: In Russland fehlen die Arbeiter

24.12.2023 | 11:26 Uhr
In Russland fehlen Millionen Arbeitskräfte. Das bedroht das Wirtschaftswachstum. Ein Grund für die Entwicklung ist der Ukraine-Krieg.
In Russland fehlen die Arbeiter. ArchivbildQuelle: AP
In Russland fehlten in diesem Jahr rund 4,8 Millionen Arbeitskräfte. Auch im kommenden Jahr werde mit einem akuten Arbeitskräftemangel gerechnet, berichtete die Zeitung "Iswestija" am Sonntag unter Berufung auf Experten und das Institut für Wirtschaft der Russischen Akademie der Wissenschaften. Der Arbeitskräftemangel habe 2022 und 2023 stark zugenommen, zitierte das Blatt den Autor der Studie, Nikolai Achapkin. Besonders gefragt seien Fahrer und Ladenarbeiter.

Unternehmen müssen Löhne erhöhen

Nach den von "Iswestija" zitierten Daten stieg die Zahl der offenen Stellen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Arbeitskräfte bis Mitte 2023 auf 6,8 Prozent im Vergleich zu 5,8 Prozent im Vorjahr. Laut Arbeitsminister Anton Kotjakow fehlen insbesondere in der verarbeitenden Industrie, im Baugewerbe und im Verkehrssektor Arbeiter. Die Unternehmen seien gezwungen, die Löhne zu erhöhen, um mehr Mitarbeiter anzulocken.

Die russische Wirtschaft wächst trotz Sanktionen und Krieg. Experten zweifeln jedoch daran, wie nachhaltig das Wachstum ist. Denn es gibt an vielen Stellen Probleme.

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Wirtschaftswissenschaftlerin Tatjana Sacharowa geht nach dem Blatt davon aus, dass der Arbeitskräftemangel wahrscheinlich im nächsten Jahr anhalten wird, da freie Stellen für Fabrikarbeiter, Ingenieure, Ärzte, Lehrer und andere Berufe besonders schwer zu besetzen sein würden. Als Gründe für den Arbeitskräftemangel nannte sie unter anderem die Bevölkerungsentwicklung und Abwanderung.

Wirtschaftswachstum in Gefahr

Die Gouverneurin der Zentralbank, Elvira Nabiullina, hatte vergangenen Monat gewarnt, der Arbeitskräftemangel bedrohe das Wirtschaftswachstum. Hunderttausende Russen, darunter hochqualifizierte IT-Spezialisten, verließen ihr Land nach dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022.

Der Rubel schwächelt seit Monaten und befindet sich auf dem tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2022 - auch wegen der westlichen Sanktionen. Für viele Russen bedeutet das: Sparen.

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Viele flüchteten, weil sie den Krieg ablehnen oder befürchten, eingezogen zu werden. Die Abwanderung verstärkte sich, nachdem Präsident Wladimir Putin im September 2022 eine Teilmobilisierung von rund 300.000 Rekruten ankündigt hatte. 

Der russische Staat gibt immense Summen für die Kriegsfinanzierung aus. Das dürfte den Druck auf Russlands Wirtschaft weiter erhöhen, so das britische Verteidigungsministerium.

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Quelle: Reuters

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