: Melnyk soll Botschafter in Brasilien werden

11.05.2023 | 20:39 Uhr
In Deutschland ist Andrij Melnyk durch Forderungen nach Waffenlieferungen und Kritik an der Bundesregierung immer wieder aufgefallen. Nun soll er Botschafter in Brasilien werden.
Celso Amorim und Andrij Melnyk bei einem Treffen in KiewQuelle: twitter.com/MelnykAndrij
Der aus seiner Zeit in Deutschland bekannte ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk soll offensichtlich Botschafter in Brasilien werden. "Die brasilianische Regierung freut sich, Ihnen mitteilen zu können, dass sie der Ernennung von Herrn Andrij Melnyk zum Botschafter der Ukraine in Brasilien zugestimmt hat", hieß es in einer Mitteilung des brasilianischen Außenministeriums in Brasília am Donnerstag. Eine Bestätigung aus Kiew stand zunächst noch aus.
Am Donnerstag war der enge Vertraute und außenpolitische Berater des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, Celso Amorim, in Kiew zu Gesprächen bei Präsident Wolodymyr Selenskyj. Dabei traf er auch Melnyk, der ein Foto des Treffens bei Twitter veröffentlichte und dazu schrieb:
Brasilien kann eine wichtige Rolle spielen, um die russische Aggression zu stoppen und einen dauerhaften und gerechten Frieden zu erreichen.
Andrij Melnyk

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Lula verärgert Kiew mit Äußerungen

Vor einigen Wochen hatten Äußerungen von Brasiliens Präsident Lula für Kritik aus den USA, Europa und Kiew gesorgt. Lula hat zu einem Waffenstillstand aufgerufen und eine Gruppe von Ländern einschließlich seines eigenen Landes vorgeschlagen, die einen Frieden vermitteln sollen. Zugleich hat er sich geweigert, der Ukraine Waffen zu liefern, Kiew eine Mitschuld an der russischen Invasion in der Ukraine angelastet und erklärt, dass die USA und Europa die Kämpfe förderten.
Amorim, der früher brasilianischer Außenminister war, sagte der brasilianischen Zeitung "O Globo" nach dem Treffen am Mittwoch, dass Selenskyj verstanden habe, dass Lula für den Frieden arbeite. Die Zeitung "Folha de S.Paulo" zitierte Amorim damit, dass sein Gespräch mit Vertretern der Ukraine positiv gewesen sei und Vertrauen aufgebaut habe. Es sei förderlich dafür gewesen, die brasilianischen Ziele für einen Frieden zu erklären.

Lawrow zu Gast in Brasilien

Im April war Amorim nach Moskau gereist und hatte dort den russischen Präsidenten Wladimir Putin getroffen. Später empfing Lula den russischen Außenminister Sergej Lawrow in der Hauptstadt Brasília. Dieser lobte Brasilien dabei für ein aus seiner Sicht "exzellentes Verständnis des Zustandekommens dieser Situation".
Kritikern zufolge ziele Brasiliens Haltung darauf ab, Russland nicht zu verärgern. Das Land ist ein wichtiger Lieferant von Düngemittel für brasilianische Sojaplantagen.

Melnyk nimmt kein Blatt vor den Mund

Vor diesem Hintergrund ist es auffällig, dass gerade Melnyk in einem großen Land wie Brasilien Botschafter werden soll. Der 47-Jährige ist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn es um Kritik an der Haltung anderer Länder zum Krieg in der Ukraine geht.
Melnyk war von 2014 bis 2022 ukrainischer Botschafter in Deutschland. Nach dem russischen Einmarsch vor über 14 Monaten wurde der 47-Jährige in der deutschen Öffentlichkeit durch seine teils undiplomatischen Auftritte bekannt. Immer wieder forderte er Waffenlieferungen und kritisierte die Bundesregierung für ihr Zögern.
Im Juli vergangenen Jahres wurde er nach Kiew zurückbeordert. Seit November 2022 bekleidete er den Posten des Vizeaußenministers. Er ist dabei auch für die Beziehungen zu den lateinamerikanischen Staaten zuständig.
In den vergangenen Tagen machte Melnyk durch einen harschen Angriff auf seinen Nachfolger in der ukrainischen Botschaft in Berlin, Oleksii Makeiev, von sich reden. "Er sollte sein Gesäß hochkriegen, bei überlebenswichtigen Themen wie deutschen Kampfjets und Kriegsschiffen sowie einem Beitritt in die Nato endlich lautstark werden und Ergebnisse liefern."
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Quelle: dpa, AP

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