: Kandidat für Moskau: Wofür Lambsdorff steht

von Thomas Dudek
30.03.2023 | 17:23 Uhr
Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff soll im Sommer neuer deutscher Botschafter in Russland werden. Eine Personalie, die Deutschlands neue Russlandpolitik symbolisiert.
Alexander Graf Lambsdorff (Archivbild)Quelle: Britta Pedersen/ZB/dpa
Alexander Graf Lambsdorff kokettiert gerne mit seiner rheinländischen Herkunft. "Bonn im Herzen, die Welt im Blick", lautet der Spruch, mit dem sich der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion auf seiner Internetseite vorstellt. Ein Lokalpatriotismus, der dem Außenpolitiker auch in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik einige Lacher einbrachte. 

Europaparlamentarier und Außenpolitiker

"Wir sind auch im falschen Gebäude hier", scherzt Graf Lambsdorff, als er Gast der von der Akademie veranstalteten "Sicherheitspolitischen Gespräche" ist. Die Veranstaltung findet im Gebäude "Berlin" statt und nicht in dem Teil der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, die im Gebäude "Bonn" untergebracht ist.

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Ab Sommer, "wenn alles nach Plan" läuft, wie Lambsdorff immer wieder betont, wird er jedoch aus der Ferne auf seine Heimatstadt blicken. Ende Dezember wurde bekannt, dass der langjährige Europaparlamentarier und Außenpolitiker neuer deutscher Botschafter in Russland werden soll. Aktuell ist noch Géza Andreas von Geyr auf dem Posten in Moskau. Ein Diplomat, dessen Laufbahn eng verbunden mit der CDU war.

Eine überraschende Personalie

Dass Lambsdorff nun Deutschland in Russland vertreten soll, ist durchaus überraschend. Es sei zwar "nicht ungewöhnlich, dass aktive Politiker Botschafter werden", sagt Thomas Jäger, Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Uni Köln, und erinnert dabei unter anderem an Annette Schavan. Die ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung und langjährige CDU-Politikerin, wechselte 2014 aus dem Bundestag auf den Botschafterposten beim Heiligen Stuhl.
Ungewöhnlich sei aber, dass "Lambsdorff mit Moskau gleich eine der wichtigsten und prestigeträchtigsten Vertretungen übernimmt", erklärt Jäger.
Interessant ist auch, dass mit Lambsdorff es nun auch ein FDP-Politiker wird. Das Auswärtige Amt wurde in den letzten Jahren eher von der SPD und den Grünen dominiert.
Thomas Jäger, Politikwissenschaftler

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Russland für Lambsdorff nicht unbekannt

Für Lambsdorff ist das Außenministerium jedoch kein unbekanntes Feld. 1995 absolvierte er eine Attachéausbildung im Auswärtigen Amt, die eine Voraussetzung ist für eine diplomatische Laufbahn. Bis auf die Jahre 1998/99, in denen er Büroleiter des ehemaligen Außenministers Klaus Kinkel im Bundestag war, war er auch von 1997 bis 2004 für das Auswärtige Amt tätig. Zuletzt war Lambsdorff dort Länderreferent für Russland.
Lambsdorff sagt rückblickend auf diese Zeit:
Schon damals hatten wir das Gefühl, dass sich die russische Politik weniger freundlich entwickeln würde.
Alexander Graff Lambsdorff
"Man kann aber mit den eigentlichen Herausforderungen, mit den eigentlichen Fragen nicht durch in der deutschen Politik", so der designierte deutsche Botschafter.

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Warnung vor Russlands Aktivitäten

"Und ich glaube, das ist etwas, was sich jetzt verändert hat. Es gibt einen realistischeren und nüchterneren Blick. Es gibt ein neues Problembewusstsein. Und das ist etwas, was gut ist, aber zu spät kommt", so Lambsdorff.
An dem Abend in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik wird auch klar, was Lambsdorff unter dem "neuen Problembewusstsein" versteht. Den russischen Krieg in der Ukraine sowie die Aktivitäten des Kremls in Syrien und Mali deutet er als den Versuch Russlands, Europa einzukreisen. Er warnt davor, dass Russland Flüchtlingsströme als Druckmittel gegen Europa einsetzen könnte, ebenso wie vor Russlands Partnerschaft mit dem "Systemrivalen" China.

Spagat zwischen Politiker und Botschafter

Es sind jedoch Aussagen, die Lambsdorff als Politiker und nicht als Diplomat tätigt. "Als Botschafter bin ich weisungsgebunden", so Lambsdorff. Ob diese Trennung zwischen Politiker und Diplomat aber auch Moskau so sieht, ist fraglich. In den Berichten über seine Nominierung für den Botschafterposten, haben russische Medien jedenfalls darauf verwiesen, dass Lambsdorff sich unter anderem für Waffenlieferungen an die Ukraine aussprach.
Ob der Kreml die Meinung des Politikers Lambsdorffs akzeptieren kann, werden die nächsten Wochen zeigen. Um Botschafter zu werden, benötigt er das Agrément des Gastgeberlandes.

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Quelle: ZDF
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