: Wann UV-Licht Nebenwirkungen begünstigt

von Andreas Kürten
09.08.2023 | 06:00 Uhr
Millionen Menschen in Deutschland nehmen Medikamente ein. Sonnenlicht kann dann gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen. Wie man vorbeugen kann und wie behandelt wird.

Von Antibiotika bis Johanniskraut: Einige pharmazeutische Wirkstoffe können eine phototoxische Reaktion hervorrufen. Mögliche Folgen: Hautrötungen, schwerer Sonnenbrand und Blasenbildungen.

08.08.2023 | 04:53 min
Im Sommer ist das Risiko für Nebenwirkungen durch UV-Licht besonders hoch. Denn in dieser Jahreszeit sind die energiereichen UVA- und UVB-Strahlungen der Sonne besonders intensiv. Die Wirkstoffe vieler Medikamente lagern sich auch in die Haut ein - egal, ob sie als Tablette, Kapsel, Spritze und Infusion oder als Salbe und Creme verabreicht werden.

Wirkstoff kann durch UV-Licht in Haut energetisch aufgeladen werden

Bei einigen Substanzen kann es dann durch ein Zusammenspiel zwischen Sonnenlicht und Medikamenten zu sehr unangenehmen Nebenwirkungen kommen: einer photoallergischen oder phototoxischen Reaktion der Haut. Hautarzt Uwe Kirschner weiß, wie solche Wechselwirkungen entstehen:
Der Wirkstoff kann durch UV-Licht aktiviert und energetisch aufgeladen werden und durch diese energetische Aufladung dann mit der Haut interagieren und dort negative Ereignisse bewirken.
Dr. Uwe Kirschner, Hautarzt

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Welche Folgen phototoxische oder photoallergische Reaktionen haben können

Bei einer phototoxischen Reaktion wird die Wirkung der UV-Strahlung auf das Gewebe um ein Vielfaches verstärkt und die Haut geschädigt. Es kann zu Rötungen, schmerzhaftem Sonnenbrand und Blasenbildungen auf der Haut kommen, durch die offene Wunden entstehen können.
Bei einer photoallergischen Reaktion werden die Substanzen durch das UV-Licht zur Bildung allergisch wirksamer Antigene angeregt. Dadurch kommt es dann zu einer Sensibilisierung des Immunsystems. Die Folge sind allergische Symptome der Haut wie Hautrötungen und Ekzeme.
Wie häufig solche Reaktionen im Zusammenhang mit Wirkstoffen aus Medikamenten auftreten, ist schwer zu beziffern, da viele Betroffene nicht zum Arzt gehen. Experten schätzen, dass in Deutschland aktuell etwa siebzig bis neunzig verschiedene Wirkstoffe von zugelassenen Medikamenten eine photosensibilisierende Reaktion der Haut auslösen können.

Medikamente, die lichtabhängige Nebenwirkungen haben können

Meist handelt es sich dabei um verschreibungspflichtige Präparate, wie zum Beispiel Antibiotika, Herz-Kreislauf-Medikamente, Diabetes-Präparate oder harntreibende Wirkstoffe.

  • Antibiotika: Hier kommen vor allem Tetracycline wie Doxycyclin oder Clindamycin oder Chinolone wie Ciprofloxacin in Frage. Häufig handelt es sich um Präparate, die gegen Akne eingesetzt werden.
  • Herz-Kreislauf-Medikamente: Hier handelt es sich besonders oft um Präparate, die gegen Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden wie zum Beispiel Amiodaron oder Chinidin oder Captopril.
  • Diabetes-Präparate: Hier sind zum Beispiel Metformin oder Sulfonyl-Harnstoffe mögliche Auslöser.
  • Harntreibenden Diuretika: zum Beispiel Hydrochlorothiazid, Furosemid oder Amilorid
  • Nichtsteroidale Antirheumatika: zum Beispiel Cyclooxygenasehemmer oder Ketoprofen

Allerdings kann auch das frei verkäufliche Johanniskraut als Nebenwirkung eine phototoxische Reaktion hervorrufen.

