quellen wie Unternehmenswebsites, Medienberichte oder Datenbanken wie InfluenceMap.
Quelle: dpa

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