: Söldnerchef Prigoschin bei Einsatz in Afrika?

21.08.2023 | 23:38 Uhr
Nach dem gescheiterten Aufstand gegen Russlands Militärführung war es zunächst ruhig um Wagner-Chef Prigoschin. Nun soll er sich in Afrika aufhalten.
Der tatsächliche Aufenthaltsort Prigoschins während des im Internet kursierenden Videos ist nicht unabhängig bestätigt.Quelle: AP
Rund zwei Monate nach seinem gescheiterten kurzzeitigen Aufstand in Russland ist im Internet ein neues Video aufgetaucht, das offenbar Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin zeigt.
In dem rund 40 Sekunden langen Clip ist Prigoschin in Tarnkleidung und mit Gewehr in der Hand zu sehen, im Hintergrund bewaffnete Männer und ein Pickup-Truck. Das Video sei in einem afrikanischen Land aufgenommen worden, teilte der der Söldnergruppe Wagner nahestehende Telegram-Kanal "Grey Zone" am Montagabend mit. Genauere Informationen wurden nicht genannt.
Der Aufnahmeort konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Prigoschin: Russland größer, Afrika freier machen

In dem Video sagt Prigoschin: "Wir arbeiten. Die Temperatur beträgt mehr als 50 Grad." Dann erklärt er, dass seine Wagner-Truppe Aufklärungsarbeiten durchführe - und fügt hinzu:
Sie macht Russland noch größer auf allen Kontinenten. Und Afrika noch freier.
Jewgeni Prigoschin
Dann sagt er, dass Wagner Leute rekrutiert und die Gruppe "die gestellten Aufgaben erfüllen wird".

Experte: Wagner-Gruppe muss auch auf andere Einnahmequellen als Russland setzen

ZDFheute hat sich bereits vor einigen Tagen mit der Frage auseinandergesetzt, was die Truppe von Wagner-Chef Prigoschin zur Zeit macht und wie es um die Finanzierung der Söldner-Gruppe steht.
"Die russischen Einnahmequellen für Prigoschin sind deutlich ausgetrocknet", sagte Gerhard Mangott, Russland-Experte der Universität Innsbruck im Gespräch mit ZDFheute. Das könnte zu einer Reduzierung der Zahl der Söldner führen. Prigoschin muss sich laut dem Experten auch auf andere Einnahmequellen verlassen, beispielsweise die Wagner-Einsätze in Afrika.
Die Söldner sind in bis zu zwölf afrikanischen Staaten präsent, vor allem in der Zentralafrikanischen Republik, in Libyen, Mali - und künftig wohl auch im Niger. 
Sie bilden Truppen aus, mit Wagner verbundene Unternehmen liefern Militärgerät aus russischer Produktion, es gibt Verträge über Kleidung und Verpflegung. Neben dem Waffenhandel profitiert Wagner laut Experten auch vom Geschäft mit Gold und Drogen.

Prigoschin war nach Marsch auf Moskau zunächst nach Belarus ausgereist

Prigoschins Söldner hatten viele Monate lang an der Seite der regulären russischen Armee im seit Februar 2022 dauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine gekämpft. Ende Juni mobilisierte Prigoschin seine Männer aus Frust über die seiner Ansicht nach zu uneffektive russische Militärführung für einen Marsch auf Moskau - den er allerdings einige Stunden später nach Verhandlungen wieder stoppte. Unter der Bedingung, ins Nachbarland Belarus auszuwandern, wurde Prigoschin vom Kreml Straffreiheit versprochen.

ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf weist auf die Abhängigkeit Putins von der Wagner-Gruppe hin: Sie sei nicht nur im Krieg wichtig, sondern sorge auch für Desinformationskampagnen.

30.06.2023 | 01:24 min
Wenig später allerdings tauchte der 62-Jährige wieder in Russland auf - am Rande des Afrika-Gipfels in St. Petersburg Ende Juli. Dort zeigte er sich mit einem Vertreter aus der Zentralafrikanischen Republik.
Sorge gab es zuletzt zudem auch darüber, dass der westafrikanische Niger nach dem kürzlichen Militärputsch nun näher an Russland rücken könnte. Prigoschin hatte den Umsturz im Niger begrüßt.
Quelle: dpa, Reuters, ZDF

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