: Lambsdorff: Putin "nicht verhandlungsbereit"

23.12.2023 | 08:18 Uhr
"Er ist überhaupt nicht verhandlungsbereit": Der deutsche Russland-Botschafter Lambsdorff sieht bei Präsident Putin gegenwärtig keine Anzeichen für Kompromissbereitschaft im Krieg.
Der deutsche Botschafter in Moskau glaubt aktuell nicht an die Verhandlungsbereitschaft Putins.Quelle: AP
Der deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, sieht derzeit keine Veränderung in der Haltung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Ukraine-Krieg. Lambsdorff sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland:
Putin hat gerade noch einmal seine Kriegsziele bekräftigt, er ist überhaupt nicht verhandlungsbereit.
Alexander Graf Lambsdorff, deutscher Botschafter in Moskau
Es gebe auch keinen Hinweis darauf, dass Putin seine Haltung nach der Präsidentschaftswahl im März 2024 ändern werde.

Wahl in Russland: Botschafter glaubt nicht an Putin-Ablösung

Aus Sicht des Diplomaten deutet zudem nichts auf eine mögliche Ablösung Putins hin. Mit Putins Wiederwahl sei zu rechnen, sagte Lambsdorff. Bruchlinien im System Putin erkenne er "derzeit nicht". Auch habe er "keinerlei Hinweis darauf erkennen" können, dass es dem Kreml-Chef gesundheitlich "nicht gut gehen könnte".
Weitere verschärfte Sanktionen der EU gegen Moskau hält der deutsche Botschafter "nachweislich" für wirksam. Sanktionen seien "kein Lichtschalter", sagte Lambsdorff.
Man knipst nicht eine Sanktion an und ändert damit im selben Moment das Verhalten der sanktionierten Seite.
Alexander Graf Lambsdorff, Botschafter in Moskau
Sanktionen seien dazu da, "die Kosten für ein bestimmtes Verhalten in die Höhe zu treiben. Und das passiert nachweislich".

Lambsdorff sieht bei Russen Wunsch nach Normalität

In der russischen Bevölkerung stellte Lambsdorff ein vorsichtiges Abrücken vom Krieg fest. Der deutsche Diplomat sagte dazu:
In der normalen Bevölkerung gibt es eher eine diffuse Friedenssehnsucht.
Alexander Graf Lambsdorff, Botschafter in Moskau
Umfragen zeigten, "dass der Wunsch nach einer Rückkehr zur Normalität sehr stark" sei. Viele Menschen störten sich an der Inflation und den wegen der Sanktionen eingeschränkten Reisemöglichkeiten.

Gespräche mit Journalisten werden überwacht, Oppositionelle inhaftiert und verfolgt. Kritik am russischen Regime erfordert Furchtlosigkeit.

28.06.2023
Der frühere FDP-Außenpolitiker Lambsdorff hatte sein Amt im August angetreten. Der Botschafterposten in Moskau gilt derzeit als einer der schwierigsten, den das Auswärtige Amt zu vergeben hat. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hatten Russland und Deutschland gegenseitig mehrfach diplomatisches Personal ausgewiesen. Die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern sind auf einem Tiefpunkt.
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Quelle: AFP

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