: Tokio: Nordkorea feuert neue Rakete ab

18.11.2022 | 10:50 Uhr
Nordkorea hat offenbar eine neue Interkontinentalrakete abgefeuert. Sie könne bis in die USA reichen, teilte Japan mit. Beim Apec-Gipfel wurde eine Dringlichkeitssitzung anberaumt.
Nordkorea hat nach Angaben aus Seoul und aus Tokio eine ballistische Interkontinentalrakete mit Tausenden Kilometern Reichweite abgefeuert. Der Start sei an diesem Freitag gegen 10.15 Uhr (Ortszeit) erfasst worden, teilte der südkoreanische Generalstab mit. Demnach wurde die Interkontinentalrakete, die über Land in Richtung Ostküste flog, vom Großraum Pjöngjang abgeschossen.

Dringlichkeitstreffen bei Apec-Gipfel

Der Raketentest fand während des Gipfeltreffens der Staaten der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (APEC) in Thailand statt, an der auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris teilnahm. Dort wurde kurzfristig ein Dringlichkeitstreffen von Harris mit den Spitzenvertretern von Japan und Südkorea einberufen. Auch Australien, Kanada und Neuseeland sollten daran teilnehmen.
Der japanische Verteidigungsminister Yasukazu Hamada erklärte, die Rakete sei 1.000 Kilometer weit gekommen und habe eine maximale Höhe von rund 6.000 Kilometern erreicht. Je nach Gewicht des Sprengkopfs, mit dem die Rakete bestückt werden könne, habe die Waffe eine Reichweite von mehr als 15.000 Kilometern. "In diesem Fall könnte sie das gesamte Festland abdecken", erklärte Hamada. Nach japanischen Angaben stürzte die Rakete westlich der Insel Hokkaido ins Meer.
Nordkorea hat in diesem Jahr wiederholt in einer beispiellosen Frequenz Raketen abgefeuert und eskaliert die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel signifikant.
Yasukazu Hamada, Verteidigungsminister Japans
Der südkoreanische Generalstab bezeichnete Nordkoreas Vorgehen als eine "gravierende Provokation und schwerwiegende Bedrohung", die den internationalen und regionalen Frieden und die Sicherheit untergraben würden.

Scharfe Kritik aus den USA

Die Sprecherin des nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses, Adrienne Watson, verurteilte Nordkoreas Raketenstart scharf. Dieser erhöhe unnötig Spannungen und drohe, die regionale Sicherheit zu schwächen. Nordkorea stelle illegale Waffenprogramme über das Wohlergehen seines Volkes, kritisierte Watson. Die Vereinigten Staaten würden alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit ihres Festlandes und jene ihrer Verbündeten Südkorea und Japan zu gewährleisten. US-Präsident Joe Biden sei über den Raketenstart unterrichtet worden.
Direkte Nachbarn Nordkoreas: Südkorea, China und Japan.Quelle: ZDF
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol ordnete nach einem Briefing eine Verstärkung der trilateralen Sicherheitskooperation mit den USA und Japan an. Auch nicht näher benannte Abschreckungsmaßnahmen, die vorab mit Washington abgesprochen worden waren, befahl er. Zudem wies Yoon seine Mitarbeiter an, auf schärfere internationale Verurteilungen und Sanktionen gegen Nordkorea zu dringen, wie sein Büro mitteilte.

Nordkoreas Rakete - ein Zeichen des Protests?

Pjöngjang hatte am Donnerstag seine Waffentest-Aktivitäten nach etwa einer Woche Pause wieder aufgenommen - ein offensichtlicher Protest gegen Schritte der USA, die Allianzen mit Südkorea und Japan zu festigen. Vor einem Raketenstart am Donnerstag hatte Nordkoreas Außenministerin Choe Son Hue mit "heftigeren" militärischen Reaktionen als Antwort auf eine forcierte Sicherheitszusammenarbeit Washingtons mit Seoul und Tokio gedroht.

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Sollten sich die Details zur Rakete bestätigen, wäre es der erste Test einer Interkontinentalrakete durch Nordkorea seit etwa zwei Wochen. Auswärtige Experten hatten erklärt, ein derartiger Raketentest Anfang November sei nicht erfolgreich verlaufen, weil die Rakete nicht den beabsichtigten Verlauf genommen habe. Es wurde jedoch vermutet, dass bei dem damaligen Test ein neuer, noch in der Entwicklung begriffener Interkontinentalraketentypus zum Einsatz kam.
Nordkorea hat zwei weitere Arten von Interkontinentalraketen - die Hwasong-14 und die Hwasong-15. Testabschüsse dieser Raketen im Jahr 2017 belegten, dass sie potenziell Teile des US-Festlandes erreichen könnten.
Quelle: AP, dpa, Reuters

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