: Angst in der assyrisch-christlichen Community

von Ninve Ermagan
18.04.2024 | 18:34 Uhr
In Sydney hatte ein Teenager in einer Kirche mehrere Geistliche schwer verletzt. Der assyrische Bischof habe seinen "Propheten beleidigt." Dieser hat ihm nun öffentlich vergeben.
Archiv: Bischof Mar Mari Emmanuel während des Gottesdienstes zum Fest der Heiligen Auferstehung 2023 in Sydney, Australien.Quelle: Reuters
Ein 16-Jähriger stach am Montag während eines Gottesdienstes in einer assyrischen Kirche in Sydney auf Geistliche ein. Zwei von ihnen wurden schwer verletzt. Die Polizei von New South Wales sprach von einem "Terrorakt" und religiös motiviertem "Extremismus".
Die Gemeindemitglieder reagierten sofort und überwältigten den Angreifer. Ein Video zeigt, wie der Teenager auf dem Boden liegt und festgehalten wird. Darin äußert er sich auf arabisch: "Warum beleidigt er meinen Propheten? Er mischt sich in meine Religion ein, sonst wäre ich nicht gekommen."

Bischof musste operiert werden

Gemeint ist der Bischof der Kirche, Mar Mari Emmanuel, der auf Social Media mit seinen Videos eine große Popularität erlangt hat. Auch Videos über den Islam sind auf seinen Kanälen zu finden. Immer wieder wurde er von Islamisten bedroht und angefeindet. Inzwischen folgen ihm auf Instagram über 190.000 Accounts.
In Sydney gab es vor kurzem auch einen Messerangriff in einem Einkauszentrum:

In einem belebten Einkaufszentrum in der australischen Stadt Sydney wurden mehrere Menschen niedergestochen. Ein mutmaßlicher Angreifer wurde von der Polizei angeschossen.

13.04.2024 | 00:19 min
Der Angriff auf seine Person löste auf Social-Media-Kanälen Entsetzen aus. Viele Follower sorgen sich um den Gesundheitszustand des beliebten "TikTok-Bischofs". Er musste operiert werden und hätte nach Polizeiangaben nur mit Glück überlebt.

Bischof vergibt Angreifer

Nun hat er sich in einem am Donnerstag veröffentlichten Facebook-Video zu Wort gemeldet. Er habe seinem Angreifer vergeben:
Ich vergebe demjenigen, der diese Tat begangen hat und ich sage zu ihm: Du bist mein Sohn, ich liebe Dich und ich werde immer für Dich beten.
Bischof Mar Mari Emmanuel
Emmanuel fügte hinzu: "Und wer auch immer dich geschickt hat, um das zu tun, dem vergebe ich auch."

Die Initiative "Muslim Interaktiv" tarnt sich mit Aufklärung über Rassismus. Doch sie gehört zu den islamistischen Gruppierungen, die dafür sorgen, dass die Gräben im Land wachsen.

27.10.2023 | 13:16 min

Emmanuel ruft zu Besonnenheit auf

Die Videoaufnahmen des live übertragenen Gottesdienstes verbreiteten sich schnell in den Sozialen Medien. Nach der Tat entstand vor dem Gotteshaus ein Chaos, als sich innerhalb kurzer Zeit Hunderte von aufgebrachten Menschen neben Rettungskräften und Polizisten versammelten. Es kam zu Ausschreitungen. Dabei wurden mehrere Beamte verletzt.
"Jesus hat uns nie beigebracht, zu kämpfen," so Bischof Emmanuel in seinem Statement und ruft zu Ruhe und Besonnenheit auf:
Wir müssen gesetzestreue Bürger sein. Wir sind Christen und so müssen wir auch handeln.
Bischof Mar Mari Emmanuel

Assyrer - eine verfolgte Minderheit im Nahen Osten

Assyrer sind eines der ältesten christlichen Völker der Welt und gelten als das indigene Volk Mesopotamiens. Sie leben als ethnische und religiöse Minderheit in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens, insbesondere im heutigen Irak, Syrien, Iran, Libanon und der Türkei.

Mittlerweile lebt der Großteil der Assyrer aufgrund von immer wiederkehrenden Verfolgungen, Vertreibungen und Genozid-Erfahrungen in der Diaspora. Darunter fällt der Völkermord an den christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges, das Massaker in der irakischen Stadt Simele 1933, aber auch Vertreibungen durch Islamisten wie dem Islamischen Staat im Irak und in Syrien.

"Wir werden in der Heimat verfolgt"

Der Angriff auf die christliche Gemeinde in Sydney versetzt die weltweite assyrische Community in Aufruhr und sorgt für tiefe Verunsicherung. "Wir werden in der Heimat verfolgt und wir fühlen uns dort nicht sicher, obwohl es unsere Heimat ist", erklärt die Vorsitzende des Assyrischen Jugendverbands MItteleuropa e.V. (AJM), Ilona Gabriel, ZDFheute.
"Die Assyrer*innen sind in westliche Länder geflohen und erhofften sich dort den Frieden, die Freiheit und als Minderheit ohne Angst leben zu können." Die Vorsitzende des AJM gibt zu verstehen: "Aus diesem Grund lässt der Angriff in einem westlichen Land und zudem in einer Kirche, die als Schutzraum gilt, wieder eine Angst in den Assyrer*innen aufleben - egal, wo sie leben."