: Proteste im Kosovo: Nato verstärkt Truppen

30.05.2023 | 15:46 Uhr
Nach den Kommunalwahlen im Nordkosovo haben ethnische Serben gewaltsam gegen die gewählten Kandidaten protestiert. Die Nato kündigte an, mehr Soldaten in die Region zu schicken.

Die Lage im Nordkosovo bleibt nach den Kommunalwahlen angespannt. Bei Ausschreitungen sind rund 80 Menschen verletzt worden.

30.05.2023 | 00:24 min
Die Nato hat einen Tag nach den schweren Zusammenstößen zwischen militanten Serben und der Nato-Schutztruppe KFOR angekündigt, zusätzliche Soldaten im Kosovo zu stationieren.
Das sei eine Vorsichtsmaßnahme, "um sicherzustellen, dass die KFOR über die Fähigkeiten verfügt, die sie zur Aufrechterhaltung der Sicherheit gemäß unseres UN-Sicherheitsratsmandats benötigt", erklärte der Nato-Kommandeur Stuart B. Munsch am Dienstag.

80 Verletzte nach Ausschreitungen am Montag

Bei den gewaltsamen Protesten im Norden des Kosovo wurden am Montag rund 80 Menschen verletzt. Am Dienstagmorgen hatten sich erneut Serben in der Region versammelt.
Demonstranten fanden sich vor den Gemeindeämtern in Zvecan, Leposavic und Zubin Potok ein, die von der KFOR gesichert werden, berichtete das kosovarische Nachrichtenportal "koha.net" unter Berufung auf eigene Reporter vor Ort.

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30.05.2023 | 00:56 min
Auslöser der gewaltsamen Ausschreitungen am Montagnachmittag war die Einsetzung neuer Bürgermeister in Zvecan. Dagegen protestierten militante Serben. Die Polizei hatte den neuen Bürgermeister, einen Albaner, der sein Amt antreten wollte, eskortiert.
Serben versammelten auch in zwei anderen Orten des Nordkosovos, wo ebenfalls albanische Bürgermeister die Amtsgeschäfte übernahmen.

Serben in der Region boykottierten Kommunalwahl

Die drei Bürgermeister waren im April gewählt worden, wobei fast alle Serben die Wahl boykottiert hatten. Deshalb kommen die Wahlsieger aus albanischen Parteien. Die bisherigen serbischen Bürgermeister hatten ihre Funktionen im November 2022 aus Protest gegen die Politik der kosovarischen Regierung niedergelegt.
Zur Eskalation am Montag kam es, als sich die serbische Menge in Zvecan weigerte, die dort noch stehenden Fahrzeuge der kosovarischen Polizei wegfahren zu lassen.

Serbiens Präsident Vucic hat die Armee seines Landes in Alarmbereitschaft versetzt. Die Truppen sollen näher an die Grenze zu Kosovo verlegt werden.

27.05.2023 | 00:25 min
Der KFOR-Trupp löste daraufhin die Versammlung auf. Dabei setzten sie Blendgranaten und Tränengas ein. Die Menge bewarf sie wiederum mit Steinen, Brandsätzen, Flaschen und anderen Gegenständen.

Angriffe auf Nato-Trupp nach einer Versammlung

30 KFOR-Soldaten, unter ihnen 19 Ungarn und elf Italiener, erlitten Verletzungen, darunter Knochenbrüche und Verbrennungen, teilte die Schutztruppe am Dienstagmorgen in Pristina mit.
"Die KFOR hat (...) auf die unprovozierten Angriffe einer gewalttätigen und gefährlichen Menge reagiert", hieß es in der Mitteilung. Laut dem Krankenhaus in der nahen Stadt Mitrovica wurden 53 Serben verletzt.

Nato: "In einen Dialog eintreten"

Die Nato verurteilte am Montag die Angriffe auf die KFOR-Truppen scharf.
Solche Angriffe sind völlig inakzeptabel. Die Gewalt muss sofort aufhören.
Nato-Sprecherin
Und weiter: "Wir rufen alle Seiten auf, von Handlungen Abstand zu nehmen, die die Spannungen weiter anheizen, und in einen Dialog einzutreten." KFOR werde alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um ein sicheres Umfeld aufrechtzuerhalten.

Die EU versucht, eine pragmatische Zusammenarbeit zwischen Serbien und dem Kosovo zu etablieren, doch die serbischen Gemeinden im Kosovo bleiben weiter Streitthema.

02.05.2023 | 02:15 min

Serbien erkennt Unabhängigkeit des Kosovo nicht an

Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo erklärte sich 2008 für unabhängig. Serbien erkennt die Eigenstaatlichkeit seiner einstigen Provinz nicht an und verlangt die Rückgabe. Zugleich schürt es immer wieder Spannungen unter der serbischen Bevölkerung des Kosovos.
Belgrad hatte 1999 auf einen bewaffneten Aufstand der Kosovo-Albaner mit Vertreibungen und Massentötungen von Zivilisten reagiert. Die Nato griff daraufhin mit Bombardierungen ein und erzwang einen Abzug der serbischen Sicherheitskräfte aus dem Kosovo. Ein UN-Sicherheitsratsbeschluss aus demselben Jahr beauftragte die KFOR damit, die Sicherheit im Kosovo zu gewährleisten.
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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