: Was zu tun ist, wenn das Kind wegläuft

von Henning Behrens
12.08.2024 | 06:12 Uhr
Einmal kurz umgedreht - und schon ist der Sprössling nicht mehr zu sehen. Welche Vorkehrungen Eltern treffen können und wie Sie im Ernstfall handeln, wenn das Kind weggelaufen ist.

Was kann man tun, wenn man unterwegs das Kind aus den Augen verliert? Wichtige Verhaltensregeln für Angehörige und Außenstehende.

12.07.2024 | 02:27 min
Meistens ist es nur eine kurze Schrecksekunde, etwa im Supermarkt, wenn das Kind plötzlich nicht mehr im Blickfeld ist, man es aber drei Gänge weiter wiederfindet. Bleibt es allerdings für längere Zeit verschwunden, setzt nach der Schrecksekunde die Panik ein, zum Beispiel an einem vollen Strand oder beim Einkaufsbummel in der Stadt.
Um als Elternteil die Situation einschätzen zu können, ist es wichtig, sich das Alter des Kindes, seine Fähigkeiten und die ihm eigenen Verhaltensmuster vor Augen zu führen.

Kind weggelaufen: Ab wann Polizei alarmieren?

Im Kindergartenalter kann sich das Kind weder richtig verständigen, noch hat es einen ausgeprägten Orientierungssinn. Hier heißt es, schnell zu handeln und sofort die Polizei unter 110 anzurufen. Davon, dass das Kind nur Verstecken spielt, ist in diesem Alter nicht auszugehen. Ab dem Alter von acht Jahren an aufwärts, kann ein Streich des Kindes sehr wohl in Betracht gezogen werden.
Bevor Sie die Polizei alarmieren, sollten Sie Folgendes tun:
  • Überlegen Sie, wo Sie das Kind das letzte Mal bei sich hatten.
  • Sie kennen Ihr Kind am besten: Ist es neugierig und geht gerne mal dorthin, wo Mama und Papa vielleicht nicht unbedingt schauen würden?
  • Versetzen Sie sich in die Lage des Kindes: Gab es einen Streit? Ist es wütend?
  • Checken Sie, ob das Kind zu Fuß oder gar mit dem Fahrrad unterwegs ist. Entsprechend muss die Suche gestaltet werden.
  • Sprechen Sie Freunde und Verwandte an und involvieren Sie diese in die Suche.
  • Sorgen Sie dafür, dass ein Elternteil während der Suche zu Hause ist.

Diese Infos braucht die Polizei

  • Alter, Größe und Name des Kindes
  • Wann haben Sie das Kind das letzte Mal gesehen?
  • Eine Adresse als Anlaufpunkt für die Polizei und das Kind
  • Bei Gefahr im Verzug werden Sie gebeten, ein aktuelles Foto auf der nächsten Polizeidienststelle vorzulegen.

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Kind verschwunden: Situation einschätzen

Kommt Angst und Panik auf, wählen Sie die Notrufnummer der Polizei unmittelbar. Denn ohne Ruhe gerät der Körper in einen Stresszustand, in dem er kaum noch handlungsfähig ist.
Dennoch raten die Experten der Polizei dazu, erst einmal selbst zu überlegen, wo Ihr Kind sein könnte. Beziehen Sie dazu auch immer den Ort mit ein, an dem es sich aufhielt. So macht es einen Unterschied, ob das Kind etwa auf einem Spielplatz oder in der Menschenmenge eines belebten Platzes verschwand.
"Je gefährlicher so eine Situation ist, zum Beispiel eine starkbefahrene Straße, desto schneller würde ich die 110 anrufen als irgendwo in einer sicheren Umgebung wie in einem Freizeitpark oder dem Zoo", erklärt Kriminalhauptkommissarin Anja Brückmann von der Polizei Düsseldorf. An letzteren Orten sei es relativ sicher, dass man das Kind auch wiederfindet.

Heike Pöppinghaus vom Deutschen Kinderschutzbund gibt Tipps, was Eltern und Außenstehende tun können, wenn ein Kind verschwunden ist und wann man die Polizei verständigen sollte.

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Vorkehrungen treffen

Treffpunkt vereinbaren

Kriminalhauptkommissarin Anja Brückmann rät Vorkehrungen zu treffen: Gehen Sie mit den Kindern Orte durch, an denen Sie sich treffen können. Dies ist wichtig, wenn Sie sich in einer unbekannten Umgebung befinden, etwa beim Stadtbummel oder Badeausflug.

Mobilnummer mitgeben

Bei Kindern, die kein Smartphone bei sich tragen, rät Anja Brückmann dazu, die Mobilnummer eines der Elternteile gut sichtbar auf den Unterarm des Kindes zu schreiben. Das hilft jenen, die das Kind finden, schnell Kontakt mit Ihnen aufzunehmen.

Klären, wen das Kind um Hilfe bitten kann

Heike Pöppinghaus vom Deutschen Kinderschutzbund rät, mit den Kindern vorher zu besprechen, welche Erwachsenen sie ansprechen und um Hilfe bitten können. Dies könne zum Beispiel die Kassiererin oder der Bademeister sein - oder mehrere Erwachsene gleichzeitig. Das Kind sollte also möglichst eine öffentliche Situation schaffen. Es sollte wissen, dass es mit niemandem mitgehen soll, der anbietet es nach Hause zu fahren.

Spiel oder Unachtsamkeit: Warum laufen Kinder weg?

Wenn Kinder aktiv weglaufen, dann in der Regel entweder aus einem plötzlichen Ärger heraus, um Abstand herzustellen. Oder aber sie wollen den Erwachsenen zeigen: "So sauer bin ich."
Bei kleinen Kindern werde das Weglaufen oft als Spiel angesehen, sagt Heike Pöppinghaus vom Deutschen Kinderschutzbund:
Ist das Kind in Spiellaune, will es nur von Mama oder Papa gesucht werden. Von einer Gefahr für das Kind ist dann nicht auszugehen.
Heike Pöppinghaus, Deutscher Kinderschutzbund
Die meisten Kinder gingen aber verloren, weil sie vorweglaufen und plötzlich die Eltern nicht mehr sehen, so die Expertin weiter. Die seien wiederum durch ihr Handy abgelenkt, was "fatale Folgen haben kann bei Ausflügen mit Kindern", so Pöppinghaus weiter.

Das Kind nicht alleine suchen

Die Suche nach dem weggelaufenen Kind sollte idealerweise nie allein erfolgen, sondern mit mehreren zusammen. Sprechen Sie den Bademeister am Pool, die Verkäuferin im Großmarkt oder auch den Müllwerker auf der Straße an.
"Eine Person an den besprochenen Ort schicken oder dort, wo man sich zuletzt gesehen hat", rät Heike Pöppinghaus. Auch sollte während der Suche immer jemand zu Hause sein, denn abhängig vom Alter des Kindes könne es eigenständig dorthin zurückfinden.

Einsatz von GPS-Trackern mit Kind besprechen

Gerade im Urlaub oder an fremden Orten ist der Einsatz von Trackern sinnvoll. Heike Pöppinghaus vom Kinderschutzbund rät jedoch, mit dem Kind über den Einsatz von GPS-Trackern zu sprechen. Sie empfiehlt, das Kind aktiv in die Entscheidungsfindung zum Tracker-Gebrauch einzubinden und dem Nachwuchs zu erklären, welche Vorteile das hat. "Wichtig ist aber, dass man von einer permanenten Überwachung absieht und das Kind sich auch alleine überlässt", ergänzt Pöppinghaus.
Henning Behrens ist Redakteur des Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

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Quelle: ZDF
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