: Feierabend-Parken auf Supermarkt-Parkplätzen

von Markus Aust
06.08.2024 | 06:23 Uhr
In Innenstädten sind Parkplätze zum Feierabend rar. Die Stadt Düsseldorf testet nun das Nacht-Parken auf den Parkplätzen von zwei Discounter-Ketten. Ein Modell für die Zukunft?

Um den Parkplatz-Engpass in Düsseldorf zu beheben, stellt die Stadt ein neues Konzept vor. Ab sofort dürfen über Nacht auf einigen Supermarkt-Parkplätzen Autos gegen eine Gebühr abgestellt werden.

13.08.2024 | 01:55 min
Für viele Pendler, die den Berufsweg mit dem Auto zurücklegen, beginnt der Feierabend oft sehr mühsam. Sie müssen erst einmal einen Parkplatz finden - und das wird immer schwieriger.
Laut Kraftfahrtbundesamt waren am 1. Januar 2024 49,1 Millionen PKW in Deutschland zugelassen, ein neuer Rekord. Damit kommen auf 1.000 Einwohner aktuell 719 Autos, ebenfalls ein neuer Bestwert. 2012 waren es noch 534 Autos pro 1.000 Einwohner.
Es zeigt sich, dass die Anzahl neu zugelassener Autos deutlich schneller wächst als die Bevölkerung. Das wird besonders in dicht bebauten Innenstädten zu einem immer größeren Problem. Das sieht auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) so.
In den innenstädtischen Wohnquartieren liegt ein erheblicher Parkdruck vor.
Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister von Düsseldorf
Hier seien kreative Lösungen gefragt, sagt Keller.

Nachts günstig bei Supermärkten parken

Um bei der Parkplatznot Entlastung zu schaffen, läuft in Düsseldorf aktuell ein Pilotprojekt. Die Idee: Nachts können Bürger ihr Auto auf Supermarkt-Parkplätzen abstellen. Die Discounter-Riesen ALDI Süd und Lidl beteiligen sich mit drei beziehungsweise fünf Filialen an dem Projekt. Über mehrere Stadtbezirke verteilt stehen insgesamt 190 Parkplätze zur Verfügung, die den Parkdruck mindern sollen.

So funktioniert das Feierabend-Parken

Der abendliche Parkraum ist über eine App buchbar. Fotos bei der Buchung zeigen an, welche Flächen für das Feierabend-Parken vorgesehen sind. Nutzer können aus unterschiedlichen Modellen wählen: Eine einzelne Nachtmiete gibt es für vier Euro, das Monatsabo kostet 30 Euro. Zum Vergleich: Betreiber von Parkhäusern in Düsseldorf werben online mit Angeboten in Höhe von mehreren hundert Euro für ein nächtliches Monats-Abonnement.

Ist die autofreie Stadt auch ein Modell für Großstädte mit Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen? Konzepte wie die "15-Minuten-Stadt" sollen eine Lösung liefern.

30.01.2023 | 01:24 min

Parker müssen morgens wegfahren

Allerdings müssen Autofahrer beim Supermarkt-Parken gegenüber alternativen Parkflächen auch Nachteile hinnehmen. Die Feierabend-Parker verpflichten sich dazu, ihren Parkplatz jeden Morgen wieder zu räumen. Das bedeutet: Auch wenn es am nächsten Tag nicht ins Büro gehen sollte, muss das Auto wieder weg.
Der Hintergrund: Die Discounter wollen sicherstellen, dass für ihre Kunden, die zum Einkaufen kommen, genügend Parkfläche vorhanden ist. Den Parkern steht morgens ein Zeitfenster bis 30 Minuten nach Öffnung der Filiale zur Verfügung. Spätestens bis 8:30 Uhr muss der Parkplatz vom Feierabend-Parker wieder freigegeben sein. Überwachungskameras mit Kennzeichenerkennung und Bewegungssensoren registrieren, wann genau ein Feierabend-Parker seine Parkplatz-Miete beendet. Besetzt ein Auto 30 Minuten nach Öffnung der Filiale einen der Parkplätze, droht ein Bußgeld.

Nur mal schnell zum Arzt gehen – und schon hat man ein Knöllchen und der Bußgeldbescheid flattert in den Briefkasten. Dabei kann man die Rechtmäßigkeit von Strafzetteln anfechten.

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Auto kann nachts nicht genutzt werden

Bei den Supermarktparkflächen handelt es sich nicht um sogenannte 24-Stunden-Parkplätze. Die Tore der Parkplätze werden nach Ladenschluss über Nacht abgeschlossen. Bis zum nächsten Morgen und an Sonntagen können die Feierabend-Parker also nicht auf ihr eigenes Auto zugreifen. Ein offensichtlicher Makel, den auch die Verantwortlichen zu Projektbeginn einräumen.
Das Konzept ist beispielhaft und sicher noch ausbaufähig.
Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister von Düsseldorf
Eine Lösung könnten elektronische Schrankensysteme sein, die von Supermarkt-Personal und Feierabend-Parkern mit einem Code oder dem Smartphone geöffnet werden können.

Hannovers Oberbürgermeister will die Parkgebühren erhöhen. Der Stadtraum solle fair verteilt und bepreist werden, so Belit Onay von den Grünen. SPD und CDU sprechen sich jedoch deutlich gegen das Vorhaben aus.

06.02.2024 | 01:55 min

Ausweitung auf andere Kommunen denkbar

Im Herbst soll die Pilot-Phase evaluiert werden. Bei positivem Verlauf könnte sich die Feierabend-Parkfläche verdoppeln: ALDI Süd und Lidl äußerten sich vorsichtig optimistisch "in den nächsten Monaten bis zu 400 Parkplätze" zur Verfügung stellen zu können.
Und außerhalb von Düsseldorf? "Modelle wie unser Feierabendparken können auch als Beispiel für andere Kommunen dienen", prognostiziert Oberbürgermeister Keller.
Markus Aust ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.

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Quelle: ZDF
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