: Slowakische Regierung will Sender auflösen

25.04.2024 | 10:20 Uhr
Weil sie seine Führung nicht absetzen kann, will die Regierung der Slowakei den öffentlich-rechtlichen Sender RTVS auflösen - und ihn durch einen neuen ersetzen.
Ministerpräsident Robert Fico rechnet mit einem Parlamentsbeschluss zur Auflösung des Senders im Juni.Quelle: AFP
Die slowakische Regierung unter dem linkspopulistischen Ministerpräsidenten Robert Fico hat der Auflösung der öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalt RTVS zugestimmt. Die Dreiparteien-Regierung nahm am Mittwoch den umstrittenen Gesetzesvorschlag der nationalistischen Kulturministerin Martina Simkovicova an.
Oppositionspolitiker und regierungskritische Journalisten werfen der Koalition seit Wochen vor, die in Umfragen als objektiv und vertrauenswürdig eingeschätzte Medienanstalt durch einen willfährigen Propagandasender der Regierung ersetzen zu wollen.

Vor etwa fünf Jahren musste Ministerpräsident Fico wegen Korruptionsvorwürfen den Hut nehmen. Kaum wieder im Amt, versucht er, Maßnahmen gegen Korruption abzuschaffen.

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Fico: Beschluss durch Parlament wohl im Juni

Den endgültigen Beschluss kann nur das Parlament fassen, in dem die Regierungsparteien aber eine ausreichende Mehrheit haben. Fico sagte der Nachrichtenagentur TASR, er rechne mit einem Parlamentsbeschluss im Juni.
Mehrere Nichtregierungsorganisationen kündigten Briefe an die EU-Kommission und das EU-Parlament an, um Schützenhilfe aus Brüssel gegen die Regierungspläne zu erhalten. Schon Mitte März hatten Zehntausende Menschen in den beiden größten Städten Bratislava und Kosice gegen die drohende RTVS-Auflösung protestiert. Auch Präsidentin Zuzana Caputova, deren Amtszeit im Juni endet, kritisierte das Vorhaben.

In der Slowakei hat der russlandfreundliche Peter Pellegrini die Präsidentschaftswahl gewonnen. Der neue Präsident steht Waffenlieferungen an die Ukraine kritisch gegenüber.

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Regierung will neuen Sender einsetzen

Nicht nur Simkovicova, sondern auch Fico hatten die RTVS-Führung wiederholt als gegen sie voreingenommen kritisiert. Absetzen konnten sie den für eine Funktionsperiode bis 2027 gewählten Generaldirektor und sein Team aufgrund der bestehenden Gesetzeslage aber nicht. Dieses Hindernis will die Regierung damit umgehen, dass sie mit ihrem neuen Gesetz RTVS einfach auflöst und durch eine neue Sendeanstalt namens STVR ersetzt.
Zumindest auf die zunächst ebenfalls geplante Schaffung eines von Regierung und Parlament kontrollierten Programmrats, der direkten Einfluss auf Programminhalte von Radio und Fernsehen hätte nehmen können, verzichtet der überarbeitete Gesetzesvorschlag aber.
Quelle: dpa

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