: Was Moskau mit einer Weltraumwaffe will

22.05.2024 | 22:47 Uhr
US-Angaben zufolge hat Russland wohl eine Weltraumwaffe ins All geschickt. Zwei Expertinnen ordnen ein, wie wahrscheinlich das ist und welche Folgen das haben könnte.

Die Weltraummacht, mit der sich Russland gerne schmückt, ist nicht mehr so gegeben, die russische Weltraumindustrie leidet, erklärt Militärwissenschaftlerin Juliana Suess.

22.05.2024 | 10:49 min
Russland hat laut den USA einen Satelliten ins Weltall geschickt, bei dem es sich demnach wahrscheinlich um eine Weltraumwaffe handele. Der Satellit könne vermutlich andere Satelliten angreifen und befinde sich in derselben Umlaufbahn wie ein Satellit der US-Regierung, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder. Weltraumsicherheitsexpertin Juliana Suess hält das für möglich. Es gäbe zwar nur die US-Angaben, das Verhalten passe aber zu Russland, erklärt sie bei ZDFheute live.
Es seien "genau die Taktiken oder auch die Manöver, die wir bereits von Russland gesehen haben. Also es ist nichts komplett Neues, dass wir diese Art von Satelliten auch in der Nähe von US-Satelliten sehen." Außerdem seien Tests beobachtet worden, bei denen Russland, "Minisatelliten aus den eigenen Satelliten schießt, was potenziell darauf hindeuten könnte, dass diese Satelliten auch als Waffe eingesetzt werden könnten", ordnet die Militärwissenschaftlerin und politische Leiterin für Weltraumsicherheit am Royal United Services Institute in London ein. Es sei aber noch nie beobachtet worden, dass ein Staat den Satelliten eines anderen Staates angreifen würde.

Russland entwickelt laut US-Regierung militärische Fähigkeiten zum Einsatz gegen Satelliten im All. Der Nationale Sicherheitsrat bezeichnete dies als besorgniserregend.

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So effektiv wäre ein Angriff auf einen Satelliten

Ein solcher "kinetischer Angriff" sei im Vergleich zu einem Cyberangriff oder elektromagnetischen Störungen eines Satelliten weniger effizient. "Denn mit so einem kinetischen Angriff kann man natürlich auch immer nur einen Satelliten jeweils angreifen", erklärt Suess. Und die USA hätten mehrere dieser Satelliten.
Das heißt, ein kinetischer Angriff ist immer auch ein politisches Signal.
Juliana Suess, Weltraumsicherheitsexpertin
Politik gehe im Weltall weiter. "Also jede Politik und jede Strategie wird auch ins All projiziert." Deshalb werden der Weltraum und die Satelliten bei der militärischen Kriegsführung genutzt, sagt Suess. Das zeige auch der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Die Ukraine habe beispielsweise Satelliten-Aufnahmen genutzt, um zu zeigen, welche Taten passiert sind.

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22.05.2024 | 18:54 min

Expertin: Nato sehr wachsam bei Weltraumaktivitäten

Es besteht auch die Möglichkeit, dass waffenfähige Satelliten einen kommerziellen Satelliten rammen. Sollte ein solches Szenario eintreten, könne dadurch beispielsweise die Telekommunikation gestört werden, erklärt Nato-Expertin Stefanie Babst. Wie genau die Nato darauf reagieren würde, ist unklar.
Aber Babst geht davon aus, dass die Verbündeten gemeinsam darüber beraten würden, "dass die Verbündeten dann zusammenkommen, um zu schauen, wie die Lage eigentlich ist, sich gegenseitig informieren und dann in einem gemeinsamen Gespräch darüber befinden, ob sie gemeinsam oder individuell Maßnahmen ergreifen wollen." Die Nato sei "sehr wachsam, was die Aktivitäten im Weltraum angehen", sagt Babst, die selbst jahrelang bei der Nato gearbeitet hat.

Russlands Einfluss im Weltall ist begrenzt

Die Nato hat keine eigenen Kapazitäten im Weltall, nur die einzelnen Mitgliedsländer, betont Babst. Insbesondere die USA hätten ein relativ großes Weltraumprogramm. Daneben verfügten unter anderem Frankreich und Großbritannien über Satelliten.

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Russland sei keine große Weltraummacht mehr, ordnet Suess ein. "Die Weltraummacht, mit der Russland sich gerne schmückt international, ist nicht mehr so gegeben." Das läge auch an den Sanktionen gegen Russland. Russland habe nur noch wenige Partner, aber darunter sei die Weltraummacht China.

Viele Weltall-Fragen noch ungeklärt

Welche Regeln und welche Definitionen im Weltall gelten, ist teilweise gar nicht so klar. Es gibt zwar einen Weltraumvertrag von 1967, der Grundsätze festlegt, die die Weltraumaktivitäten von Staaten regeln. Er besage aber nur, "dass keine Massenvernichtungswaffen im All platziert werden dürfen. Es geht aber gar nicht um konventionelle Waffen, wie wir jetzt natürlich gerade diskutieren", so Suess.

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Erst seit 2019 ist der Weltraum eine sogenannte Verteidigungsdomäne der Nato. Daneben gibt es noch die Domänen, Luft, Land, See und Cyberspace. Im All soll beispielsweise Kommunikation und Navigation der Allianz gewährleistet werden. Grund für die neue Verteidigungsdomäne sei die Furcht, dass Länder wie Russland und China "immer mehr versuchen, waffenfähige Satelliten in das All zu schicken und sich dabei auf der anderen Seite jeglicher Regulierung entziehen", erklärt Nato-Expertin Stefanie Babst.
Laut Weltraumexpertin Suess gibt es gar keine richtige Definition von Weltraumwaffen. Dies werde bei den Vereinten Nationen immer wieder diskutiert - ohne internationalen Konsens. Sie betont jedoch, dass auch Weltraummüll zu einer Waffe werden kann, weil ein nur ein Zentimeter großes Stück die Einschlagskraft einer Handgranate entwickeln könne.

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