: Warum Tampons in der Kritik stehen

von Sarah Hufnagel
30.07.2024 | 06:04 Uhr
Eine US-Studie hat Schwermetalle wie Blei sowie Arsen in Tampons nachgewiesen. Was das für Frauen bedeutet und welche alternativen Hygieneprodukte es gibt.
Über die Inhaltsstoffe von Tampons und damit möglicherweise zusammenhängende Gesundheitsrisiken für Frauen wird zurzeit diskutiert. Quelle: dpa
Mehr als die Hälfte der Menstruierenden in Deutschland nutzt während ihrer Periode Tampons. Eine US-Studie wirft Fragen zu einem möglichen Gesundheitsrisiko auf, dem Millionen von Frauen unwissend jeden Monat ausgesetzt sein könnten.
Denn ein Team aus Forschenden konnte nachweisen, dass Tampons Schwermetalle wie Arsen, Blei oder Kadmium enthalten, darunter auch vier Produkte aus Europa (England und Griechenland). Schwermetalle sind für ihre gesundheitsschädigende, giftige Wirkung bekannt und können bei zu hoher Aufnahme das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nervenschädigungen oder andere Gesundheitsschäden erhöhen.

Die Details zur Studie

Das Team hat 30 Tampons auf Rückstände 16 verschiedener Metalle untersucht:

  • Arsen
  • Barium
  • Kalzium
  • Cadmium
  • Kobalt
  • Chrom
  • Kupfer
  • Eisen
  • Mangan
  • Quecksilber
  • Nickel
  • Blei
  • Selen
  • Strontium
  • Vanadium
  • Zink

Die Metallgehalte unterschieden sich dabei vor allem nach Verkaufsregion und zwischen organischen und nicht-organischen Tampons.

Die aus Europa stammenden Tampons überschritten nicht die EU-Vorgabe zur Schwermetallbelastung in Textilgeweben. Während nicht-organische Tampons tendenziell mehr Blei enthielten, war die Arsen-Belastung bei organischen Tampons höher.

Nicht klären konnte die Studie, wie das Schwermetall in das Gewebe der Tampons gelangt. Möglicherweise werden Metalle wie Arsen direkt von der Baumwollpflanze aufgenommen oder über Zusätze wie Weißmacher oder antibakterielle Wirkstoffe beigefügt. Die Forschenden merkten außerdem an, dass die Gruppe an getesteten europäischen Tampons nicht repräsentativ für den gesamten europäischen Markt stehen kann.

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Bundesinstitut für Risikobewertung gibt Entwarnung

Wie und in welchen Mengen der menschliche Körper die in Tampons enthaltenen Metalle aufnimmt, wurde in der Studie allerdings nicht untersucht. Auch über die Wirkung der Metalle im Köper kann keine Aussage getroffen werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt deshalb Entwarnung:
Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Nutzung von Tampons sind nach Einschätzung des BfR nicht zu erwarten.
Prof. Dr. Dr. Andreas Luch, Abteilungsleiter "Chemikalien- und Produktsicherheit" beim BfR
Selbst wenn der Körper sämtliches in den Tampons enthaltenes Schwermetall aufnehmen würde - ein aus Sicht des BfR sehr unrealistisches Szenario - sei die aufgenommene Menge im Vergleich zur sogenannten Hintergrundbelastung, also der Aufnahme von Schwermetallen über Lebensmittel, Trinkwasser oder andere Umwelteinflüsse, zu vernachlässigen.

Studie regt Diskussionen über Hygieneartikel an

Mit dem Ergebnis der Studie haben die Forschenden trotzdem ein wichtiges Ziel erreicht: Über die Inhaltsstoffe von Periodenprodukten und die damit möglicherweise zusammenhängenden höheren Gesundheitsrisiken für Frauen wird nun öffentlich diskutiert.
Auch für das BfR sind die Erkenntnisse der Forschenden Anlass dafür, zu betonen, dass "die Schwermetall-Gehalte weiterhin durch verantwortungsvolle Rohstoffauswahl und gute Herstellungspraxis abgesenkt werden sollten."

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Alternativen zum Tampon

Wie die Metalle von der Vaginalschleimhaut aufgenommen und vom Körper verarbeitet werden, das sollen Folgestudien klären. Wer bis dahin lieber auf Tampons verzichten möchte - aus gesundheitlichen oder praktischen Gründen - kann mittlerweile auf viele alternative Hygieneprodukte zurückgreifen. Diese drei Alternativen können Tampons ersetzen:

1. Menstruationstasse oder -scheibe

Bei Menstruationstassen handelt es sich um kleine Silikontassen, die in die Vagina eingeführt werden. Dort bilden sie ein Vakuum und fangen das Blut sicher auf.
Ein Pluspunkt: Wer Menstruationstassen statt Tampons oder Binden nutzt, produziert deutlich weniger Müll, da die Tassen bei guter Pflege bis zu zehn Jahre wiederverwendet werden können. Menstruationsscheiben funktionieren ganz ähnlich, bilden jedoch kein Vakuum und sind auch beim Sex tragbar.

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2. Menstruationsschwämme oder Softtampons

Bei dieser Variante werden kleine synthetische Schwämme oder Naturschwämme genau wie Tampons eingeführt. Beide Tampon-Alternativen haben jedoch Vor- und Nachteile.
Naturschwämme können wiederverwendet, nicht aber sterilisiert werden. Softtampons hingegen sind zur einmaligen Verwendung gedacht. Im Vergleich zu Tampons aus Baumwolle können sie jedoch bequemer sein.

3. Periodenunterwäsche

Keine Lust auf Menstruationsprodukte zum Einführen? Dann könnte Periodenunterwäsche die optimale Lösung sein. Waschbare Slips nehmen das Periodenblut direkt und auslaufsicher auf.
Einziges Manko: Die Anschaffungskosten fallen vergleichsweise hoch aus. Ein Slip kann zwischen 15 und 40 Euro kosten.

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Quelle: ZDF
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