: Erdogan und Kilicdaroglu beenden Wahlkampf

13.05.2023 | 20:15 Uhr
Die beiden Kontrahenten im Kampf um das türkische Präsidentschaftsamt, Erdogan und Kilicdaroglu, haben den Wahlkampf beendet. Der eine streng gläubig, der andere eher weltlich.

Umfragen sagen ein enges Rennen zwischen Präsident Erdogan und Herausforderer Kilicdaroglu voraus. Entscheiden könnten die Türkei-Wahl am Ende die über fünf Millionen Erstwähler.

13.05.2023 | 01:43 min
Einen Tag vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei haben der amtierende Präsident und sein Herausforderer am Samstag ihre letzten Wahlkampfauftritte absolviert. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach bei drei Kundgebungen in Istanbul.
Der Chef der islamisch-konservativen Partei AKP rief seine Anhänger zum gemeinsamen Gebet in der Hagia Sophia in Istanbul auf. Bei einer Kundgebung vor Unterstützern feierte der islamisch-konservative Erdogan am Samstag erneut seine Anordnung aus dem Jahr 2020, das einst als christliche Kirche errichtete Gebäude wieder zur Moschee umzuwidmen, als Erfolg.
Der ganze Westen ist ausgeflippt! Aber ich habe es gemacht.
Recep Tayyip Erdoğan, Präsident der Türkei, zur Umwidmung der Hagia Sophia
Präsident Erdogan, dessen Wählerbasis zu einem großen Teil aus religiös-konservativen und nationalistischen Wählern besteht, hatte im Wahlkampf stark auf religiöse Themen und Kulturkampf gesetzt.
Erdogans aussichtsreicher Konkurrent Kemal Kilicdaroglu wollte hingegen zum Wahlkampfabschluss das Mausoleum zu Ehren des laizistischen Gründers der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, besuchen.

Zwei Tage vor der Wahl in der Türkei ist die Stimmung im Land gespalten. Für viele Wähler ist es die Entscheidung: "Erdogan ja oder nein". Experten erwarten ein knappes Ergebnis.

12.05.2023 | 02:52 min
Die Oppositionsparteien hinter Kilicdaroglu bezeichnete Erdogan als "Pro-LGBT-Lobby" und warf ihr vor, von verbotenen kurdischen Gruppen unterstützt und vom Westen finanziert zu werden. Beobachter sehen in der schrillen Rhetorik einen Versuch, Wähler von der schwersten Wirtschaftskrise seit Erdogans Amtsantritt abzulenken.

Für Amtsinhaber Erdogan könnte es eng werden

Am Sonntag wählt die Türkei einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament. Rund 64,3 Millionen Türkinnen und Türken - darunter sechs Millionen Erstwähler - sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Erringt keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen, treten die zwei Bestplatzierten zwei Wochen später in einer Stichwahl gegeneinander an.
Für den seit 20 Jahren regierenden Erdogan könnte es eng werden. Sein Widersacher Kilicdaroglu von der sozialdemokratischen CHP liegt mit seinem Bündnis aus sechs Oppositionsparteien den meisten Umfragen zufolge vorn.

Kurz vor der Wahl in der Türkei hat der derzeitige Präsident Erdogan seinen Konkurrenten Kilicdaroglu heftig angegriffen. In Umfragen liegt der Erdogan-Herausforderer zumeist vorn.

13.05.2023 | 00:24 min

Erdogan verspricht eine friedliche Amtsübergabe, wenn er verliert

Zudem könnte der am Donnerstag erfolgte Rückzug des säkular-nationalistischen Kandidaten und Erdogan-Widersachers Muharrem Ince aus dem Rennen die Chancen der Opposition weiter erhöht haben.
In einem am Freitag auf mehreren türkischen Fernsehsendern ausgestrahlten Interview versprach Erdogan, eine mögliche Wahlniederlage anzuerkennen. Auf die Frage, was er bei einer Niederlage täte, entgegnete Erdogan zunächst, dies sei "eine sehr dumme Frage". Er ergänzte:
Wir sind auf demokratischem Wege und mit der Unterstützung unseres Volkes an die Macht gekommen: Wenn unsere Nation eine andere Entscheidung trifft, werden wir tun, was die Demokratie verlangt. Es gibt nichts anderes zu tun.
Recep Tayyip Erdoğan, Präsident der Türkei

Kilicdaroglu will das Präsidialsystem abschaffen, wenn er gewinnt

Erdogan-Gegner Kemal Kilicdaroglu selbst hatte am Freitag bei einem Auftritt in Ankara versprochen, im Falle seiner Wahl das von Erdogan eingeführte Präsidialsystem abzuschaffen.
Unter anderem soll künftig wieder das Parlament den Regierungschef wählen. Dafür müsste die Opposition allerdings auch die ebenfalls am Sonntag stattfindende Parlamentswahl gewinnen.
Quelle: AFP, dpa

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