Weiterführende Informationen zu Wirkstoffen, bei denen Sonnenschutz ratsam ist, finden sich beispielsweise bei Stiftung Warentest.

Was bei lichtbedingten Hautreaktionen zu tun ist

Wer Medikamente zu sich nimmt und ungewöhnliche Reaktionen der Haut bemerkt, kann sich zunächst über den Beipackzettel informieren, ob dort Reaktionen der Haut als mögliche Nebenwirkung beschrieben werden. Im Zweifel sollte man Rücksprache mit dem Arzt halten und prüfen, ob gegebenenfalls Alternativen zur Behandlung in Frage kommen können.
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Wodurch eine phototoxische oder photoallergische Reaktion begünstigt werden kann

Es gibt eine Reihe von Kriterien, die über die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer lichtbedingten Hautreaktion entscheiden:
  • Stärke des UV-Lichts
  • Konzentration des Wirkstoffs in der Haut
  • Feuchtigkeit, Dicke und Behaarung der Haut
  • Allergien gegen bestimmte Wirkstoffe
  • Besonders entscheidend ist die Hautfarbe: Gefährdet sind vor allem die so genannten Hauttypen 1 und 2.
Hautarzt Kirschner erläutert: "Menschen mit hellen Augen, blonden Haaren reagieren sehr viel leichter und schneller." Auch Patienten, die aus verschiedenen Substanzklassen phototoxische Medikamente zu sich nehmen, hätten eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine solche Nebenwirkung.

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Wie lichtbedingte Nebenwirkungen behandelt werden können

Die Behandlung ist ähnlich wie bei anderen Hautschädigungen durch UV-Licht: Es kommen anti-entzündliche und den Juckreiz senkende Medikamente zum Einsatz. Oft helfen so genannte Lokal-Steroide zum Auftragen auf die Haut, also Kortison-Cremes oder Salben. Auch Präparate mit dem Wirkstoff Fenistil, der eine antiallergische Wirkung hat, können zum Einsatz kommen.
Wenn bei einer phototoxischen Reaktion offene Blasen oder oberflächliche Wunden entstanden sind, werden diese entsprechend verbunden und gekühlt. Außerdem wird gegebenenfalls mit entzündungshemmenden Medikamenten oder Antibiotika versucht, eine so genannte Super-Infektion mit anderen Erregern zu verhindern. Bei einer photoallergischen Reaktion kommt gegebenenfalls auch eine Therapie mit Antihistaminika zum Einsatz.

Vorbeugung durch Sonnenschutz

Viele Betroffene sind auf ihre meist verschreibungspflichtigen Medikamente angewiesen. Dementsprechend wird ein besonders guter Schutz gegen UV-Strahlung wichtig:

Sonnenpflegeprodukte

Bei manchen Sonnenpflegeprodukten ist Vorsicht geboten, weil sie ebenfalls eine phototoxische oder photoallergische Reaktion hervorrufen können. Daher geprüfte Präparate mit Schutz gegen UVA- und UVB-Strahlung und hohem Lichtschutzfaktor auftragen, am besten schon zu Hause vor dem Gang nach draußen.

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Sonnenvermeidung

Dies zählt zu den wichtigsten Maßnahmen, um eine Photosensibilisierung zu vermeiden. An sonnigen Tagen daher möglichst Plätze im Schatten aufsuchen und die Mittagssonne meiden. Auch Solarien sollte man meiden.

Kleidung

Besonders kritische Körperstellen wie Arme, Brust, Hals und Dekollté sollte man mit UV-undurchlässigen Kleidungstücken bedecken und möglichst eine Kopfbedeckung tragen. Wichtig: Dünne Kleidung und auch Glasscheiben halten meist keine UVA-Strahlung ab. Hautreaktionen sind insofern auch hinter einem Fenster möglich.

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