: Warum von Trump kein Mug-Shot gemacht wurde

von Jan Schneider
05.04.2023 | 10:53 Uhr
Nach der Anklage gegen Ex-Präsident Trump in New York wird das Netz mit Polizeifotos von ihm geflutet. Es wurden aber gar keine "Mug-Shots" gemacht. Die Fotos sind Fälschungen.
FAKE-Bild: Dieses Polizeibild von Trump in Sträflingskluft wurde nie gemachtQuelle: @EverythingOOC auf Twitter
Schon während der frühere US-Präsident Donald Trump in New York im Gerichtsgebäude saß, um sich für die Fälschung von Geschäftsunterlagen in 34 Fällen zu verantworten, tauchten im Netz sogenannte "Mug-Shots", also Polizeifotos, auf.
Sie zeigen Trump etwa in orangener Sträflingskluft oder mit eingefallenem Gesicht vor einer Betonwand. Aber die Bilder sind alle Fälschungen: Es wurden gar keine Polizeifotos von Trump gemacht.
FAKE-Bild: Trump wurden nur Fingerabdrücke genommen. Ein Polizeifoto wurde nicht gemacht.Quelle: scubaryan auf Twitter

Warum wurde kein Polizeifoto gemacht?

An sich wurde Trump im Manhattaner Gericht wie jeder andere Angeklagte behandelt. Er musste seine Fingerabdrücke nehmen lassen und bekam eine Identifikationsnummer des Staates New York. Mit dieser können in Zukunft seine Vorstrafen nachverfolgt werden. Auf Handschellen und ein Polizeifoto wurde jedoch verzichtet. Die ist bei Gericht keine Pflicht, sondern kann von den Strafverfolgungsbeamten individuell entschieden werden.
Polizeifotos sollen den Behörden helfen, einen Angeklagten zu identifizieren oder ihn zu finden, sollte er fliehen. Im Fall von Donald Trump gehen die Behörden nicht von einem größeren Fluchtrisiko aus, schließlich will der 76-Jährige im kommenden Jahr erneut zum Präsidenten gewählt werden. Auch die Wiedererkennung ist bei dem Mann, der seit vielen Jahren omnipräsent in den Medien auftaucht, nicht von einem Polizeifoto abhängig.

Was bedeutet die Anklage gegen Ex-Präsident Donald Trump für dessen Wahlchancen und wie nimmt die amerikanische Gesellschaft den Prozess auf? Amerika-Experte Depkat im Interview.

04.04.2023
Wie die "New York Times" berichtet, verfügte das Gerichtsgebäude in Manhattan außerdem nicht über die nötige Technik, um die Polizeifotos zu machen, daher wurde aus logistischen Gründen darauf verzichtet, um Trump nicht zu einem anderen Gebäude überführen zu müssen.
FAKE-Bild: Dieses Foto lässt vermuten, dass es von einer künstlichen Intelligenz erstellt wurde.Quelle: Nathalie Jacoby auf Twitter

Fake-Fotos der Verhaftung mit KI erstellt

Bereits in den letzten Wochen hatte es immer wieder Bilder von Trumps mutmaßlicher Verhaftung inklusive Rangeleien mit Polizeibeamten gegeben. Diese Bilder sind allerdings ebenfalls Fälschungen und wurden von einer künstlichen Intelligenz erstellt.
Nachdem der Journalist und Gründer des Recherchenetzwerks Bellingcat, Eliot Higgins, eine erste Serie an Trump-Bildern rund um seine Verhaftung veröffentlicht hatte, haben ich viele ein Beispiel daran genommen und mit Programmen wie ""Midjourney v5" oder der KI der Suchmaschine "Bing" eigene Bilder erzeugen lassen.
FAKE - Von einer KI erststelltes Bild von der Verhatung TrumpsQuelle: ZDF

Auch Trumps Familie arbeitet mit KI-Bildern

Es sind aber nicht nur hämische Internet-Nutzer, die Trumps Verhaftung mit KI-Bildern begleiten. Trumps Sohn Eric veröffentlichte am Tag der Gerichtsverhandlung ein Bild, das Trump heroisch vor einer Menge ihm folgender Menschen in einer von US-Flaggen gesäumten Straße zeigt. Es soll "Trumps Rückkehr nach New York" zeigen und Eric Trump hat es mit den Worten kommentiert: "One of a kind!" ("Einzigartig!")
FAKE-Bild von Eric Trump auf Twitter
Auch diese Szene hat nie stattgefunden. Ein Blick auf einige der Gesichter zeigt, dass hier KI am Werk war.

Der frühere US-Präsident Trump muss persönlich vor Gericht erscheinen und sich einem strafrechtlichen Verfahren stellen. 34 Anklagepunkte wurden nun verlesen, Trump plädiert auf nicht schuldig.

05.04.2023 | 02:11 min

Geschäft mit Trump-Polizeifotos läuft seit Jahren

An sich sind die falschen Polizeifotos des polarisierenden Ex-Präsidenten keine Neuheit. Spätestens seit seiner ersten Präsidentschaft kann man so ziemlich alles mit einem "Mug-Shot" von Trump kaufen: als Puzzle, Kopfkissen, Handyhülle oder sogar auf einer Mundschutzmaske.
Und auch Trump selbst versucht aus der Anklage Kapital zu schlagen: Auf der offiziellen Website der Präsidentschaftskampagne 2024 werden für 36 Dollar T-Shirts mit dem "offiziellen Polizeifoto" verkauft. Dort natürlich mit dem Hinweis "nicht schuldig".
Das Geschäft mit Trump-Merchandise läuft also schon seit Jahren mit den falschen Bildern und wird auch weiter gehen.

Themen

Mehr zum Thema Donald Trump