: Kosovo schließt größten Grenzübergang

28.12.2022 | 11:58 Uhr
Die Spannungen mit Serbien nehmen weiter zu. Nun hat der Kosovo den größten Grenzübergang zum Nachbarland geschlossen - mit Folgen für im Ausland lebende Kosovaren.
Auf dem Balkan schaukelt sich der Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo hoch. Nachdem Serbien wegen der wachsenden Spannungen mit der Regierung in Pristina die Armee in Alarmbereitschaft versetzt hatte, schloss am Mittwoch der Kosovo den größten Grenzübergang zu dem Nachbarland.
Zuvor hatten auf der serbischen Seite Demonstranten die Zufahrt zu dem Übergang Merdare blockiert. Das Außenministerium des Kosovo erklärte auf Facebook, wer in Serbien unterwegs sei, müsse andere Grenzübergänge nehmen oder über Nordmazedonien ins Land reisen.

Im Ausland lebende Kosovaren müssen Umwege nehmen

Bereits seit dem 10. Dezember sind zwei andere Grenzübergange geschlossen. Offen sind derzeit nur drei Übergänge zwischen dem Kosovo und Serbien.
Für den Kosovo ist die Blockade von Merdare besonders folgenreich, denn Tausende im Ausland arbeitende Kosovaren, die die Feiertage für einen Besuch in der Heimat nutzen wollen, sind gezwungen, Umwege zu nehmen.revis
Zudem ist Merdare der wichtigste Grenzübergang für Lkw. Im nördlichen Teil des mehrheitlich albanischen Kosovo leben rund 50.000 Serben. Sie weigern sich seit Jahren, die Regierung in Pristina oder den Kosovo als Staat anzuerkennen.

Serbien beansprucht den Kosovo für sich

Wegen des Konfliktes hat Serbien seine Armee in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Präsident Aleksandar Vucic habe "höchste Kampfbereitschaft" angeordnet, erklärte der serbische Verteidigungsminister Milos Vucevic Anfang der Woche. Der Staatschef habe außerdem angeordnet, die Präsenz der serbischen Streitkräfte von bisher 1.500 Soldaten auf 5.000 zu erhöhen.
Der heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte früher zu Serbien gehört und ist seit 2008 unabhängig. 1999 hatte die Nato Serbien bombardiert, nachdem serbische Sicherheitskräfte albanische Zivilisten getötet und vertrieben hatten. Bis 2008 hatte die UN-Mission UNMIK den Kosovo verwaltet.
Mit der Unabhängigkeit findet sich Serbien nicht ab, beansprucht das Territorium weiter für sich und bezeichnet das Land als autonome Provinz. Trotz Vermittlungsbemühungen der EU liegen die Nachbarländer seit Jahren im Streit.
Quelle: Reuters, dpa

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