: Reiseapotheke - unverzichtbar im Urlaub

von Julia Zipfel
29.06.2023 | 08:41 Uhr
Medikamente, Desinfektionsspray und Sonnenschutz: Welche Grundausstattung Urlauber im Gepäck haben sollten. Und was bei Kindern und besonderen Reisezielen zu beachten ist.

Was gehört in die Reiseapotheke, und haben Reisende an alles gedacht? Apotheker Jens Süßmann macht den Rastplatz-Check und gibt wichtige Tipps.

29.06.2023 | 05:02 min
Unvorhersehbare gesundheitliche Probleme können jederzeit auftreten - auch im Urlaub. Besonders häufig: Erkältung, Magen-Darm-Probleme, Reisekrankheit und Kopfschmerzen. Mit der richtig ausgestatteten Reiseapotheke lassen sich solche Beschwerden meist gut behandeln.
Apotheker Jens Süßmann empfiehlt aus einem weiteren Grund eine Reiseapotheke einzupacken: "Je nachdem, in welchem Land man sich aufhält, sind nicht alle gewohnten Medikamente verfügbar. Oder die nächste Apotheke ist kilometerweit entfernt."
Man sollte es nicht übertreiben, aber auf Notfälle eingestellt sein.
Apotheker Jens Süßmann zur Reiseapotheke

Das gehört in jede Reiseapotheke

Neben bestimmten Medikamenten sollte eine Reiseapotheke diese Grundausstattung enthalten:
  • Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen wie Dimenhydrinat als Tabletten und Zäpfchen bei starkem Erbrechen
  • Schmerz- und Fiebermittel wie Ibuprofen oder Paracetamol
  • Mittel gegen Husten und Schnupfen
  • Antihistaminikum gegen allergische Reaktionen z.B. auf Insektenstiche, Nahrungsmittel oder andere Substanzen
  • Durchfallmedikamente wie Loperamid oder Tanninalbuminat.
  • Elektrolytpulver, um bei Durchfall einer Austrocknung entgegenzuwirken
  • Sonnenschutzcreme, mindestens Lichtschutzfaktor 30
  • Insektenschutzmittel und juckreizstillendes Gel: Das Tropeninsititut empfiehlt die Wirkstoffe DEET oder Icaridin (für Kinder und Schwangere), um Mücken und andere Insekten effektiv abzuwehren.
  • Wunddesinfektionsmittel wie Povidon-Jod-Lösung und Alkohol-Desinfektionstücher
  • Pflaster (auch wasserfest) und Verbandsmaterial
  • Impfausweis
  • Allergiepass, falls vorhanden

Wenn man mit Kindern verreist

Wer mit Kindern verreist, sollte deren spezielle Bedürfnisse berücksichtigen, vor allem bei Medikamenten. Deshalb gehören zusätzlich in die Reiseapotheke:

  • Fieber- und Schmerzmittel in altersgerechter Dosierung
  • Insektenschutzmittel und juckreizlinderndes Gel: Der Wirkstoff DEET wird im Allgemeinen erst ab acht Jahren empfohlen. Für kleinere Kinder empfiehlt sich der Wirkstoff Icaridin.
  • Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor: Bei Kindern unter 14 Jahren sollte ein mineralischer Sonnenschutz mit Zinkoxid oder Titandioxid verwendet werden. Ab 14 Jahren können Kinder chemische Sonnenschutzfilter für Erwachsene verwenden.
  • Altersgerechte Mittel gegen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, um Reiseübelkeit und Magen-Darm-Probleme zu lindern.

Fieber ist eigentlich eine ziemlich schlaue Sache des Körpers.

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Was bei chronischen Krankheiten wichtig ist

Chronisch kranke Menschen müssen bei der Zusammenstellung ihrer Reiseapotheke mehrere Aspekte berücksichtigen:
  • Alle für den Zeitraum notwendigen Medikamente sowie Ersatzmedikamente einpacken.
  • Die Medikamente in ihrer originalen Verpackung mitführen. Die wichtigsten Medikamente ins Handgepäck nehmen, falls das Gepäck verloren geht.
  • Zusätzliche sogenannte Auslandsverschreibungen beim Arzt besorgen, die in allen EU-Ländern gültig sind. Falls Medikamente vergessen wurden, im Urlaub verloren gehen oder nicht ausreichen, können sie mit dem Rezept ersetzt werden.
  • Eine ärztliche Bescheinigung über die Notwendigkeit der Medikamente mitführen, um mögliche Probleme bei der Einreise in andere Länder zu vermeiden.

