: Pakistan greift Ziele im Iran an - Neun Tote

18.01.2024 | 11:19 Uhr
Zwei Tage nach einem iranischen Luftangriff hat Pakistan Angriffe auf Ziele im Iran geflogen. Pakistan spricht von Angriffen gegen "Terroristen-Verstecke". Iran meldet neun Tote.

Pakistan hat nach einem iranischen Luftangriff auf sein Territorium offensichtlich einen Gegenangriff geflogen. Die Spannungen zwischen den beiden Ländern verschärfen sich.

18.01.2024 | 02:44 min
Pakistan hat nach einem iranischen Luftangriff auf sein Territorium seinerseits Extremisten im Iran angegriffen. Das pakistanische Außenministerium sprach von "gezielten militärischen Präzisionsangriffen gegen Terroristen-Verstecke in der iranischen Provinz Sistan-Belutschistan" im Südosten des Nachbarlandes. Dabei seien mehrere "Terroristen" getötet worden. Die iranischen Behörden meldeten den Tod von neun Menschen.

Pakistan "respektiert territoriale Integrität"

Das pakistanische Außenministerium erklärte, die Angriffe seien angesichts "glaubwürdiger Geheimdienstinformationen" über bevorstehende "terroristische Aktivitäten von großem Ausmaß" beschlossen worden. "Pakistan respektiert die Souveränität und territoriale Integrität der Islamischen Republik Iran vollkommen", fügte das Ministerium hinzu. Die Angriffe hätten lediglich Pakistans Sicherheit gedient.
Ein pakistanischer Geheimdienstvertreter hatte zuvor der Nachrichtenagentur AFP gesagt, die Angriffe hätten "anti-pakistanischen militanten Gruppen" gegolten.

Iran: Neun Tote bei pakistanischen Angriffen

Nach Angaben des Vize-Gouverneur der iranischen Provinz Sistan-Belutschistan, Ali Resa Marhamati, wurden bei den pakistanischen Angriffen neun Menschen getötet. Es handle sich um drei Frauen, vier Kinder und zwei Männer, sagte er im iranischen Staatsfernsehen. Sie seien keine iranischen Staatsbürger. Nähere Angaben machte er zunächst nicht. Die Separatistengruppe Baluch Liberation Army teilte mit, die Angriffe hätten einige ihrer Mitglieder getötet.

Erst attackierte Iran Irak und Syrien, dann Pakistan. Auch gegen Israel hetzt der Außenminister in Davos. In einer ohnehin konfliktträchtigen Region zündelt Iran weiter.

17.01.2024 | 02:38 min
Wie die iranische Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, wurde der Geschäftsträger der pakistanischen Botschaft ins Außenministerium einbestellt, um den Vorfall zu erklären. Am Mittwoch hatte Pakistan seinen Botschafter in Teheran wegen iranischer Angriffe vom Dienstag in der südwestlichen pakistanischen Provinz Baluchistan zurückgerufen. Pakistan verurteilte den Angriff scharf und bezeichnete ihn als "eklatante Verletzung" seines Luftraums. Bei der Attacke seien zwei Kinder getötet und drei weitere verletzt worden.
Wegen der Spannungen bricht der geschäftsführende Ministerpräsident von Pakistan, Anwaarul Haq Kakar, seinen Besuch bei Weltwirtschaftsforum in Davos ab. Auch Außenminister Jalil Abbas Jilani werde seine Auslandsreisen verkürzen, teilte das Außenministerium in Islamabad mit. 

Teheran: Angriff gegen Dschihadistengruppe in Pakistan

Der Iran sprach von einem Angriff gegen die sunnitische Dschihadistengruppe Dschaisch al-Adl auf pakistanischem Territorium. Der Angriff habe sich nicht gegen Pakistaner gerichtet, beteuerte der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian. Pakistan und der Iran werfen sich immer wieder gegenseitig vor, Extremisten von ihrem Territorium aus Angriffe auf das andere Land verüben zu lassen.
Dschaisch al-Adl wurde 2012 von ehemaligen Mitgliedern einer radikalen sunnitischen Bewegung gegründet. In den vergangenen Jahren verübte die Gruppe mehrere Anschläge im Iran, wo sie als Terrororganisation eingestuft ist. Im Dezember bekannte sich die Gruppe zu einem Anschlag mit elf Toten auf das Polizeipräsidium in der Stadt Rask im Südosten Irans.
Im Iran und Pakistan operieren mehrere aufständische Gruppen. Sie alle verfolgen das gemeinsame Ziel eines unabhängigen Belutschistans für die Angehörigen des Volks der Belutschen in Afghanistan, Iran und Pakistan.

Iran sieht sich als Schutzmacht vermeintlich unterdrückter Muslime – unterstützt militante Gruppen zum Beispiel im Libanon und im Jemen. Was ist die Strategie des Mullah-Regimes?

17.01.2024 | 06:06 min
Quelle: AFP, Reuters, dpa

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