: Eine Woche schwerer Schläge gegen Russland

von Christian Mölling und András Rácz
23.09.2023 | 09:51 Uhr
Die Ukraine setzt die Serie ihrer Angriffe auf die Krim fort. Zudem dringt sie in die dritte Verteidigungslinie vor. Die Militäranalyse.

Die Ukraine hat das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim angegriffen.

23.09.2023 | 00:16 min
Diese Woche war geprägt von einer Reihe ukrainischer Angriffe aus der Luft auf russische Ziele in den besetzten Gebieten der Ukraine.

Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte

Am 22. September gelang es der Ukraine, das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol durch den Einsatz von mindestens zwei Storm-Shadow-Raketen direkt zu treffen. Obwohl vor einer Woche ähnliche Raketen ein russisches Kriegsschiff und ein U-Boot im Trockendock von Sewastopol praktisch zerstört hatten, war die Flugabwehr der Stadt nicht ausreichend verstärkt worden.
Die Einschläge haben das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte zerstört: Auf den ersten verfügbaren Bildern sind massive Schäden zu erkennen; das Gebäude ist teilweise eingestürzt. Dies ist ein großer Verlust für Moskau, insbesondere in Bezug auf das Prestige. Das Gebäude war nicht nur eine Kommandozentrale, sondern auch eines der Symbole für Russlands Präsenz und Herrschaft auf der Krim.

Die Gegenoffensive der Ukraine macht Fortschritte. Militärexperte Christian Mölling ordnet bei ZDFheute live ein.

22.09.2023 | 35:27 min

Kommunikationszentrum getroffen

Zwei Tage zuvor war es der Ukraine gelungen, eine weitere Einrichtung der Schwarzmeerflotte zu treffen, ein Kommunikationszentrum in Werchnosadove. Wie Satellitenbilder bestätigen, ist das Gebäude vollständig zerstört.

Armee-Hauptquartier in Melitopol

Am 20. September führte die Ukraine einen Präzisionsangriff auf den Kommandoposten der 58. russischen Armee in Melitopol durch. Der Kommandeur und einige Mitglieder seines Stabes wurden verletzt, mehrere andere Offiziere starben. Der Angriff wurde mit HIMARS-Raketen durchgeführt.

Ähnlich wie Deutschland beim Flugkörper Taurus zeigten sich die USA bei den ATACMS-Raketen bisher zurückhaltend. Nun heißt es: Washington will liefern.

22.09.2023 | 03:47 min

Flughafen bei Moskau

Neben Artillerie- und Raketenangriffen führte die Ukraine auch einen Sabotageangriff auf den Flughafen Tschkalowksy bei Moskau durch. Neben einem Antonow 148-Frachtflugzeug und einem Mi-28N-Angriffshubschrauber wurde auch ein sehr wertvolles russisches Gut, ein luftbeweglicher Gefechtsstand vom Typ Iljuschin Il-20, beschädigt. Vor dem Krieg verfügte Russland über weniger als ein Dutzend einsatzbereite luftbewegliche Gefechtsstände: Einer von ihnen wurde während des Prigoschin-Putsches im Juni abgeschossen, und nun wurde der zweite beschädigt.

Gebietsgewinne um Bachmut

Was die Operationen an der Frontlinie betrifft, so war die wichtigste Entwicklung der Woche, dass es den ukrainischen Streitkräften gelang, sowohl Andrijewka als auch Klischtschiwka südlich von Bachmut zu befreien. Sie haben dort nicht nur ihre Stellungen stabilisiert, sondern die Russen weiter nach Osten abgedrängt. Die russischen Streitkräfte haben einige verzweifelte, schlecht vorbereitete Gegenangriffe unternommen, die jedoch vergeblich waren. Die ukrainischen Streitkräfte haben die Hauptstraße, die von Bachmut nach Süden führt, bereits unter Feuer genommen.

Ein Drittel der Ukraine ist bereits durch russische Minen verseucht - ein Gebiet halb so groß wie Deutschland.

19.09.2023 | 11:33 min

Ukraine hinter der Surowikin-Linie

Unterdessen rückten die ukrainischen Streitkräfte auch im Sektor Robotyne-Verbove vor. Geolokalisierte Bilder zeigen ukrainische schwer gepanzerte Fahrzeuge, darunter Stryker, die sich bereits hinter der dritten Schicht von Panzergräben und "Drachenzahn"-Hindernissen befinden und sich Robotyne nähern. Damit ist bereits bestätigt, dass die ukrainischen Streitkräfte nicht nur die erste Schicht der "Surowikin-Linie" durchbrochen haben, sondern sich bereits auf der anderen Seite des Befestigungssystems befinden. Es bleibt in den kommenden Wochen abzuwarten, ob es der Ukraine gelingt, diesen Erfolg zu einem tiefgreifenden Durchbruch auszubauen.

Dr. Christian Mölling ...

Quelle: DGAP
... ist Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin und leitet dort das Programm Sicherheit, Verteidigung und Rüstung. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.

Dr. András Rácz ...

Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.

Keine neue Mobilisierung

Es ist so gut wie sicher, dass Russland in diesem Jahr keine neue Mobilisierung ankündigen wird. Der Grund dafür ist, dass der Herbsteinberufungszyklus am 1. Oktober beginnt und etwa 140.000 junge russische Männer Uniformen tragen werden. Sie werden die bestehende Rekrutierungs- und Ausbildungsinfrastruktur mindestens bis zum 31. Dezember füllen, da die durchschnittliche Grundausbildung drei Monate dauert. Daher ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Moskau eine weitere Mobilisierungsrunde anordnen wird, während die neuen Wehrpflichtigen alle Kasernen und Ausbildungsplätze besetzen.

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