FAQ
: Katar: Wüste, Gas und Einfluss
17.11.2022 | 17:54 Uhr
Sein Gas hat Katar reich gemacht. Wo liegt das Gastgeberland der Fußball-WM 2022? Und wer wohnt in dem Wüstenstaat? Fragen und Antworten zum Land abseits des Fußballs. 
Katar: Der Wüstenstaat am Golf hat es mit Öl und Gas zu einem der wohlhabendsten und einflussreichsten Länder der Welt geschafft. Die Fäden hält die Emir-Familie Al Thani fest in der Hand.
28.09.2022 | 44:12 minKatar richtet die Winter-Weltmeisterschaft der Fußballer aus, die am 20. November startet. Das Land ist bekannt als reicher Wüstenstaat mit riesigen Gasvorkommen. Wer lebt eigentlich in dem Land? Wie wird es regiert und warum ist ihm Einfluss in der westlichen Welt so wichtig? Fragen und Antworten, um Katar besser zu verstehen.
Wo genau liegt Katar?
Katar liegt an der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persischen Golf. Die einzige Landesgrenze teilt sich der Wüstenstaat mit Saudi-Arabien, ganz in der Nähe liegen Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
Mit einer Fläche von fast 12.000 Quadratkilometern ist Katar kleiner als Schleswig-Holstein. Gerade einmal 180 Kilometer lang und 80 Kilometer breit ist das Land. Es besteht fast vollständig aus Wüste, weswegen es in Katar im Sommer nahezu unerträglich heiß wird, mit Spitzenwerten über 50 Grad Celsius.
Welche Staatsform hat das Land?
Das Land ist eine absolute Monarchie mit dem Islam als Staatsreligion. Das derzeitige Staatsoberhaupt ist der 42-jährige Emir Scheich Tamim bin Hamad Al Thani. Die Familie Al Thani bestimmt die Geschicke des Landes von der Hauptstadt Doha aus und kontrolliert die wichtigsten Posten und Firmen im Land.
Der Familie gehören etwa 5.000 erwachsene Angehörige an - innerhalb dieser gibt es Konflikte um die Thronfolge, Posten und Geld. So ist es seit 1971, als Katar seine vollständige Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich erreichte.
Es gibt kein gewähltes Parlament, es gibt keine freien Medien. Man liest keine kritischen Artikel zu keinem Emir oder König am Golf.
Eine WM in der Wüste. Im Winter. Aller Kritik zum Trotz: Sportjournalist Jochen Breyer und Autorin Julia Friedrichs gehen der Frage nach, wie Katar dieser Coup gelingen konnte.
15.12.2022 | 43:26 minBevölkerung: Wer lebt in Katar?
Katar hat laut eigenen Angaben eine Bevölkerungsgröße von rund drei Millionen Menschen. Doch nur zwischen zehn und zwölf Prozent sind ethnische Kataris. Der Rest sind Arbeitsmigranten vor allem aus süd- oder südostasiatischen Staaten.
Warum ist das Land so reich?
Katar hat unglaublich große Gasvorkommen im Persischen Golf, die sich das Land mit Iran teilt. Und die weiß es zu nutzen: Katar ist innerhalb weniger Jahrzehnte zum größten Flüssiggas-Emittenten der arabischen Welt und zum drittgrößten überhaupt geworden.
Mit knapp 38 Millionen Tonnen sorgt das Land für fast 20 Prozent der weltweit exportierten Menge. Und das spült Katar wiederum eine große Menge Geld in die Taschen. Auch Deutschland zeigt in Folge des Angriffskriegs auf die Ukraine verstärkt Interesse am katarischen Gasvorkommen.
Seit 2017 baut Katar seine Gasförderung weiter aus, sucht nach neuen Märkten, sucht nach neuen Kunden.
Was macht Katar mit seinem Reichtum?
Bauen, Bauen, Bauen - Doha hat mittlerweile eine prächtige Skyline. International nutzt Katar sein Geld, um Einfluss mit Investitionen zu kaufen - auch in Deutschland. So halten katarische Investmentfirmen etwa 17 Prozent der Aktien von Volkswagen, über sechs Prozent der Deutschen-Bank- und rund drei Prozent der Siemens-Aktien.
Viel Geld fließt auch in die Lieblingssportart der Kataris: den Fußball. Paris Saint-Germain gehört seit 2012 zu 100 Prozent der katarischen Investmentfirma "Qatar Sport Investments" und über "Qatar Airways" sponsert das Land unter anderem den FC Bayern. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 steht Katar im Verdacht der Einflussnahme und Korruption.
Wie verträgt sich Katar mit seinen Nachbarn?
Doch es geht Katar nicht nur um Luxus und Fußball. Sein Vermögen nutzt das Land für ein Grundbedürfnis: Sicherheit. Mit seinen Nachbarstaaten Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrein liegt das Land im Konflikt, der 2017 bereits die Isolation des Landes zur Folge hatte.
Mit wirtschaftlichen, aber auch mit militärischen Verflechtungen will sich Katar absichern und geht Bündnisse etwa mit dem Iran, der Türkei und den USA ein.
Katar: Warum gilt die Menschenrechtslage als kritisch?
Obwohl Frauen in Katar heute mehr Freiheiten haben als noch vor einigen Jahren, sind sie Männern nicht gleichgestellt und können in Politik und Gesellschaft kaum an Macht und Posten kommen. Auch der Umgang mit der LGBTQ-Community wird kritisiert, denn Homosexualität etwa ist im Land verboten.
In der Kritik stehen auch Beziehungen zu islamistischen Gruppen wie der Terrororganisation Hamas oder der Muslimbruderschaft.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Situation von Arbeitsmigranten. Zweifellos ist, dass die Arbeitsbedingungen der Gastarbeiter in Katar sehr schlecht sind - das liegt auch am Kafala System.
Gastarbeiter in Katar - was ist Kafala?
Der Umgang der Kataris mit Arbeitsmigranten basierte auf dem Kafala-System, was bedeutet, dass der Arbeitgeber über Arbeitsplatz, -zeit und -dauer des Aufenthalts im Land bestimmt. Es stammt aus dem Beduinen-Gewohnheitsrecht. Offiziell gilt es als abgeschafft.
Ella Knight von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert die Arbeitsbedingungen scharf: "Sie machen viele Überstunden, arbeiten oft zwölf Stunden täglich, jeden Tag, sieben Tage die Woche über Monate hinweg, ohne einen freien Tag."
Die Arbeitsmigranten sind unterbezahlt und leben oft in sogenannten Arbeitslagern.
Eine prekäre Menschenrechtslage, Korruptionsvorwürfe, heißes Wüstenklima: Micky Beisenherz und Jonas Hummels diskutieren mit dem Psychologen Leon Windscheid über die WM in Katar.
14.11.2022 | 29:27 minQuelle: ZDF