: Wenn Blutdruckmedikamente nicht reichen

von Thomas Förster
02.07.2024 | 06:23 Uhr
Bei jedem Dritten in Deutschland ist der Blutdruck zu hoch. Das kann zu schweren Folgeerkrankungen führen. Um das zu verhindern, können unkonventionelle Methoden sinnvoll sein.

Sarah, 27, leidet schon seit der Grundschule unter Bluthochdruck, Tabletten haben kaum einen Effekt. Ein Eingriff an ihren Nieren soll das ändern.

02.07.2024 | 05:21 min
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. Weil lange keine Symptome zu spüren sind, wird die sogenannte Hypertonie auch als stiller Killer bezeichnet: Denn unbehandelt können schwere gesundheitliche Schäden entstehen. Allein jeder zweite Schlaganfall ließe sich durch eine frühzeitige Behandlung des Bluthochdrucks verhindern. Aber auch andere Folgeerkrankungen geraten neuerdings in den Fokus, sagt der Kardiologe Joachim Weil:
Auch das Demenz-Risiko erhöht sich langfristig durch einen Bluthochdruck, darüber wird bisher wenig diskutiert.
Prof. Joachim Weil, stellvertretender Vorsitzender einer europäischen Arbeitsgruppe zu Bluthochdrucktherapien

Ab wann ist der Blutdruck zu hoch?

In unserem Körper werden Blutgase wie Sauerstoff und Nährstoffe über das Blut durch die Gefäße transportiert. Dafür ist im Blutkreislauf ein gewisser Druck notwendig. Liegt er über einer bestimmten Schwelle, spricht man von Bluthochdruck. Der Blutdruck wird mit zwei Werten angegeben.

Die zwei Blutdruckwerte

  • Der obere ist der systolische Wert. Er bezeichnet den Druck, der in den Gefäßen herrscht, wenn sich das Herz zusammenzieht und das Blut in die Arterien pumpt.
  • Der niedrigere ist der diastolische Wert. Er gibt den Druck an, der in den Gefäßen entsteht, wenn sich das Herz entspannt und mit neuem Blut füllt.

Historisch bedingt erfolgt die Angabe der Blutdruckwerte in der Einheit mmHg. Diese Abkürzung steht für Millimeter Quecksilbersäule, da der Blutdruck früher mithilfe einer Quecksilbersäule gemessen wurde.

Blutdruckwerte von 120 mmHg zu 80 mmHg gelten bei Erwachsenen als normal, Werte von 140 zu 90 mmHg als erhöht. Bei einem längerfristig erhöhten Blutdruck sehen Ärzte Handlungsbedarf.

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Ursachen für Hypertonie

Bluthochdruck lässt sich nur selten auf eine Ursache zurückführen. Allerdings gibt es eine Reihe von Risikofaktoren, die ihn begünstigen können.

Risikofaktoren für Bluthochdruck

Zwei der wichtigsten Risikofaktoren kann man nicht beeinflussen:

  • Je älter ein Mensch wird, desto eher bekommt er einen Bluthochdruck. Dabei kann auch eine familiäre Vorbelastung eine Rolle spielen.
  • Bei vielen Hochdruckpatienten gehört außerdem ein zu hohes Gewicht - oft in Verbindung mit Bewegungsmangel - zu den Ursachen. Daneben zählen Alkohol und Nikotin sowie Stress zu den wichtigen Risikofaktoren.

Wie man Bluthochdruck senken kann

Ärzte raten in der Regel zunächst zur Änderung des Lebensstils: Mehr körperliche Aktivität in Verbindung mit einer gesunden Ernährung gehört ebenso dazu, wie ein Verzicht auf Alkohol und Nikotin. Das bewirkt schon oft eine Blutdrucksenkung.

Medikamente gegen Bluthochdruck

Hinter der Blutdruckregulation steht ein komplexes System, das durch viele Faktoren beeinflusst wird. Daher werden bei der medikamentösen Behandlung verschiedene Wirkstoffe eingesetzt. Oft beeinflussen sie den Blutdruck auch in Kombination über unterschiedliche Mechanismen den Blutdruck. Die Wirkstoffgruppen können unterschiedliche Nebenwirkungen hervorrufen. Häufig sind Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Schwindel.

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Option bei schwerer Hypertonie: Verödung von Nierennerven

Wenn Medikamente nicht ausreichen oder Patienten unter starken Nebenwirkungen leiden, kann das Veröden von Nervenfasern an der Niere (renale Denervation) eine Option sein. Voraussetzung für die Anwendung dieser Methode ist, dass die Nierenarterien gut zugänglich für einen Gefäß-Katheter sind.
Für den minimalinvasiven Eingriff ist nur eine leichte Sedierung und keine Vollnarkose notwendig. Zunächst wird der Katheter über ein Blutgefäß von der Leiste aus bis zu den Nierenarterien geschoben. Dort verlaufen zahlreiche feine Nervenfasern, die über die Niere an der Blutdruckregulation beteiligt sind. Ein Teil dieser Nervenfasern wird nun mit Hitze verödet, sodass keine Signale zur Blutdruckerhöhung mehr weitergeleitet werden können. Die Funktionsfähigkeit der Nieren bleibt dabei unberührt. Die Methode gilt als relativ risikoarm, so der Kardiologe Joachim Weil:
In den Studien mit knapp 5.000 Patienten ist die Komplikationsrate weit unter einem Prozent gewesen.
Prof. Joachim Weil, Sana Kliniken Lübeck
Als häufigste Nebenwirkung wurden Schmerzen an der Einstichstelle berichtet.

Auf Dauer kann hoher Blutdruck die Organe schädigen. Neben der Behandlung mit Medikamenten kann der Blutdruck auch mit Atemübungen beeinflusst werden.

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Wie gut die Methode gegen Bluthochdruck wirkt

Die Methode wirkt nur bei drei von vier Patienten. Warum, ist noch unklar. Der obere Blutdruckwert sinkt durch den Eingriff im Schnitt etwa um 10 mmHg. Laut Kardiologe Weil bei Personen mit sehr hohen systolischen Blutdruckwerten um 200 mmHg auch deutlich mehr - wie bisherige Erfahrungen zeigen.
Der blutdrucksenkende Effekt stellt sich meist erst nach einigen Wochen ein. Die Studien zeigen, dass die Blutdruckabsenkung dann über Jahre anhält. Allerdings fehlen noch Daten aus Langzeitstudien über Jahrzehnte.

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