: Wie man Ohren richtig reinigt und pflegt

von Andreas Kürten
09.07.2024 | 06:22 Uhr
Wie reinige ich am besten die Ohren? Die Auswahl an Produkten ist groß. Doch einige davon sind kostspielig, unnütz oder gefährlich. Was wirklich hilft und was man vermeiden sollte.

Eine Entzündung im Gehörgang nach dem Schwimmen - diese unangenehme Erfahrung musste Jennifer machen. Wie sie künftig entzündlichen Reizungen mit besserer Ohrenpflege entgegenwirken will.

09.07.2024 | 05:25 min
Ohrenschmalz (Cerumen) hat für die Ohren eine schützende, selbstreinigende Funktion. Spezielle Drüsen im Gehörgang produzieren das Sekret, um Hautpartikel und Schmutz zu entfernen. Zugleich reguliert es den Säureschutzmantel und verhindert, dass sich Bakterien, Viren oder Pilze übermäßig ansiedeln. Gesunde Ohren reinigen sich selbst, indem das Cerumen beim Kauen und Sprechen zur Ohrmuschel geschoben wird. Aufgrund dieser Funktion ist meist keine tiefe Säuberung der äußeren Gehörgänge nötig.

Warum die Selbstreinigung der Ohren versagen kann

Durch eine enge Anatomie der Gehörgänge kann die Selbstreinigung der Ohren an Grenzen stoßen. Direkt vor dem Trommelfell bildet sich dann leicht ein Pfropf, der das Ohr verstopfen kann. Je nach Veranlagung und mit zunehmendem Alter produzieren ältere Menschen, besonders Männer, vermehrt Ohrenschmalz. Sie sind dann häufiger auf Ohrenpflege angewiesen, weil die Selbstreinigungsfunktion versagt.

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Worauf beim Reinigen der Ohren zu achten ist

Wer seine Ohren reinigen will, kann überschüssiges Cerumen mit einem Tuch vom äußeren Rand des Gehörgangs abwischen. Sind die Ohren verstopft, können zum Beispiel Tropfen oder Sprays mit Ölen oder isotonischen Salzlösungen angewendet werden. Sie sind in Drogerien und Apotheken erhältlich und können einen verhärteten Pfropf lösen. HNO-Arzt Kai Fruth hat außerdem Tipps für die Badesaison:
Beim Schwimmen in Seen oder im Meer können Bakterien, Viren oder Pilze in die Ohren gelangen.
Dr. Kai Fruth, HNO-Arzt, Mainz
Man könne die Gehörgänge mit warmem Wasser ausspülen und dann vorsichtig mit einem Fön trocknen, damit keine Kammern entstehen, in denen sich Erreger ansiedeln, ergänzt HNO-Arzt Kai Fruth.

Welche Produkte bei der Ohrreinigung helfen können

Wenn Gehörgänge und Trommelfelle nicht vorgeschädigt und frei von Infektionen sind, kann man eine Ohrspritze benutzen. Das ist eine Art Blasebalg, die mit lauwarmem Wasser befüllt wird, um überschüssiges Cerumen über dem Waschbecken oder einer Nierenschale aus den Gehörgängen zu spülen. Auch warmes Oliven- oder Mandelöl kann dafür verwendet werden. Andere Ohrenreiniger, etwa spiralförmige Ohrbohrer mit einer weichen Spitze aus Silikon, eignen sich in der Regel nur für die Entfernung von äußerem Ohrenschmalz. Tiefer sitzendes Sekret sollte vom Facharzt entfernt werden.

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Fehler beim Ohrenreinigen

Mit Wattestäbchen oder Ohrreinigern aus Metall sollte auf keinen Fall experimentiert werden. Denn so kann das Cerumen tief in den Gehörgang gelangen und ihn verstopfen. Gefährliche Infekte oder sogar Verletzungen des Trommelfells sind so möglich:
Es sollten keine Dinge in den Gehörgang eingeführt werden. Das führt im schlimmsten Fall zu Verletzungen des äußeren Gehörgangs oder des Trommelfells. Hier können auch Eintrittspforten für Entzündungen entstehen.
Dr. Kai Fruth, HNO-Arzt, Mainz
Vorsicht ist laut Kai Fruth außerdem bei Produkten geboten, die Alkohol enthalten. Sie können zu Reizungen und Verletzungen der empfindlichen Haut des Gehörgangs führen, und auch das Trommelfell oder das Innenohr schädigen.

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Sogar Ohrenkerzen sollen neben Effekten der Entspannung eine reinigende Wirkung auf die Ohren haben. Die entstehende Hitze soll über dem Ohr einen Unterdruck erzeugen, der das Cerumen aus dem Ohr zieht. Für diese Wirkung fehlen jedoch wissenschaftliche Belege. HNO-Ärzte sehen hingegen ein Risiko für Verbrennungen. Betroffene sollten daher mit ihrem Arzt besprechen, welche Methode für sie zielführend ist.

Kopfhörer, Hörgeräte und Ohrpflege

Dauerhaft getragene In-Ear-Kopfhörer oder Hörgeräte sind ein häufiger Grund für die Ansammlung von Cerumen im Gehörgang, denn sie behindern den Abtransport nach außen. Die Geräte sollten daher nicht zu lange am Stück und mit längeren Pausen getragen werden. Bei häufigem und längerem Gebrauch sollte auf eine regelmäßige Reinigung der äußeren Gehörgänge und der Geräte geachtet werden. Ohrmuschel-Kopfhörer sowie Hörgeräte oder Kopfhörer, die Schall über den Knochen leiten (Open Ears), können eventuell eine Lösung sein, denn die äußere Öffnung des Gehörgangs bleibt dabei unberührt.

Wann ärztliche Hilfe sinnvoll ist

Ein plötzlicher Hörverlust oder Ohrenschmerzen können mit einer Überproduktion von Ohrenschmalz in Zusammenhang stehen. Die Ursache sollte ärztlich abgeklärt werden. So kann festgestellt werden, ob tatsächlich nur eine starke Produktion von Cerumen vorliegt, oder ob behandlungsbedürftige Krankheiten wie Verletzungen des Trommelfells, eine Entzündung des Gehörgangs, eine Mittelohrentzündung oder ein Hörsturz dahinter stecken. Wenn eine ärztliche Reinigung der Ohren erforderlich ist, werden die Kosten dafür in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

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