: Jüdischer Student in Berlin angegriffen

05.02.2024 | 17:17 Uhr
Der Angriff eines Mannes auf einen jüdischen Studenten der FU Berlin hat Bestürzung ausgelöst. Der Regierende Bürgermeister zeigt sich "fassungslos".

Der Bruder des jüdischen Komikers Shahak Shapira wurde in Berlin angegriffen und krankenhausreif geschlagen.

05.02.2024 | 03:05 min
Nachdem ein 23-Jähriger einen jüdischen Studenten in Berlin krankenhausreif geschlagen haben soll, hat der Regierende Bürgermeister Kai Wegner auf die Tat mit klaren Worten reagiert.
"Dieser niederträchtige Angriff macht mich fassungslos", schrieb Wegner (CDU) am Montag auf der Plattform X, vormals Twitter. "Jüdische Menschen müssen sich in Berlin überall sicher fühlen - auch an unseren Universitäten!"
Ein 23-jähriger Student soll in der Nacht auf Samstag in der Brunnenstraße einen 30 Jahre alten Kommilitonen jüdischen Glaubens in Berlin-Mitte mehrmals ins Gesicht geschlagen und schließlich auf den am Boden liegenden Mann eingetreten haben, wie die Polizei mitgeteilt hatte.

Streit über Nahost-Konflikt?

Die Ermittler sprachen unter Berufung auf bisherige Ermittlungen und Aussagen davon, dass ein Streitgespräch vorausgegangen sei. Der 30-Jährige habe proisraelische Ansichten in den sozialen Medien vertreten, der Jüngere soll propalästinensisch eingestellt sein.
In Berlin-Mitte seien der jüdische Student und seine Begleiterin auf der Straße auf den Tatverdächtigen getroffen. Dort soll es zum Streit über den Nahost-Konflikt gekommen sein. Im Verlauf des Streits soll der Jüngere den Älteren unvermittelt mehrmals ins Gesicht geschlagen haben, sodass dieser stürzte.
Wegner teilte weiter mit, er erwarte von den Universitätsleitungen konsequentes Vorgehen gegen Antisemitismus und aktives Eingreifen, "wenn sich solche Entwicklungen abzeichnen." An den Verletzten richtete der Regierungschef Genesungswünsche.

Nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober in Israel haben in Deutschland die antisemitischen Vorfällen zugenommen. So auch an den Universitäten.

16.12.2023 | 02:05 min

Opfer meldet sich in israelischen Medien zu Wort

Das Opfer ist Enkel eines der Ermordeten des Olympia-Attentats von München 1972 und Bruder des Comedian Shahak Shapira. Der Verletzte, Lahav Shapira, äußerte sich inzwischen laut der Nachrichtenagentur dpa in einem israelischen Fernsehinterview: "Er hat mir plötzlich einen Fausthieb von der Seite gegeben, und dann noch einen", sagte der Verletzte im Krankenhaus.
Dann habe ich das Gleichgewicht verloren. Ich habe versucht aufzustehen, und dann hat er mir ins Gesicht getreten.
Lahav Shapira, Opfer
Anschließend sei der Angreifer weggerannt.
Lahavs Bruder Shahak Shapira äußerte sich auf X noch eindeutiger: "Es gab keinerlei politische Debatte. Er wurde vom Angreifer in der Bar erkannt, dieser ist ihm und seiner Begleitung gefolgt, hat sie aggressiv angesprochen und ihm dann unangekündigt ins Gesicht geschlagen." Als Motiv sieht er das politische Engagement seines Bruders für Israel.

Universität zeigt sich "zutiefst entsetzt" und prüft Hausverbot

Die Freie Universität (FU) hat die Tat verurteilt. Man sei "zutiefst entsetzt über den brutalen, mutmaßlich antisemitisch motivierten Angriff auf einen jüdischen Studenten unserer Universität", erklärte FU-Präsident Günter Ziegler am Montag. Sollte sich bestätigen, dass der Tatverdächtige "Student der Freien Universität Berlin ist, wird die Hochschule umgehend die möglichen juristischen Schritte im Rahmen des Hausrechts prüfen und gegebenenfalls ein Hausverbot durchsetzen."

Autor Hasnain Kazim fordert: Man muss "Über muslimischen Antisemitismus reden".

19.10.2023 | 01:11 min
Unabhängig davon unternehme die Freie Universität alles in ihrer Kraft Stehende, um eine Bedrohung von jüdischen Studierenden auf dem Campus zu verhindern, betonte Ziegler.
Unsere uneingeschränkte Solidarität gilt allen Opfern antisemitischer Anfeindungen und Gewalt; die Freie Universität Berlin steht für Offenheit und Toleranz und distanziert sich von jeglicher Form von Gewalt und Hetze.
Günter Ziegler, Präsident Freie Universität Berlin

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung nennt die hohe Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland seit dem Angriff auf Israel "beschämend" - und fordert Maßnahmen.

25.01.2024 | 01:20 min

Verdächtiger hat nun Zeit sich zur Tat zu äußern

Von der Polizei gab es am Montag zunächst keinen neuen Sachstand. Eine Polizeisprecherin hatte am Sonntag gesagt, dass der Tatverdächtige die Möglichkeit bekomme, sich zu dem Geschehen zu äußern.
Die Beamten werten außerdem mögliche Beweismittel aus, wie es hieß. Der 23-Jährige soll zunächst geflohen sein, Ermittler trafen ihn später zu Hause an und durchsuchten die Wohnung. Unter anderem beschlagnahmten sie das Handy des Mannes. Der Staatsschutz ermittelt.
Quelle: dpa, KNA, epd

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