: Wo Millionen mit Leihmüttern verdient werden

von Julia Kaulbars
11.11.2023 | 20:05 Uhr
Im Urlaubsparadies Chania auf Kreta wurde offenbar jahrelang ein Millionengeschäft mit Leihmüttern gemacht. Ein Fertilitätsinstitut überschritt dabei wohl weit die legalen Grenzen.

Griechenland ist das einzige EU-Land, in der Leihmutterschaft für Wunscheltern und Leihmütter aus dem Ausland erlaubt ist. Mit gefährlichen Folgen.

08.11.2023 | 06:23 min
Eleni Beridse aus Georgien (Name geändert) war in großer Geldnot, als sie eine Anzeige im Internet fand. 18.000 Euro inklusive Unterhalt könne sie auf Kreta verdienen, wenn sie ihren Bauch als Leihmutter zur Verfügung stellen würde.
Für die Mutter von zwei Kindern war das unvorstellbar viel Geld. Also bewarb sie sich und wurde nach einer kurzen Untersuchung gemeinsam mit zwei anderen Frauen in den beliebten Urlaubsort Chania auf Kreta geflogen.

In Deutschland ist Leihmutterschaft verboten, in der Ukraine boomt das Geschäft. Doch jetzt herrscht Krieg. Eine Gefahr für Wunscheltern, Leihmütter und die Babys.

13.09.2022 | 29:00 min

Wenn Angst die Schwangerschaft begleitet

Im "Mediterranean Fertility Institute" wurde sie nach wenigen Wochen schwanger und trug schließlich ein Kind für ein fremdes Paar aus Spanien aus, das sich sehnlichst ein Kind wünschte. Das Geld dafür hat sie erhalten, doch die schlechten Erinnerungen begleiten sie noch immer. Bis heute hat sie Angst, offen darüber zu sprechen. "Das Schlimmste war die kontrollierende Umgebung. Du konntest keine neuen Leute kennen lernen oder Freunde empfangen. Sogar der eigene Ehemann oder die Mutter durften nicht zu Besuch kommen."
Ich sollte von allen abgeschnitten werden. Ich habe mich einsam gefühlt - und nicht frei.
Eleni Beridse (Name geändert)
Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten. Aktuell diskutiert eine Kommission im Auftrag der Regierung über eine Empfehlung zur Legalisierung. In einigen anderen Ländern der EU ist sie erlaubt, sofern sie aus so genannter Nächstenliebe geschieht. Dafür brauchen Kinderwunschpaare und Leihmütter, auch aus dem Ausland, lediglich einen Gerichtsbeschluss.

Eizellen werden in Spanien im großen Stil gespendet. Auch viele Deutsche erfüllen sich hier ihren Kinderwunsch. Aber ist Nächstenliebe der wahre Grund für die großzügigen Spenden?

25.03.2021 | 06:49 min

Griechenland erlaubt Aufwandsentschädigung für Leihmütter

Griechenland ist das einzige Land der EU, das außerdem die Zahlung einer Aufwandsentschädigung von 15.000 Euro plus Unterhalt für Leihmütter erlaubt. Verboten ist allerdings das Anwerben von Leihmüttern im Ausland und der Transport ins Land.
Das "Mediterranean Fertility Institute" hat diese Grenzen offenbar weit überschritten. Im August wurden der 73-jährige Chef einer Reproduktionsklinik und sieben weitere mutmaßliche Beteiligte verhaftet.

Menschenhandel und Ausbeutung von Frauen

Die Klinik soll im Zentrum einer kriminellen Vereinigung stehen. Die Anklage lautet unter anderem: Menschenhandel und Ausbeutung von Frauen als Leihmütter in mindestens 98 Fällen. Mindestens 13 mal sollen dafür Dokumente gefälscht - und 71 mal Frauen als Eizellspenderinnen missbraucht worden sein.

Soll ich Kinder bekommen? Eine Frage, die viele um die 30 umtreibt. Sechs Menschen reagieren auf unterschiedliche Lebensmodelle - wie entscheiden sie sich?

12.12.2022 | 27:24 min
Offenbar hat die Klinik über Jahre Frauen aus armen Ländern in das Urlaubsparadies gebracht und unter widrigen Bedingungen untergebracht. In vierzehn Häusern über die Stadt verteilt sollen sie gewohnt haben und kaum mit Einheimischen oder Ärzten gesprochen haben. Acht Babys sollen bislang geboren worden sein.

Klinik auf Kreta: Eizellen vertauscht und Dokumente gefälscht?

Zuständig für die Leihmütter und Babys ist inzwischen das örtliche Krankenhaus, wo auch die kryokonservierten Eizellen, Samen und Embryos gelagert sind. Wie viele Leihmütter noch schwanger sind, kann niemand genau sagen. Möglicherweise sind sogar Eizellen vertauscht und Dokumente gefälscht worden. Die Klinik reagiert nicht auf unsere Fragen zu noch erwarteten Babys, das Gesundheitsministerium beruft sich auf laufende Ermittlungen und schweigt ebenfalls.

In der Ukraine ist kommerzielle Leihmutterschaft legal – das Land ist zur „Babyfabrik“ der Welt geworden – ein Geschäft mit Millionenumsätzen. Im Krieg geht das weiter.

04.05.2022 | 14:01 min
Ein Großteil der Wunscheltern kommt offenbar aus Australien. Für ihr Wunschkind haben diese 70.000 - 100.000 Euro gezahlt. Vermittelt wurden sie von einer australischen Agentur, die Kinderwunschpaare aus aller Welt berät. Ein Mitarbeiter der Agentur berichtet:
Das Problem ist, einige dieser Leihmütter sind in ihre Heimatländer geflohen. Und die Wunscheltern können ihre Leihmütter möglicherweise nicht finden. Wir wissen nicht, ob sie noch schwanger sind oder nicht.
Sam Everyham, growingfamilies, Leihmutter-Beratungs-Agentur
Das Ermittlungsverfahren in Chania soll Licht in die Angelegenheit bringen. Solange das weltweite Geschäft mit Wunsch-Babys so lukrativ ist und die Gesetzeslage in Griechenland so schwammig bleibt, kann sich dieser Skandal jederzeit wiederholen.

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