Akute Hilfe bei Magen-Darm-Beschwerden

Bei akutem Durchfall empfiehlt Jens Süßmann, das Medikament je nach Situation zu wählen: "Habe ich sonst keine Symptome und bin auf dem Weg zum Flieger, kann man zu Mitteln mit dem Wirkstoff Loperamid greifen. Das reduziert die Darmbewegungen, sodass man auf der Fahrt zum Flughafen oder im Flugzeug nicht ständig auf die Toilette muss."

Anders sieht es bei Lebensmittelvergiftungen durch Bakterien aus. In solchen Fällen sollten die Darmbewegungen nicht durch Medikamente verlangsamt werden, da die Keime länger im Magen-Darm-Trakt bleiben. Apotheker Süßmann rät, lieber ein Präparat mit der Wirkstoffkombination Tanninalbuminat und Ethacridinlactat einzunehmen. Es wirkt desinfizierend, normalisiert die Darmfunktion und stoppt den Durchfall. Die Darmentleerung bleibt aktiv, so dass der Körper die aufgenommenen Bakterien ausscheiden kann.

Elektrolyte zuführen

Bei starkem Durchfall und Erbrechen sollte man dem Körper unbedingt Elektrolyte zuführen, da sonst die Gefahr besteht, auszutrocknen. Besonders bei Säuglingen, Kleinkindern und älteren Menschen sollte deshalb eine Elektrolytlösung gegeben werden. Diese ist in Pulverform in Apotheken oder Drogeriemärkten erhältlich und wird in Wasser eingerührt.

Elektrolytlösung selbst mischen

Hat man keine fertige Mischung zur Hand, kann man eine Elektrolytlösung selbst herstellen. Dafür vier Teelöffel Zucker, einen Dreiviertel Teelöffel Salz, eine Tasse Orangensaft und einen Liter Mineralwasser verrühren. Kein Leitungswasser verwenden! Wer keine Orangen verträgt, kann ersatzweise zwei Bananen zu der Mischung essen. Die empfohlene Trinkmenge beträgt etwa 40 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht innerhalb von 24 Stunden.

Das sollten Individualreisende beachten

Wer lieber abseits des Massentourismus auf Rucksack- oder Individualreise geht, braucht eine breitere Auswahl an Medikamenten. Das Tropeninstitut empfiehlt, zusätzlich zur Grundausstattung Breitband-Antibiotika einzupacken, wenn man in sehr abgelegenen Gegenden unterwegs ist. Vor der Einnahme sollte zwingend Rücksprache mit einem Arzt erfolgen, entweder vor Ort oder telefonisch mit dem verschreibenden Arzt zu Hause. Auch Verbandsmittel dürfen nicht fehlen.
Zusätzlich zu Wunddesinfektion und Pflaster sollten Rucksacktouristen an Mullbinden, Kompressen und elastische Binden denken sowie ein elektronisches Fieberthermometer. Jens Süßmann rät, bei Essen in abgelegenen Gegenden vorbeugend gegen Salmonellen und andere Bakterien ein Medikament mit Tanninalbuminat einzunehmen, um einem Magen-Darm-Infekt vorzubeugen.

An Auslandskrankenversicherung denken

Unverzichtbar: eine private Auslandskrankenversicherung. Sie schützt vor unvorhergesehenen Krankheitskosten auf der Reise, etwa anfallenden Zusatzkosten, wenn man den Arzt aufsuchen oder ins Krankenhaus muss. Die normale Krankenversicherung ist dafür meist nicht ausreichend. Die Krankenkassen geben über den individuellen Versicherungsschutz im Urlaub Auskunft.

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